Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Drittes Quartal.fehlte es unsern Dilettanten natürlich gänzlich, und so waren sie heilfroh dar¬ Dabei habe ich denn, vor nunmehr dreiundzwanzig Jahren, Gelegen¬ Hier liegt wieder eine Bestätigung der tröstlichen, wenn auch oft bestrittenen Der ägyptische Kriegsschauplatz. n der ägyptischen Frage sind in den letzten Wochen Verände¬ fehlte es unsern Dilettanten natürlich gänzlich, und so waren sie heilfroh dar¬ Dabei habe ich denn, vor nunmehr dreiundzwanzig Jahren, Gelegen¬ Hier liegt wieder eine Bestätigung der tröstlichen, wenn auch oft bestrittenen Der ägyptische Kriegsschauplatz. n der ägyptischen Frage sind in den letzten Wochen Verände¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0276" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193617"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_883" prev="#ID_882"> fehlte es unsern Dilettanten natürlich gänzlich, und so waren sie heilfroh dar¬<lb/> über, daß ihnen ein kundiger Thebaner beibrachte, wie sie räuspern und wie<lb/> sie spucken sollten, und daß er als Feldherr die Schlacht hinter den Kulissen<lb/> leitete.</p><lb/> <p xml:id="ID_884"> Dabei habe ich denn, vor nunmehr dreiundzwanzig Jahren, Gelegen¬<lb/> heit gehabt, in den szenischen Arrangements dieses dunkeln Biedermannes, von<lb/> dem nicht einmal der Name auf die Nachwelt gekommen ist, einige Lichterchen und<lb/> Effektchen zu bewundern, welche nach dem letzten Grenzbotenbericht jetzt bei den<lb/> Meiningern genau in derselben Weise vorgeführt werden. Das schöne Mi߬<lb/> verständnis des Rekruten bei der Aufforderung des Wachtmeisters, ihm den kleinen<lb/> Finger abzudanken, die darauf folgende Ohrfeige und das Abgehen des Lümmels<lb/> habe ich genau so gesehen; die Kinkerlitzchen in der Kapuzinerpredigt: der weg¬<lb/> genommene und ausgetrunkene Krug, das Greifen nach der Flasche, das Weg¬<lb/> schleppen des Mönchs mit sammt seiner Tonne, alles ist uns genau so vor¬<lb/> geführt worden zu einer Zeit, wo mau noch an keine Meininger dachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_885"> Hier liegt wieder eine Bestätigung der tröstlichen, wenn auch oft bestrittenen<lb/> Wahrheit vor, daß jedes einmal dem dunkeln Schoß der heiligen Erde anver¬<lb/> traute Snmeukorn früher oder später aufgeht und seine Frucht bringt. Der<lb/> Herr „Jntendanzrat" wird schwerlich jener Aufführung oder eiuer andern von<lb/> demselben „Direktor" geleiteten beigewohnt haben. Augenscheinlich handelt sichs<lb/> hier um uralte Jnszenirnngsspäße, wie sie sich von einer kleinen Wanderbühne<lb/> zur andern fortpflanzen. Während sie aber dort vielleicht endlich verloren und<lb/> vergessen worden wären, werden sie nunmehr dem dankbaren Publikum ewig<lb/> erhalten bleiben, nachdem sie mit einer Marke versehen worden sind, die jeden<lb/> Zweifel an ihrer „Echtheit" — diesem Privilegium, der Meininger — aus¬<lb/> schli<note type="byline"> —i.</note> eßt. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der ägyptische Kriegsschauplatz.</head><lb/> <p xml:id="ID_886" next="#ID_887"> n der ägyptischen Frage sind in den letzten Wochen Verände¬<lb/> rungen sehr wesentlicher Art eingetreten, deren Bedeutung sich in<lb/> den Satz zusammenfassen läßt: auf die Periode der Verhandlungen<lb/> und des unsichern Tastens ist mit dem Bombardement und der<lb/> spätern Besetzung Alexnndriens durch die Engländer der Beginn<lb/> einer Periode der Entschlüsse und des Vorgehens mit den Waffen gefolgt. Eng¬<lb/> land bereitet sich ans einen Kriegszug im Nillande vor. Frankreich hat sich ihm</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0276]
fehlte es unsern Dilettanten natürlich gänzlich, und so waren sie heilfroh dar¬
über, daß ihnen ein kundiger Thebaner beibrachte, wie sie räuspern und wie
sie spucken sollten, und daß er als Feldherr die Schlacht hinter den Kulissen
leitete.
Dabei habe ich denn, vor nunmehr dreiundzwanzig Jahren, Gelegen¬
heit gehabt, in den szenischen Arrangements dieses dunkeln Biedermannes, von
dem nicht einmal der Name auf die Nachwelt gekommen ist, einige Lichterchen und
Effektchen zu bewundern, welche nach dem letzten Grenzbotenbericht jetzt bei den
Meiningern genau in derselben Weise vorgeführt werden. Das schöne Mi߬
verständnis des Rekruten bei der Aufforderung des Wachtmeisters, ihm den kleinen
Finger abzudanken, die darauf folgende Ohrfeige und das Abgehen des Lümmels
habe ich genau so gesehen; die Kinkerlitzchen in der Kapuzinerpredigt: der weg¬
genommene und ausgetrunkene Krug, das Greifen nach der Flasche, das Weg¬
schleppen des Mönchs mit sammt seiner Tonne, alles ist uns genau so vor¬
geführt worden zu einer Zeit, wo mau noch an keine Meininger dachte.
Hier liegt wieder eine Bestätigung der tröstlichen, wenn auch oft bestrittenen
Wahrheit vor, daß jedes einmal dem dunkeln Schoß der heiligen Erde anver¬
traute Snmeukorn früher oder später aufgeht und seine Frucht bringt. Der
Herr „Jntendanzrat" wird schwerlich jener Aufführung oder eiuer andern von
demselben „Direktor" geleiteten beigewohnt haben. Augenscheinlich handelt sichs
hier um uralte Jnszenirnngsspäße, wie sie sich von einer kleinen Wanderbühne
zur andern fortpflanzen. Während sie aber dort vielleicht endlich verloren und
vergessen worden wären, werden sie nunmehr dem dankbaren Publikum ewig
erhalten bleiben, nachdem sie mit einer Marke versehen worden sind, die jeden
Zweifel an ihrer „Echtheit" — diesem Privilegium, der Meininger — aus¬
schli —i. eßt.
Der ägyptische Kriegsschauplatz.
n der ägyptischen Frage sind in den letzten Wochen Verände¬
rungen sehr wesentlicher Art eingetreten, deren Bedeutung sich in
den Satz zusammenfassen läßt: auf die Periode der Verhandlungen
und des unsichern Tastens ist mit dem Bombardement und der
spätern Besetzung Alexnndriens durch die Engländer der Beginn
einer Periode der Entschlüsse und des Vorgehens mit den Waffen gefolgt. Eng¬
land bereitet sich ans einen Kriegszug im Nillande vor. Frankreich hat sich ihm
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