Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.Zu Goethes Leipziger Studentenzeit. von G. wustmann. esser noch als aus "Dichtung und Wahrheit" sieht man ans einem Nicht sicher ist bisher der Tag dieser ersten Ausführung gewesen. Vlüinner Abbe rühmt in der Einleitung zu den Denkwürdigkeiten der Caroline Im Leipziger Ratsarchiv befindet sich eine handschriftliche Chronik von Zu Goethes Leipziger Studentenzeit. von G. wustmann. esser noch als aus „Dichtung und Wahrheit" sieht man ans einem Nicht sicher ist bisher der Tag dieser ersten Ausführung gewesen. Vlüinner Abbe rühmt in der Einleitung zu den Denkwürdigkeiten der Caroline Im Leipziger Ratsarchiv befindet sich eine handschriftliche Chronik von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0126" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194104"/> </div> <div n="1"> <head> Zu Goethes Leipziger Studentenzeit.<lb/><note type="byline"> von G. wustmann.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_401"> esser noch als aus „Dichtung und Wahrheit" sieht man ans einem<lb/> kleinen unter die Theateraufsätze Goethes eingereihten Fragment<lb/> (Hempel, Bd. 28, S, 623), von welcher Wichtigkeit für den jungen<lb/> Studenten Goethe das Leipziger Theater gewesen ist. Gewiß<lb/> das wichtigste aber unter seinen damaligen Theatererlebnissen war<lb/> das, was er an die Spitze jenes Fragmentes stellt: daß gleich im ersten Jahre<lb/> seines Leipziger Anfenthaltes dem Schauspiel, welches bis dahin in den Mauern<lb/> der Stadt ein nnstcites Wanderleben hatte führen müssen, durch die Freigebig¬<lb/> keit und Unternehmungslust eines kunstsinnigen Bürgers eine eigne bleibende<lb/> Stätte bereitet wurde. „Auf dem neuerbauten Theater erhielt natürlicherweise<lb/> das Schauspiel neue Aufmunterung und Belebung." Im Oktober 1766 wurde<lb/> das Leipziger Komödienhans mit ElinS Schlegels „Hermann" festlich eröffnet.</p><lb/> <p xml:id="ID_402"> Nicht sicher ist bisher der Tag dieser ersten Ausführung gewesen. Vlüinner<lb/> (Geschichte des Leipziger Theaters, S. 131) meinte, die letzte Vorstellung, die<lb/> Koch auf dem alten Schauplätze in Quandts Hofe gegeben habe, „müsse" de»<lb/> 5. Oktober stattgefunden haben, und da in der Clvdiusschen Schlußrede zu dieser<lb/> Vorstellung die Eröffnung des neuen Hauses auf den folgenden Tag ange¬<lb/> kündigt wird, so hielt er den 6. Oktober für den Eröffnungstag. Dieser Ver¬<lb/> mutung steht die Angabe der Schauspielerin Caroline Schutze gegenüber, die<lb/> in ihren von Abbe herausgegebenen Denkwürdigkeiten (Historisches Taschenbuch<lb/> 1873, S. 401) aufs bestimmteste deu 10. Oktober als den Eröffnungstag nennt.<lb/> Gewiß ist dieser Widerspruch die Ursache, weshalb Düntzer, der sonst in seinem<lb/> Leben Goethes mit so diariumsmäßiger Genauigkeit vorschreitet, in diesem Falle<lb/> nichts andres zu sagen wagt, als die Eröffnung des neuen Theaters habe<lb/> „anfangs Oktober" stattgefunden (S. 74).</p><lb/> <p xml:id="ID_403"> Abbe rühmt in der Einleitung zu den Denkwürdigkeiten der Caroline<lb/> Schulze die oft überraschende Genauigkeit ihrer Aufzeichnungen. Auch der vor¬<lb/> liegende Fall ist ein Beweis dafür: ihre Angabe ist die richtige, wie sich aus<lb/> doppelter aktenmäßiger Quelle nachweisen läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_404" next="#ID_405"> Im Leipziger Ratsarchiv befindet sich eine handschriftliche Chronik von<lb/> Leipzig, welche in vier stattlichen Fvliobündcn die Jahre 1714—1771 umfaßt-<lb/> Sie kündigt sich auf dem Titelblatte des ersten Bandes ausdrücklich als Fort¬<lb/> setzung der bekannten gedruckten Leipziger Chronik vou I. I. Vogel an, die bis<lb/> zum Jahre 1714 reicht; als Verfasser nennt sich der Universitätspedell und<lb/> Notar Johann Salomon Riemer. Diese Chronik, die unter einem großen Haufen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0126]
Zu Goethes Leipziger Studentenzeit.
