Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.Zur Erinnerung an Alfred Woltmann.
Karl Woermann. Zur Erinnerung an Alfred Woltmann.
Karl Woermann. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146409"/> </div> <div n="1"> <head> Zur Erinnerung an Alfred Woltmann.</head><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l> So früh! So früh! Wir können es nicht fassen.<lb/> Sind fürs Geschick, auf daß es Thorheit kröne,<lb/> Die Wahrheit denn und Schönheit leere Tone,<lb/> Daß uns so früh ihr Priester mußte lassen?</l> <l> Wie? Oder mußten ihn die Götter hassen,<lb/> Weil er das Feuer stahl für Erdensöhne,<lb/> Weil er durchs Wahre und durchs Ewigschöne<lb/> Erlösen half die staubgebornen Massen?</l> <l> Wer weiß es? Eins nur kann uns leise trösten:<lb/> So rastlos schuf er, ohne je zu feiern,<lb/> So redlich focht für Schönheit er und Wahrheit,</l> <l> Daß fiir die Schciar der durch die Kunst erlösten<lb/> Unsterblich mit Aposteln und Befreiern<lb/> Er weiter lebt und wirkt im Reich der Klarheit.</l> </lg> </quote><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l> Den Rock des Kriegers hast du nicht getragen,<lb/> Als Deutschlands Heer im Osten und im Westen<lb/> Im Sturm erobert trutz'ge Feindesvesten<lb/> Und siegreich manche blut'ge Schlacht geschlagen.</l> <l> Und dennoch wird man noch in späten Tagen<lb/> Bei deutschen Ruhmes-, deutschen Ehrenfesten<lb/> Auch deinen Namen nennen mit den besten<lb/> Der Recken , die im offnen Felde lagen.</l> <l> Die Lebensfluthen, die der Kunst entströmen,<lb/> Der deutschen Kunst, hast wider welsche Dünste<lb/> Du kühn beschirmt, daß klar und frei sie wallen.</l> <l> Wie jene, hast im Elsaß und in Böhmen<lb/> Für Deutschlands Ruhm, den schönen Ruhm der Künste,<lb/> Auch du gekämpft — und bist im Kampf gefallen.</l> </lg> </quote><lb/> <note type="bibl"> Karl Woermann.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Zur Erinnerung an Alfred Woltmann.
So früh! So früh! Wir können es nicht fassen.
Sind fürs Geschick, auf daß es Thorheit kröne,
Die Wahrheit denn und Schönheit leere Tone,
Daß uns so früh ihr Priester mußte lassen? Wie? Oder mußten ihn die Götter hassen,
Weil er das Feuer stahl für Erdensöhne,
Weil er durchs Wahre und durchs Ewigschöne
Erlösen half die staubgebornen Massen? Wer weiß es? Eins nur kann uns leise trösten:
So rastlos schuf er, ohne je zu feiern,
So redlich focht für Schönheit er und Wahrheit, Daß fiir die Schciar der durch die Kunst erlösten
Unsterblich mit Aposteln und Befreiern
Er weiter lebt und wirkt im Reich der Klarheit.
Den Rock des Kriegers hast du nicht getragen,
Als Deutschlands Heer im Osten und im Westen
Im Sturm erobert trutz'ge Feindesvesten
Und siegreich manche blut'ge Schlacht geschlagen. Und dennoch wird man noch in späten Tagen
Bei deutschen Ruhmes-, deutschen Ehrenfesten
Auch deinen Namen nennen mit den besten
Der Recken , die im offnen Felde lagen. Die Lebensfluthen, die der Kunst entströmen,
Der deutschen Kunst, hast wider welsche Dünste
Du kühn beschirmt, daß klar und frei sie wallen. Wie jene, hast im Elsaß und in Böhmen
Für Deutschlands Ruhm, den schönen Ruhm der Künste,
Auch du gekämpft — und bist im Kampf gefallen.
Karl Woermann.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |