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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Die lVährungsfrage in England.
von Max Schipxcl,

a die Frage der Rehabilitirung des Silbers gegenwärtig eine
brennende und vielerörterte ist, so dürfte es von Interesse sein,
einen Blick auf den Stand der Währungsfrage in England und
Indien zu werfen, von deren Münzpolitik ja die Entscheidung der
andern Staaten und damit die Zukunft des "Weißen Blechs" sehr
wesentlich abhängig ist. Eine solche Betrachtung erscheint um so wünschens-
werther, als man sich in Deutschland, besonders in den Kreisen der einseitigen
Vertreter der Goldwährung, ein falsches Bild von Englands wahrscheinlichem
Versälle" macht. Es wird sich zeigen, daß zwei Richtungen in der englisch¬
indischen Münzpolitik allein in Frage kommen, und beide können für die Zukunft
der Goldwährung nur verhüngnißvoll sein.

Bis vor etwa zwei oder drei Jahren war der Glaube an die absolute
Vollkommenheit der Goldwährung unerschüttert und so festgewurzelt, das; an¬
gesehene Fachleute sich offenbar gar nicht gemüßigt fanden, von andern möglichen
Währungssystemcn, wie der Doppelwährung, Kenntniß zu nehmen. Sie wußten
vou diesem System und seinen Folgen so gut wie nichts. Das Unglaublichste
hierin leistete wohl Herr Hubbard, Parlamentsmitglied für die City von London,
ein Director und früherer Gouverneur der Bank von England und Mitglied des
Parlamentsausschusses, der 1876 die Ursachen der Silberentwerthung zu unter¬
suchen hatte, ein Mann also, dem in England eine autoritative Stellung auf
diesem Gebiete zuerkannt wird. Dieser verstieg sich 1879 in einer Parlaments¬
sitzung zu folgender Aeußerung: "Einer der Vorschläge, um den gegenwärtigen
Zustand der Dinge zu verbessern, ist die Doppelwährung, oder, um es besser zu


Gmizlwtm II. 1881. so


Die lVährungsfrage in England.
von Max Schipxcl,

a die Frage der Rehabilitirung des Silbers gegenwärtig eine
brennende und vielerörterte ist, so dürfte es von Interesse sein,
einen Blick auf den Stand der Währungsfrage in England und
Indien zu werfen, von deren Münzpolitik ja die Entscheidung der
andern Staaten und damit die Zukunft des „Weißen Blechs" sehr
wesentlich abhängig ist. Eine solche Betrachtung erscheint um so wünschens-
werther, als man sich in Deutschland, besonders in den Kreisen der einseitigen
Vertreter der Goldwährung, ein falsches Bild von Englands wahrscheinlichem
Versälle» macht. Es wird sich zeigen, daß zwei Richtungen in der englisch¬
indischen Münzpolitik allein in Frage kommen, und beide können für die Zukunft
der Goldwährung nur verhüngnißvoll sein.

Bis vor etwa zwei oder drei Jahren war der Glaube an die absolute
Vollkommenheit der Goldwährung unerschüttert und so festgewurzelt, das; an¬
gesehene Fachleute sich offenbar gar nicht gemüßigt fanden, von andern möglichen
Währungssystemcn, wie der Doppelwährung, Kenntniß zu nehmen. Sie wußten
vou diesem System und seinen Folgen so gut wie nichts. Das Unglaublichste
hierin leistete wohl Herr Hubbard, Parlamentsmitglied für die City von London,
ein Director und früherer Gouverneur der Bank von England und Mitglied des
Parlamentsausschusses, der 1876 die Ursachen der Silberentwerthung zu unter¬
suchen hatte, ein Mann also, dem in England eine autoritative Stellung auf
diesem Gebiete zuerkannt wird. Dieser verstieg sich 1879 in einer Parlaments¬
sitzung zu folgender Aeußerung: „Einer der Vorschläge, um den gegenwärtigen
Zustand der Dinge zu verbessern, ist die Doppelwährung, oder, um es besser zu


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[0477] [Abbildung] Die lVährungsfrage in England. von Max Schipxcl, a die Frage der Rehabilitirung des Silbers gegenwärtig eine brennende und vielerörterte ist, so dürfte es von Interesse sein, einen Blick auf den Stand der Währungsfrage in England und Indien zu werfen, von deren Münzpolitik ja die Entscheidung der andern Staaten und damit die Zukunft des „Weißen Blechs" sehr wesentlich abhängig ist. Eine solche Betrachtung erscheint um so wünschens- werther, als man sich in Deutschland, besonders in den Kreisen der einseitigen Vertreter der Goldwährung, ein falsches Bild von Englands wahrscheinlichem Versälle» macht. Es wird sich zeigen, daß zwei Richtungen in der englisch¬ indischen Münzpolitik allein in Frage kommen, und beide können für die Zukunft der Goldwährung nur verhüngnißvoll sein. Bis vor etwa zwei oder drei Jahren war der Glaube an die absolute Vollkommenheit der Goldwährung unerschüttert und so festgewurzelt, das; an¬ gesehene Fachleute sich offenbar gar nicht gemüßigt fanden, von andern möglichen Währungssystemcn, wie der Doppelwährung, Kenntniß zu nehmen. Sie wußten vou diesem System und seinen Folgen so gut wie nichts. Das Unglaublichste hierin leistete wohl Herr Hubbard, Parlamentsmitglied für die City von London, ein Director und früherer Gouverneur der Bank von England und Mitglied des Parlamentsausschusses, der 1876 die Ursachen der Silberentwerthung zu unter¬ suchen hatte, ein Mann also, dem in England eine autoritative Stellung auf diesem Gebiete zuerkannt wird. Dieser verstieg sich 1879 in einer Parlaments¬ sitzung zu folgender Aeußerung: „Einer der Vorschläge, um den gegenwärtigen Zustand der Dinge zu verbessern, ist die Doppelwährung, oder, um es besser zu Gmizlwtm II. 1881. so

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/477>, abgerufen am 23.07.2024.