Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Viertes Quartal.die Berliner Konferenz zwar kein bestimmtes Recht, aber ein Bild geschaffen Das deutsche Judenthum in seiner Heimat. Ernst von der Brügger. von (Fortsetzung.) Im Allgemeinen sind Erwerbslust und Furcht die Haupttriebe des Juden im die Berliner Konferenz zwar kein bestimmtes Recht, aber ein Bild geschaffen Das deutsche Judenthum in seiner Heimat. Ernst von der Brügger. von (Fortsetzung.) Im Allgemeinen sind Erwerbslust und Furcht die Haupttriebe des Juden im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0216" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/147863"/> <p xml:id="ID_600" prev="#ID_599"> die Berliner Konferenz zwar kein bestimmtes Recht, aber ein Bild geschaffen<lb/> hat, das einmal aus dem Rahmen treten und lebendige Wirklichkeit werden<lb/> kann, wenn die Stunde der Türkei gekommen ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das deutsche Judenthum in seiner Heimat.<lb/><note type="byline"> Ernst von der Brügger.</note> von (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_601" next="#ID_602"> Im Allgemeinen sind Erwerbslust und Furcht die Haupttriebe des Juden im<lb/> Verkehr mit der Außenwelt. Seine Haltung gegenüber dem Höherstehenden ist<lb/> daher unterwürfig und lauernd- Aber was man von diesem Gesichtspunkte anch<lb/> an ihm aussetzen möge, so ist er doch ein belebendes Element in der Masse des<lb/> rohen Volkes dieser Länder, ja er ist geistig das lebhafteste, vielseitigste, ener¬<lb/> gischste Element der Bevölkerung. Und die Bevölkerung erkennt das auch voll¬<lb/> kommen an. Will ich wissen, was ich von einem Beamten, Advokaten, einem<lb/> Nachbarn, einem Handwerker zu halten habe, so verlasse ich mich am besten auf<lb/> das Urtheil des Juden. Ich will einen Förster anstellen, brauche einen Kutscher:<lb/> „Elje, ist der X ein zuverlässiger Mensch?" „Ja, der Herr kann sich auf ihn ver¬<lb/> lassen, er is a ordentlicher Mann" ist die Antwort, die meist Werth hat. Noch<lb/> mehr Vertrauen in den Verstand des Juden hat der Bauer; so gern er ihn ver¬<lb/> lacht, ihm gelegentlich seine Mißachtung zeigt, so gern hört er auf seinen Rath.<lb/> Wenn es gilt, ein Geldgeschäft oder gar ein Rechtsgeschäft von verwickelter Art<lb/> abzuschließen, so hat keine Stimme ein solches Gewicht beim Bauern als die¬<lb/> jenige des Juden, wozu noch die vollendete Fertigkeit kommt, mit welcher der<lb/> letztere den Bauer zu behandeln weiß. Auf dieser Fertigkeit beruht ja ein<lb/> großer Theil von dem Erwerbe des Juden, welcher durch sie alle Waaren des<lb/> Bauern stets billiger einkauft als irgend ein Christ es vermöchte. Er faßt den<lb/> Bauer bald an seiner Dummheit, bald an seiner Eitelkeit, bald an der Hab¬<lb/> sucht, bald an der Trunksucht, verspricht ihm alles Mögliche für die Zukunft<lb/> und giebt ihm zuletzt wenig für die Gegenwart. Natürlich fallen viele dieser<lb/> Fliegen ins Feuer, so mancher wird vom Juden nackt ausgezogen. Sobald jemand<lb/> hier einmal in die Lage geräth vom Juden borgen zu müssen, so ist er, sofern<lb/> er nicht Jude ist, ein Verlorner Mensch, er kommt nicht vom Platze, eher er<lb/> sein Letztes hergegeben hat. Der erste Wechsel an einen Juden ist der Beginn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0216]
die Berliner Konferenz zwar kein bestimmtes Recht, aber ein Bild geschaffen
hat, das einmal aus dem Rahmen treten und lebendige Wirklichkeit werden
kann, wenn die Stunde der Türkei gekommen ist.
Das deutsche Judenthum in seiner Heimat.
Ernst von der Brügger. von (Fortsetzung.)
Im Allgemeinen sind Erwerbslust und Furcht die Haupttriebe des Juden im
Verkehr mit der Außenwelt. Seine Haltung gegenüber dem Höherstehenden ist
daher unterwürfig und lauernd- Aber was man von diesem Gesichtspunkte anch
an ihm aussetzen möge, so ist er doch ein belebendes Element in der Masse des
rohen Volkes dieser Länder, ja er ist geistig das lebhafteste, vielseitigste, ener¬
gischste Element der Bevölkerung. Und die Bevölkerung erkennt das auch voll¬
kommen an. Will ich wissen, was ich von einem Beamten, Advokaten, einem
Nachbarn, einem Handwerker zu halten habe, so verlasse ich mich am besten auf
das Urtheil des Juden. Ich will einen Förster anstellen, brauche einen Kutscher:
„Elje, ist der X ein zuverlässiger Mensch?" „Ja, der Herr kann sich auf ihn ver¬
lassen, er is a ordentlicher Mann" ist die Antwort, die meist Werth hat. Noch
mehr Vertrauen in den Verstand des Juden hat der Bauer; so gern er ihn ver¬
lacht, ihm gelegentlich seine Mißachtung zeigt, so gern hört er auf seinen Rath.
Wenn es gilt, ein Geldgeschäft oder gar ein Rechtsgeschäft von verwickelter Art
abzuschließen, so hat keine Stimme ein solches Gewicht beim Bauern als die¬
jenige des Juden, wozu noch die vollendete Fertigkeit kommt, mit welcher der
letztere den Bauer zu behandeln weiß. Auf dieser Fertigkeit beruht ja ein
großer Theil von dem Erwerbe des Juden, welcher durch sie alle Waaren des
Bauern stets billiger einkauft als irgend ein Christ es vermöchte. Er faßt den
Bauer bald an seiner Dummheit, bald an seiner Eitelkeit, bald an der Hab¬
sucht, bald an der Trunksucht, verspricht ihm alles Mögliche für die Zukunft
und giebt ihm zuletzt wenig für die Gegenwart. Natürlich fallen viele dieser
Fliegen ins Feuer, so mancher wird vom Juden nackt ausgezogen. Sobald jemand
hier einmal in die Lage geräth vom Juden borgen zu müssen, so ist er, sofern
er nicht Jude ist, ein Verlorner Mensch, er kommt nicht vom Platze, eher er
sein Letztes hergegeben hat. Der erste Wechsel an einen Juden ist der Beginn
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