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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Aus Schwaben.

nahein zu discreditircn, dann haben wir nur Einen Schritt zu dem langersehnten
Ziele. Dann, lieber Vater, dann wird der wahrhaft neue und regenerirte
Adel aus unserm Volke den Einzug halten und die ihm von Gott ver¬
heißene Mission erfüllen. --

Du fragst mich, ob ich keine Schritte thun werde, um selbst in den Adels¬
stand erhoben zu werden. Darüber mache dir keinen Kummer; mein Plan geht
weiter als du glaubst. Nicht der Sohn soll geadelt werden, sondern der Vater,
welcher einen solchen Sohn gezeugt hat. Dieser Adel übergeht dann erblich auf
mich, und meine Kinder erlangen dadurch gleich zwei Ahnen und mit ihnen einen
Vorsprung vor dem jüngsten Adel. Der größte Gewinn besteht aber darin, daß
dnrch diesen Vorgang meine Person bei der demokratischen Partei keine Einbuße
erleidet, weil ich nicht die Arme nach dein Adelsdiplom ausgestreckt habe, souderu
die Verdienste meines theuern Vaters, der so viel und unschuldig gelitten hat, ge¬
würdigt worden sind."

So weit der Politische Inhalt dieser höchst eigenthümlichen Epistel. Dos
weitere besprach häusliche Angelegenheiten des Empfängers derselben, der bei¬
läufig in der Broschüre dem Berichterstatter gegenüber sehr zuversichtlich weit¬
gehende und hochfliegende Hoffnungen in Betreff der Zukunft seines Volkes äußert.

Wir wüßten uns nicht zu erinnern, jemals gefunden zu haben, daß Herr
Dr. Glaser oder dessen Vater die Echtheit des obigen Briefes in Abrede gestellt
hätte, werden denselben also bis auf weiteres für authentisch halten dürfen. Was
er dann aber nach verschiednen Richtungen hin zu bedeuten hat, brauchen wir
wohl nicht hervorzuheben.




s on dem politischen Leben Schwabens läßt sich, obgleich die Zeit der
auern Gurke noch nicht herangekommen, doch nur wenig ver¬
meide", und das wenige concentrirt sich auf die bevorstehenden
Reichstagswahlen. Selbst über diese herrscht indeß trotz des be¬
reits erfolgten Schlusses des Reichstags nach außen wenigstens
noch ziemliche Stille. In der Schwabcnresideuz hat alle Welt mit der Lcmdes-
gewerbeausstcllung vollauf zu thun und denkt an alles, nur nicht an Politik;
wie schlaff das politische Leben hier ist, hat sich z. B. bei der kürzlich vorge¬
nommenen Bürgcrausschußwahl gezeigt, bei der kaum 10 Procent der Wahl¬
berechtigten abgestimmt haben -- die stauchen Wahlbetheiliguug seit geraumer Zeit.

Vom königlichen Hofe hat es das Haupt trotz seiner Abwesenheit während
des Winters und trotz der Ausstellung nicht lange in Stuttgart gelitten und
nach kann, vierwöchentlichen Aufenthalte, wie alljährlich, an die schönen Gestade
des Bodensees getrieben, wozu manche unangenehmen Vorgänge, wie eine in der


Aus Schwaben.

nahein zu discreditircn, dann haben wir nur Einen Schritt zu dem langersehnten
Ziele. Dann, lieber Vater, dann wird der wahrhaft neue und regenerirte
Adel aus unserm Volke den Einzug halten und die ihm von Gott ver¬
heißene Mission erfüllen. —

Du fragst mich, ob ich keine Schritte thun werde, um selbst in den Adels¬
stand erhoben zu werden. Darüber mache dir keinen Kummer; mein Plan geht
weiter als du glaubst. Nicht der Sohn soll geadelt werden, sondern der Vater,
welcher einen solchen Sohn gezeugt hat. Dieser Adel übergeht dann erblich auf
mich, und meine Kinder erlangen dadurch gleich zwei Ahnen und mit ihnen einen
Vorsprung vor dem jüngsten Adel. Der größte Gewinn besteht aber darin, daß
dnrch diesen Vorgang meine Person bei der demokratischen Partei keine Einbuße
erleidet, weil ich nicht die Arme nach dein Adelsdiplom ausgestreckt habe, souderu
die Verdienste meines theuern Vaters, der so viel und unschuldig gelitten hat, ge¬
würdigt worden sind."

So weit der Politische Inhalt dieser höchst eigenthümlichen Epistel. Dos
weitere besprach häusliche Angelegenheiten des Empfängers derselben, der bei¬
läufig in der Broschüre dem Berichterstatter gegenüber sehr zuversichtlich weit¬
gehende und hochfliegende Hoffnungen in Betreff der Zukunft seines Volkes äußert.

Wir wüßten uns nicht zu erinnern, jemals gefunden zu haben, daß Herr
Dr. Glaser oder dessen Vater die Echtheit des obigen Briefes in Abrede gestellt
hätte, werden denselben also bis auf weiteres für authentisch halten dürfen. Was
er dann aber nach verschiednen Richtungen hin zu bedeuten hat, brauchen wir
wohl nicht hervorzuheben.




s on dem politischen Leben Schwabens läßt sich, obgleich die Zeit der
auern Gurke noch nicht herangekommen, doch nur wenig ver¬
meide», und das wenige concentrirt sich auf die bevorstehenden
Reichstagswahlen. Selbst über diese herrscht indeß trotz des be¬
reits erfolgten Schlusses des Reichstags nach außen wenigstens
noch ziemliche Stille. In der Schwabcnresideuz hat alle Welt mit der Lcmdes-
gewerbeausstcllung vollauf zu thun und denkt an alles, nur nicht an Politik;
wie schlaff das politische Leben hier ist, hat sich z. B. bei der kürzlich vorge¬
nommenen Bürgcrausschußwahl gezeigt, bei der kaum 10 Procent der Wahl¬
berechtigten abgestimmt haben — die stauchen Wahlbetheiliguug seit geraumer Zeit.

Vom königlichen Hofe hat es das Haupt trotz seiner Abwesenheit während
des Winters und trotz der Ausstellung nicht lange in Stuttgart gelitten und
nach kann, vierwöchentlichen Aufenthalte, wie alljährlich, an die schönen Gestade
des Bodensees getrieben, wozu manche unangenehmen Vorgänge, wie eine in der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/138>, abgerufen am 24.12.2024.