Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.Politische Briefe. von 615 401 031 Dollars. Vor solchen Summen verschwindet dus National-Budget Schließlich noch die Bemerkung, daß das Attentat vom 2. Juli d. I. mög¬ politische Briefe. ^0. Der Umschwung im deutschen Volke. s si Politische Briefe. von 615 401 031 Dollars. Vor solchen Summen verschwindet dus National-Budget Schließlich noch die Bemerkung, daß das Attentat vom 2. Juli d. I. mög¬ politische Briefe. ^0. Der Umschwung im deutschen Volke. s si <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150630"/> <fw type="header" place="top"> Politische Briefe.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1524" prev="#ID_1523"> von 615 401 031 Dollars. Vor solchen Summen verschwindet dus National-Budget<lb/> und mit Bezug auf die erste Summe sogar die National-Schuld. Dabei ist uicht<lb/> zu vergessen, daß der ganze Apparat dieser colossalen Macht in wenigen Händen<lb/> ruht." Die Brutto- und Netto--Einnahmen der Eisenbahnen beweisen, daß die¬<lb/> selben fortfahren, ausgezeichnete Geschäfte zu machen. Eine natürliche Folge davon<lb/> müßte sein, daß die Frachten erheblich billiger würden. Es läßt sich um auch<lb/> Wohl uicht leugnen, daß sie im allgemeinen billiger geworden sind; aber man ist<lb/> in Amerika doch entschieden der Ansicht, daß die Frachtraten nach den Grundsätzen<lb/> eines soliden und ehrlichen Transport-Geschäfts noch niedriger bemessen werden<lb/> könnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1525"> Schließlich noch die Bemerkung, daß das Attentat vom 2. Juli d. I. mög¬<lb/> licherweise auf das corrupte Aemterweseu in der nordameriknnischen Union einen<lb/> wohlthätigen Einfluß ausüben wird. Nicht nur die einzelnen Cabinetsmitglieder<lb/> haben diesen Gegenstand einer reiflicher Berathung unterzogen, sondern auch im<lb/> Volke beschäftigt man sich sehr eifrig damit, indem eine ganze Anzahl von Civil¬<lb/> dienstreform-Gesellschaften gegründet worden ist, deren Aufgabe es ist, die Agita¬<lb/> tion in dieser Frage fortzusetzen und zugleich Mittel und Wege zu ihrer Lösung<lb/> vorzuschlagen. Einen wirklichen und zwar möglichst baldigen Erfolg dürfte diese<lb/> Agitation freilich nur in dem Falle haben, daß der Präsident Garfield am Leben<lb/> erhalten bleibt. Wenn Guiteaus Verbrecherthat dem Leben Garfields ein vor¬<lb/> zeitiges Ende setzt, so ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß mit demi Einzuge des<lb/> jetzigen Vicepräsidenten Arthur in das „Weiße Haus" eine gründliche Reform<lb/> des Civildienstes beginnen würde. Das Gerücht aber, Arthur sei geneigt, nach dem<lb/> etwaigen Hinscheiden Garfields auf die Uebernahme der Präsidentschaft zu ver¬<lb/> zichten, erscheint vollständig unbegründet und hat bis jetzt nicht die geringste Be¬<lb/> stätigung erhalten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> politische Briefe.<lb/> ^0. Der Umschwung im deutschen Volke. </head><lb/> <p xml:id="ID_1526"> s si<lb/> nd fast zwei Jahre — November 1879 —, daß Heinrich von<lb/> Treitschke in den „Preußischen Jahrbüchern" folgende Worte schrieb:<lb/> „Wer die letzten Monate im Allsland verlebte und nun plötzlich wieder<lb/> eintritt in die stürmische deutsche Welt, der erschrickt fast vor diesen:<lb/> Erwachen des Volksgcwissens, vor diesen tausend Stimmen, die<lb/> sich untereinander entschuldigen oder verklagen. Der Hergang ist um so erstaun¬<lb/> licher, da er sich fast ganz unabhängig von der Presse vollzieht; denn noch nie<lb/> sind unsre Zeitungen so wenig ein Spiegelbild der öffentlichen Meinung gewesen.<lb/> Wenn man die Mehrzahl der deutschen Blätter durchmustert, so sollte man meinen,<lb/> die liberalen Wunschzettel der sechziger Jahre und der naive Glaube ein die un¬<lb/> fehlbare Macht der »Bildung« beherrschten noch immer unser Volk."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Politische Briefe.