von G. wustmann.
esser noch als aus „Dichtung und Wahrheit" sieht man ans einem
kleinen unter die Theateraufsätze Goethes eingereihten Fragment
(Hempel, Bd. 28, S, 623), von welcher Wichtigkeit für den jungen
Studenten Goethe das Leipziger Theater gewesen ist. Gewiß
das wichtigste aber unter seinen damaligen Theatererlebnissen war
das, was er an die Spitze jenes Fragmentes stellt: daß gleich im ersten Jahre
seines Leipziger Anfenthaltes dem Schauspiel, welches bis dahin in den Mauern
der Stadt ein nnstcites Wanderleben hatte führen müssen, durch die Freigebig¬
keit und Unternehmungslust eines kunstsinnigen Bürgers eine eigne bleibende
Stätte bereitet wurde. „Auf dem neuerbauten Theater erhielt natürlicherweise
das Schauspiel neue Aufmunterung und Belebung." Im Oktober 1766 wurde
das Leipziger Komödienhans mit ElinS Schlegels „Hermann" festlich eröffnet.
Nicht sicher ist bisher der Tag dieser ersten Ausführung gewesen. Vlüinner
(Geschichte des Leipziger Theaters, S. 131) meinte, die letzte Vorstellung, die
Koch auf dem alten Schauplätze in Quandts Hofe gegeben habe, „müsse" de»
5. Oktober stattgefunden haben, und da in der Clvdiusschen Schlußrede zu dieser
Vorstellung die Eröffnung des neuen Hauses auf den folgenden Tag ange¬
kündigt wird, so hielt er den 6. Oktober für den Eröffnungstag. Dieser Ver¬
mutung steht die Angabe der Schauspielerin Caroline Schutze gegenüber, die
in ihren von Abbe herausgegebenen Denkwürdigkeiten (Historisches Taschenbuch
1873, S. 401) aufs bestimmteste deu 10. Oktober als den Eröffnungstag nennt.
Gewiß ist dieser Widerspruch die Ursache, weshalb Düntzer, der sonst in seinem
Leben Goethes mit so diariumsmäßiger Genauigkeit vorschreitet, in diesem Falle
nichts andres zu sagen wagt, als die Eröffnung des neuen Theaters habe
„anfangs Oktober" stattgefunden (S. 74).
Abbe rühmt in der Einleitung zu den Denkwürdigkeiten der Caroline
Schulze die oft überraschende Genauigkeit ihrer Aufzeichnungen. Auch der vor¬
liegende Fall ist ein Beweis dafür: ihre Angabe ist die richtige, wie sich aus
doppelter aktenmäßiger Quelle nachweisen läßt.
Im Leipziger Ratsarchiv befindet sich eine handschriftliche Chronik von
Leipzig, welche in vier stattlichen Fvliobündcn die Jahre 1714—1771 umfaßt-
Sie kündigt sich auf dem Titelblatte des ersten Bandes ausdrücklich als Fort¬
setzung der bekannten gedruckten Leipziger Chronik vou I. I. Vogel an, die bis
zum Jahre 1714 reicht; als Verfasser nennt sich der Universitätspedell und
Notar Johann Salomon Riemer. Diese Chronik, die unter einem großen Haufen
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