Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.gemacht werden kann; unter den tausendfach auseinandergehenden Bestrebungen Krause. Nach seinen Briefen. V A. Procksch. on 2. Die ersten Jahre von Krauses Dresdener Aufenthalt sind für sein ferneres gemacht werden kann; unter den tausendfach auseinandergehenden Bestrebungen Krause. Nach seinen Briefen. V A. Procksch. on 2. Die ersten Jahre von Krauses Dresdener Aufenthalt sind für sein ferneres <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146134"/> <p xml:id="ID_546" prev="#ID_545"> gemacht werden kann; unter den tausendfach auseinandergehenden Bestrebungen<lb/> der Menschen wird es sich auf die eine oder die andre Weise in unabänderlichem<lb/> Gange vollziehen."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Krause.<lb/> Nach seinen Briefen.<lb/> V<note type="byline"> A. Procksch.</note> on 2. </head><lb/> <p xml:id="ID_547" next="#ID_548"> Die ersten Jahre von Krauses Dresdener Aufenthalt sind für sein ferneres<lb/> Leben von entscheidender Wichtigkeit geworden. Der Gedanke, der ihn fortan<lb/> in erster Linie beschäftigte, war die Idee des „Menschheitbundes". Am 22. März<lb/> 1808 wurde sie in ihm zur wissenschaftlichen Gewißheit, und von diesem Tage<lb/> an begann er für sich eine neue Zeitrechnung. Von verschiedenen Seiten aus,<lb/> sagt Hohlfeld (S. 36), vom Staate, vom Wissenschaft- und vom Kunstbunde<lb/> aus war Krause zu der Ahnung eines Vereines gelangt, welcher das ganze<lb/> Leben, nicht bloß einzelne Seiten desselben, und alle Menschen ohne Unterschied<lb/> des Alters, des Geschlechtes, des Berufsstandes, der Staatsangehörigkeit, des<lb/> Volksthums, der Confession :c. umfassen sollte. Seine Bescheidenheit führte ihn<lb/> zu der Vermuthung, daß er diesen Gedanken wohl nicht zuerst gehabt haben<lb/> könne, ja daß vielleicht ein solcher Verein, mindestens im Keime, bereits vor¬<lb/> handen sei. Den Keim zu einem solchen Bunde glaubte er in der Freimaurer¬<lb/> brüderschaft zu finden. Ehe wir aber eingehender hierüber sprechen, erwähnen<lb/> wir noch, daß Krause im Zusammenhange mit dieser Idee des Menschheitbundes<lb/> eine praktische Verwirklichung desselben oder doch den Ansatz dazu durch Napo¬<lb/> leon hoffte. Am 16. December 1807 schrieb er hierüber — in demselben Briefe,<lb/> in welchem er dem Vater mittheilt, daß er den Meistergrad in der Freimaurer¬<lb/> brüderschaft erlangt habe —: „Ich schrieb Ihnen, daß ich eine politische Schrift<lb/> ausarbeite, die ich anonym herausgeben will; sie heißt: ,Der Weltstaat durch<lb/> Napoleon/" Wahrscheinlich um sich die Autorschaft zu wahren, ließ er sich am<lb/> 21. December folgendes merkwürdige Attest von seinem Freunde Moßdorf aus¬<lb/> stellen: „Auf Verlangen des Herrn Dr. Krause wird hiermit attestirt: 1) daß<lb/> mir derselbe am heutigen Tage ein Manuscript von seiner Hand unter dem<lb/> Titel ,Der Weltstaat durch Napoleon' vorgezeiget hat, bey dessen Durchsicht mir<lb/> bemerklich geworden, daß der Verfasser die jetzigen Staatsveränderungen als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0205]
gemacht werden kann; unter den tausendfach auseinandergehenden Bestrebungen
der Menschen wird es sich auf die eine oder die andre Weise in unabänderlichem
Gange vollziehen."
Krause.
Nach seinen Briefen.
V A. Procksch. on 2.
Die ersten Jahre von Krauses Dresdener Aufenthalt sind für sein ferneres
Leben von entscheidender Wichtigkeit geworden. Der Gedanke, der ihn fortan
in erster Linie beschäftigte, war die Idee des „Menschheitbundes". Am 22. März
1808 wurde sie in ihm zur wissenschaftlichen Gewißheit, und von diesem Tage
an begann er für sich eine neue Zeitrechnung. Von verschiedenen Seiten aus,
sagt Hohlfeld (S. 36), vom Staate, vom Wissenschaft- und vom Kunstbunde
aus war Krause zu der Ahnung eines Vereines gelangt, welcher das ganze
Leben, nicht bloß einzelne Seiten desselben, und alle Menschen ohne Unterschied
des Alters, des Geschlechtes, des Berufsstandes, der Staatsangehörigkeit, des
Volksthums, der Confession :c. umfassen sollte. Seine Bescheidenheit führte ihn
zu der Vermuthung, daß er diesen Gedanken wohl nicht zuerst gehabt haben
könne, ja daß vielleicht ein solcher Verein, mindestens im Keime, bereits vor¬
handen sei. Den Keim zu einem solchen Bunde glaubte er in der Freimaurer¬
brüderschaft zu finden. Ehe wir aber eingehender hierüber sprechen, erwähnen
wir noch, daß Krause im Zusammenhange mit dieser Idee des Menschheitbundes
eine praktische Verwirklichung desselben oder doch den Ansatz dazu durch Napo¬
leon hoffte. Am 16. December 1807 schrieb er hierüber — in demselben Briefe,
in welchem er dem Vater mittheilt, daß er den Meistergrad in der Freimaurer¬
brüderschaft erlangt habe —: „Ich schrieb Ihnen, daß ich eine politische Schrift
ausarbeite, die ich anonym herausgeben will; sie heißt: ,Der Weltstaat durch
Napoleon/" Wahrscheinlich um sich die Autorschaft zu wahren, ließ er sich am
21. December folgendes merkwürdige Attest von seinem Freunde Moßdorf aus¬
stellen: „Auf Verlangen des Herrn Dr. Krause wird hiermit attestirt: 1) daß
mir derselbe am heutigen Tage ein Manuscript von seiner Hand unter dem
Titel ,Der Weltstaat durch Napoleon' vorgezeiget hat, bey dessen Durchsicht mir
bemerklich geworden, daß der Verfasser die jetzigen Staatsveränderungen als
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