von 615 401 031 Dollars. Vor solchen Summen verschwindet dus National-Budget
und mit Bezug auf die erste Summe sogar die National-Schuld. Dabei ist uicht
zu vergessen, daß der ganze Apparat dieser colossalen Macht in wenigen Händen
ruht." Die Brutto- und Netto--Einnahmen der Eisenbahnen beweisen, daß die¬
selben fortfahren, ausgezeichnete Geschäfte zu machen. Eine natürliche Folge davon
müßte sein, daß die Frachten erheblich billiger würden. Es läßt sich um auch
Wohl uicht leugnen, daß sie im allgemeinen billiger geworden sind; aber man ist
in Amerika doch entschieden der Ansicht, daß die Frachtraten nach den Grundsätzen
eines soliden und ehrlichen Transport-Geschäfts noch niedriger bemessen werden
könnten.
Schließlich noch die Bemerkung, daß das Attentat vom 2. Juli d. I. mög¬
licherweise auf das corrupte Aemterweseu in der nordameriknnischen Union einen
wohlthätigen Einfluß ausüben wird. Nicht nur die einzelnen Cabinetsmitglieder
haben diesen Gegenstand einer reiflicher Berathung unterzogen, sondern auch im
Volke beschäftigt man sich sehr eifrig damit, indem eine ganze Anzahl von Civil¬
dienstreform-Gesellschaften gegründet worden ist, deren Aufgabe es ist, die Agita¬
tion in dieser Frage fortzusetzen und zugleich Mittel und Wege zu ihrer Lösung
vorzuschlagen. Einen wirklichen und zwar möglichst baldigen Erfolg dürfte diese
Agitation freilich nur in dem Falle haben, daß der Präsident Garfield am Leben
erhalten bleibt. Wenn Guiteaus Verbrecherthat dem Leben Garfields ein vor¬
zeitiges Ende setzt, so ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß mit demi Einzuge des
jetzigen Vicepräsidenten Arthur in das „Weiße Haus" eine gründliche Reform
des Civildienstes beginnen würde. Das Gerücht aber, Arthur sei geneigt, nach dem
etwaigen Hinscheiden Garfields auf die Uebernahme der Präsidentschaft zu ver¬
zichten, erscheint vollständig unbegründet und hat bis jetzt nicht die geringste Be¬
stätigung erhalten.
politische Briefe.
^0. Der Umschwung im deutschen Volke.
s si
nd fast zwei Jahre — November 1879 —, daß Heinrich von
Treitschke in den „Preußischen Jahrbüchern" folgende Worte schrieb:
„Wer die letzten Monate im Allsland verlebte und nun plötzlich wieder
eintritt in die stürmische deutsche Welt, der erschrickt fast vor diesen:
Erwachen des Volksgcwissens, vor diesen tausend Stimmen, die
sich untereinander entschuldigen oder verklagen. Der Hergang ist um so erstaun¬
licher, da er sich fast ganz unabhängig von der Presse vollzieht; denn noch nie
sind unsre Zeitungen so wenig ein Spiegelbild der öffentlichen Meinung gewesen.
Wenn man die Mehrzahl der deutschen Blätter durchmustert, so sollte man meinen,
die liberalen Wunschzettel der sechziger Jahre und der naive Glaube ein die un¬
fehlbare Macht der »Bildung« beherrschten noch immer unser Volk."
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