Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Charakteristik des Mauchosterthums.

Mit der gerühmten Politik der freien Hand, welche Freiherr von Schleiuitz
1859 übte, hatte sich Preußen richtig zwischen zwei Stühle gesetzt. Was hin¬
derte Oesterreich und Frankreich, in, Frieden von Villafranca sich auch darüber
zu besprechen, wie man um besten über Preußen herfallen, demselben Schlesien
"ud das linke Rheinufer entreißen könnte? Vielleicht nichts, als daß die fran¬
zösischen und österreichischen leitenden Staatsmänner derzeit dem preußischen
nur ebenbürtig, nicht überlegen waren. "Winke der Art. sagt eine damals vicl-
bcsprochne Brochüre,") scheinen in der That in Villafranca gefallen zu sein.
In ihrem Zorn gegen Preußen waren die beiden Kaiser gleich." Franz Josef
klagte in seiner Fricdensproelmnation darüber, ohne Bundesgenossen geblieben
zu sein, Napoleon schrieb den raschen Friedensschluß der drohenden Haltung
Prenszens zu, die ihn genöthigt habe, von der Vollendung seines Werkes in
Italien abzustehen.

Das sind die Leistungen des Ministers, welcher jetzt dem Fürsten Bismarck
gegenüber als ein politischer Heros ans den Schild gehoben wird!




Zur (Lharakteristik des Manchesterthums.
^. Lodden und der Lodden-Lind.

in 23. Juli meldeten die Londoner Zeitungen, daß der Cobden-
Clnb Tags vorher wieder einmal seine Jahresversmninlnug ab¬
gehalten. Früher pflegten sich zu dieser Ceremonie allerlei Nota¬
bilitäten, die oder jene wissenschaftliche oder politische Größe, der
eine und der andre Minister einzustellen, man dinirte schließlich
und erfreute sich an einem Feuerwerk von Toasten. Diesmal scheint es weniger
glänzend und weniger animirt zugegangen zu sein. Die Minister und andre
Berühmtheiten blieben ans, selbst Herr Karl Blind, der im vorigen Jahre wunder¬
licherweise die Rolle eines Vertreters Deutschlands bei der Feier spielte, war
abwesend, der Bericht sagt nichts von Couverts, nichts von Tischreden. Viel¬
leicht dürfen wir daraus schließen, daß es mit dem Ansehen des genannten Vereins
bergab gegangen ist, und wäre dem so, so sollte es uns nicht grämen.

Was es mit der genannten Gesellschaft in Wahrheit für eine Bewandtnis;
hat, darüber unterrichtet uns am besten eine soeben erschienene deutsche Flug-



Wns uns noch retten kann; ein Wort ohne Umschweife. Berlin, I. Guttentag, 1361.
Zur Charakteristik des Mauchosterthums.

Mit der gerühmten Politik der freien Hand, welche Freiherr von Schleiuitz
1859 übte, hatte sich Preußen richtig zwischen zwei Stühle gesetzt. Was hin¬
derte Oesterreich und Frankreich, in, Frieden von Villafranca sich auch darüber
zu besprechen, wie man um besten über Preußen herfallen, demselben Schlesien
»ud das linke Rheinufer entreißen könnte? Vielleicht nichts, als daß die fran¬
zösischen und österreichischen leitenden Staatsmänner derzeit dem preußischen
nur ebenbürtig, nicht überlegen waren. „Winke der Art. sagt eine damals vicl-
bcsprochne Brochüre,") scheinen in der That in Villafranca gefallen zu sein.
In ihrem Zorn gegen Preußen waren die beiden Kaiser gleich." Franz Josef
klagte in seiner Fricdensproelmnation darüber, ohne Bundesgenossen geblieben
zu sein, Napoleon schrieb den raschen Friedensschluß der drohenden Haltung
Prenszens zu, die ihn genöthigt habe, von der Vollendung seines Werkes in
Italien abzustehen.

Das sind die Leistungen des Ministers, welcher jetzt dem Fürsten Bismarck
gegenüber als ein politischer Heros ans den Schild gehoben wird!




Zur (Lharakteristik des Manchesterthums.
^. Lodden und der Lodden-Lind.

in 23. Juli meldeten die Londoner Zeitungen, daß der Cobden-
Clnb Tags vorher wieder einmal seine Jahresversmninlnug ab¬
gehalten. Früher pflegten sich zu dieser Ceremonie allerlei Nota¬
bilitäten, die oder jene wissenschaftliche oder politische Größe, der
eine und der andre Minister einzustellen, man dinirte schließlich
und erfreute sich an einem Feuerwerk von Toasten. Diesmal scheint es weniger
glänzend und weniger animirt zugegangen zu sein. Die Minister und andre
Berühmtheiten blieben ans, selbst Herr Karl Blind, der im vorigen Jahre wunder¬
licherweise die Rolle eines Vertreters Deutschlands bei der Feier spielte, war
abwesend, der Bericht sagt nichts von Couverts, nichts von Tischreden. Viel¬
leicht dürfen wir daraus schließen, daß es mit dem Ansehen des genannten Vereins
bergab gegangen ist, und wäre dem so, so sollte es uns nicht grämen.

