Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.müssen. Ein großes Hinderniß dieser Selbstbesinnung ist der Aberglaube, daß Ein Wendepunkt in der Gesellschaftslehre. von L. F. wyneken. MM?" 5 müssen. Ein großes Hinderniß dieser Selbstbesinnung ist der Aberglaube, daß Ein Wendepunkt in der Gesellschaftslehre. von L. F. wyneken. MM?" 5 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149050"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_154" prev="#ID_153"> müssen. Ein großes Hinderniß dieser Selbstbesinnung ist der Aberglaube, daß<lb/> die staatsbürgerliche Gesellschaft in Deutschland des parlamentarischen Regi¬<lb/> mentes bedürfe, während doch dieses Regiment in Deutschland nichts anderes<lb/> bedeuten würde als die Ablösung von Aufbau und Zerstörung der staatsbürger¬<lb/> lichen Gesellschaft sammt ihrem nationalen Staate. Erst nach dem völligen<lb/> Siege dieser beiden wäre ein alternirendes Regiment innerhalb ihrer unerschütter¬<lb/> lichen Voraussetzungen überhaupt möglich; ob nothwendig und erwünscht, bleibe<lb/> dahingestellt. Es ist ein Verdienst der Eingangs erwähnten Schrift von Jolly,<lb/> daß dieser hochgeachtete Staatsmann bei seinen unzweifelhaft liberalen Aus¬<lb/> gangspunkten die nationale Partei warnt, das parlamentarische Regiment ferner<lb/> zum Mittelpunkte ihres Strebens zu machen. Die Bedeutung dieser Warnung<lb/> verdient wohl eine weitere Betrachtung<note type="byline"> ^</note> . </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein Wendepunkt in der Gesellschaftslehre.<lb/><note type="byline"> von L. F. wyneken.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_155" next="#ID_156"> MM?" 5<lb/> ^ 'cum heutzutage jemand, der um Philosophie sich nicht gekümmert<lb/> hat, plötzlich erzählen hört, daß der berühmte Aristoteles die Ge¬<lb/> stirne für belebt und für Götter gehalten habe, so wird er höchst<lb/> wahrscheinlich denken: „Dieser alte Heide! Welche kindlichen An¬<lb/> sichten! Wie viel höher stehen doch wir da!" Etwas unheim¬<lb/> lich würde es ihm indeß schon werden, wenn ihm mitgetheilt würde, daß auch<lb/> in unsern Tagen ein so geistreicher und exacter Naturforscher wie Fechner, der<lb/> Begründer der Psychophysik, diesen Standpunkt, allerdings mit einiger Verände¬<lb/> rung ins Christliche, wieder aufgenommen hat. Ganz sonderbar würde ihm aber<lb/> vielleicht zu Muthe werden, wenn er sich selber einmal ernstlich überlegte, wie<lb/> viel Wahrscheinlichkeit diese Ansicht doch in der That allein schon deshalb für<lb/> sich hat, weil wir ausnahmslos in unserer ganzen Erfahrungswelt nirgends ein<lb/> von Natur äußerlich abgeschlossenes Ganzes finden, das nicht zugleich ein Leben<lb/> in sich trüge, wodurch es erst zur Einheit wird. Und ist denn jenes ewige<lb/> Kreisen der Gestirne in ihren Bahnen anders vorzustellen als wie eine wirk¬<lb/> liche Lebensäußerung der in ihnen als Ganzen wirkenden Kraft? Oder will</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
müssen. Ein großes Hinderniß dieser Selbstbesinnung ist der Aberglaube, daß
die staatsbürgerliche Gesellschaft in Deutschland des parlamentarischen Regi¬
mentes bedürfe, während doch dieses Regiment in Deutschland nichts anderes
bedeuten würde als die Ablösung von Aufbau und Zerstörung der staatsbürger¬
lichen Gesellschaft sammt ihrem nationalen Staate. Erst nach dem völligen
Siege dieser beiden wäre ein alternirendes Regiment innerhalb ihrer unerschütter¬
lichen Voraussetzungen überhaupt möglich; ob nothwendig und erwünscht, bleibe
dahingestellt. Es ist ein Verdienst der Eingangs erwähnten Schrift von Jolly,
daß dieser hochgeachtete Staatsmann bei seinen unzweifelhaft liberalen Aus¬
gangspunkten die nationale Partei warnt, das parlamentarische Regiment ferner
zum Mittelpunkte ihres Strebens zu machen. Die Bedeutung dieser Warnung
verdient wohl eine weitere Betrachtung ^ .
Ein Wendepunkt in der Gesellschaftslehre.
von L. F. wyneken.
MM?" 5
^ 'cum heutzutage jemand, der um Philosophie sich nicht gekümmert
hat, plötzlich erzählen hört, daß der berühmte Aristoteles die Ge¬
stirne für belebt und für Götter gehalten habe, so wird er höchst
wahrscheinlich denken: „Dieser alte Heide! Welche kindlichen An¬
sichten! Wie viel höher stehen doch wir da!" Etwas unheim¬
lich würde es ihm indeß schon werden, wenn ihm mitgetheilt würde, daß auch
in unsern Tagen ein so geistreicher und exacter Naturforscher wie Fechner, der
Begründer der Psychophysik, diesen Standpunkt, allerdings mit einiger Verände¬
rung ins Christliche, wieder aufgenommen hat. Ganz sonderbar würde ihm aber
vielleicht zu Muthe werden, wenn er sich selber einmal ernstlich überlegte, wie
viel Wahrscheinlichkeit diese Ansicht doch in der That allein schon deshalb für
sich hat, weil wir ausnahmslos in unserer ganzen Erfahrungswelt nirgends ein
von Natur äußerlich abgeschlossenes Ganzes finden, das nicht zugleich ein Leben
in sich trüge, wodurch es erst zur Einheit wird. Und ist denn jenes ewige
Kreisen der Gestirne in ihren Bahnen anders vorzustellen als wie eine wirk¬
liche Lebensäußerung der in ihnen als Ganzen wirkenden Kraft? Oder will
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