Was es mit der genannten Gesellschaft in Wahrheit für eine Bewandtnis;
hat, darüber unterrichtet uns am besten eine soeben erschienene deutsche Flug-



Wns uns noch retten kann; ein Wort ohne Umschweife. Berlin, I. Guttentag, 1361.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150427"/>
          <fw type="header" place="top"> Zur Charakteristik des Mauchosterthums.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_902"> Mit der gerühmten Politik der freien Hand, welche Freiherr von Schleiuitz<lb/>
1859 übte, hatte sich Preußen richtig zwischen zwei Stühle gesetzt. Was hin¬<lb/>
derte Oesterreich und Frankreich, in, Frieden von Villafranca sich auch darüber<lb/>
zu besprechen, wie man um besten über Preußen herfallen, demselben Schlesien<lb/>
»ud das linke Rheinufer entreißen könnte? Vielleicht nichts, als daß die fran¬<lb/>
zösischen und österreichischen leitenden Staatsmänner derzeit dem preußischen<lb/>
nur ebenbürtig, nicht überlegen waren. &#x201E;Winke der Art. sagt eine damals vicl-<lb/>
bcsprochne Brochüre,") scheinen in der That in Villafranca gefallen zu sein.<lb/>
In ihrem Zorn gegen Preußen waren die beiden Kaiser gleich." Franz Josef<lb/>
klagte in seiner Fricdensproelmnation darüber, ohne Bundesgenossen geblieben<lb/>
zu sein, Napoleon schrieb den raschen Friedensschluß der drohenden Haltung<lb/>
Prenszens zu, die ihn genöthigt habe, von der Vollendung seines Werkes in<lb/>
Italien abzustehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_903"> Das sind die Leistungen des Ministers, welcher jetzt dem Fürsten Bismarck<lb/>
gegenüber als ein politischer Heros ans den Schild gehoben wird!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Zur (Lharakteristik des Manchesterthums.<lb/>
^. Lodden und der Lodden-Lind. </head><lb/>
          <p xml:id="ID_904"> in 23. Juli meldeten die Londoner Zeitungen, daß der Cobden-<lb/>
Clnb Tags vorher wieder einmal seine Jahresversmninlnug ab¬<lb/>
gehalten. Früher pflegten sich zu dieser Ceremonie allerlei Nota¬<lb/>
bilitäten, die oder jene wissenschaftliche oder politische Größe, der<lb/>
eine und der andre Minister einzustellen, man dinirte schließlich<lb/>
und erfreute sich an einem Feuerwerk von Toasten. Diesmal scheint es weniger<lb/>
glänzend und weniger animirt zugegangen zu sein. Die Minister und andre<lb/>
Berühmtheiten blieben ans, selbst Herr Karl Blind, der im vorigen Jahre wunder¬<lb/>
licherweise die Rolle eines Vertreters Deutschlands bei der Feier spielte, war<lb/>
abwesend, der Bericht sagt nichts von Couverts, nichts von Tischreden. Viel¬<lb/>
leicht dürfen wir daraus schließen, daß es mit dem Ansehen des genannten Vereins<lb/>
bergab gegangen ist, und wäre dem so, so sollte es uns nicht grämen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_905" next="#ID_906"> Was es mit der genannten Gesellschaft in Wahrheit für eine Bewandtnis;<lb/>
hat, darüber unterrichtet uns am besten eine soeben erschienene deutsche Flug-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_69" place="foot"> Wns uns noch retten kann; ein Wort ohne Umschweife. Berlin, I. Guttentag, 1361.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0277] Zur Charakteristik des Mauchosterthums. Mit der gerühmten Politik der freien Hand, welche Freiherr von Schleiuitz 1859 übte, hatte sich Preußen richtig zwischen zwei Stühle gesetzt. Was hin¬ derte Oesterreich und Frankreich, in, Frieden von Villafranca sich auch darüber zu besprechen, wie man um besten über Preußen herfallen, demselben Schlesien »ud das linke Rheinufer entreißen könnte? Vielleicht nichts, als daß die fran¬ zösischen und österreichischen leitenden Staatsmänner derzeit dem preußischen nur ebenbürtig, nicht überlegen waren. „Winke der Art. sagt eine damals vicl- bcsprochne Brochüre,") scheinen in der That in Villafranca gefallen zu sein. In ihrem Zorn gegen Preußen waren die beiden Kaiser gleich." Franz Josef klagte in seiner Fricdensproelmnation darüber, ohne Bundesgenossen geblieben zu sein, Napoleon schrieb den raschen Friedensschluß der drohenden Haltung Prenszens zu, die ihn genöthigt habe, von der Vollendung seines Werkes in Italien abzustehen. Das sind die Leistungen des Ministers, welcher jetzt dem Fürsten Bismarck gegenüber als ein politischer Heros ans den Schild gehoben wird! Zur (Lharakteristik des Manchesterthums. ^. Lodden und der Lodden-Lind. in 23. Juli meldeten die Londoner Zeitungen, daß der Cobden- Clnb Tags vorher wieder einmal seine Jahresversmninlnug ab¬ gehalten. Früher pflegten sich zu dieser Ceremonie allerlei Nota¬ bilitäten, die oder jene wissenschaftliche oder politische Größe, der eine und der andre Minister einzustellen, man dinirte schließlich und erfreute sich an einem Feuerwerk von Toasten. Diesmal scheint es weniger glänzend und weniger animirt zugegangen zu sein. Die Minister und andre Berühmtheiten blieben ans, selbst Herr Karl Blind, der im vorigen Jahre wunder¬ licherweise die Rolle eines Vertreters Deutschlands bei der Feier spielte, war abwesend, der Bericht sagt nichts von Couverts, nichts von Tischreden. Viel¬ leicht dürfen wir daraus schließen, daß es mit dem Ansehen des genannten Vereins bergab gegangen ist, und wäre dem so, so sollte es uns nicht grämen. Was es mit der genannten Gesellschaft in Wahrheit für eine Bewandtnis; hat, darüber unterrichtet uns am besten eine soeben erschienene deutsche Flug- Wns uns noch retten kann; ein Wort ohne Umschweife. Berlin, I. Guttentag, 1361.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/277
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/277>, abgerufen am 24.12.2024.