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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Schließlich versicherte der König den Rath und die gute Stadt Augsburg seiner
fortdauernden allerhöchsten Huld und Gnade.

Der Rath dankte in einem allerunterthänigster Schreiben für diese gnädige
Gesinnung und wagte zugleich im Hinblick auf Seiner Majestät weltbekannte
und allervollkommenste Großmuth, Clemenz und Neigung zur Gerechtigkeit den
König so ehrfurchtsvoll wie demüthiglichst anzuflehen, daß er Monsieur Calla-
bria seine gerechte Bestrafung zu Theil werden lasse, auch dem Herrn
Leutnant v. Kalm wegen seines aufwieglerischen Benehmens einen Verweis zu
geben geruhen möge. Eine Antwort auf diese Bitte erfolgte nicht, und der Rath
war klug genug, von jeder weiteren Verfolgung der Angelegenheit abzustehen.


Adolf Buff.


Aeue Lichtdruckwerke.

Unter den mannichfachen Aeußerungen der raschen und erfreulichen Ge¬
schmackswandlung, die sich im Laufe der letzten zehn Jahre im Buchgewerbe
und allen damit zusammenhängenden "graphischen Künsten" vollzogen hat, nimmt
nicht die letzte Stelle die merkwürdige Rangverschiebung ein, die innerhalb der
reproduzirenden Techniken stattgefunden hat. Wir sehen ab vom Holzschnitt.
Dieser ist seit den vierziger Jahren in ununterbrochenem Aufschwünge begriffen
und gegenwärtig auf einem Punkte angelangt, wo man ihm eigentlich ein Halt
zurufen müßte. "Ich möchte nicht alles machen, was ich vortrefflich machen
könnte" -- hielt Lessing einmal einer Schauspielerin vor. Was dort die
Künstlerin sich sagen lassen mußte, das sollte die Kunst recht oft sich selber
sagen; auch sie sollte nichts machen, was ihrer Natur und ihrem Wesen zu¬
widerläuft, und wenn sie es noch so "vortrefflich machen" könnte. Abgesehen
vom Holzschnitt also, der, wie gesagt, eine stetige Erweiterung und Steigerung
seiner Aufgaben erfahren hat, herrschte, seitdem der Stich durch die Lithographie,
die Lithographie wieder durch die Photographie abgelöst worden war, in
den sechziger und noch zu Anfang der siebziger Jahre, in der "Gründer-
Periode", die Photographie unbestritten. Es war die schöne Zeit, an welche
namentlich die Firma Bruckmann in München mit Wonne -- oder auch vielleicht
mit Wehmuth, wer weiß? -- zurückdenken wird. Kaulbach's Goethe-Galerie
schwamm damals obenauf, daneben die Schiller-Galerie "von Kaulbach und A.",
wie es verlockender Weife auf dem Titel hieß -- unter 21 Blatt war ein
einziges Kaulbach'sches, aber ohne Kaulbach ging's damals eben nicht --; kurz,
vom größten Faksimile-Folio bis herab zum Kabinet- und Visitenkartenformat,


Schließlich versicherte der König den Rath und die gute Stadt Augsburg seiner
fortdauernden allerhöchsten Huld und Gnade.

Der Rath dankte in einem allerunterthänigster Schreiben für diese gnädige
Gesinnung und wagte zugleich im Hinblick auf Seiner Majestät weltbekannte
und allervollkommenste Großmuth, Clemenz und Neigung zur Gerechtigkeit den
König so ehrfurchtsvoll wie demüthiglichst anzuflehen, daß er Monsieur Calla-
bria seine gerechte Bestrafung zu Theil werden lasse, auch dem Herrn
Leutnant v. Kalm wegen seines aufwieglerischen Benehmens einen Verweis zu
geben geruhen möge. Eine Antwort auf diese Bitte erfolgte nicht, und der Rath
war klug genug, von jeder weiteren Verfolgung der Angelegenheit abzustehen.


Adolf Buff.


Aeue Lichtdruckwerke.

Unter den mannichfachen Aeußerungen der raschen und erfreulichen Ge¬
schmackswandlung, die sich im Laufe der letzten zehn Jahre im Buchgewerbe
und allen damit zusammenhängenden „graphischen Künsten" vollzogen hat, nimmt
nicht die letzte Stelle die merkwürdige Rangverschiebung ein, die innerhalb der
reproduzirenden Techniken stattgefunden hat. Wir sehen ab vom Holzschnitt.
Dieser ist seit den vierziger Jahren in ununterbrochenem Aufschwünge begriffen
und gegenwärtig auf einem Punkte angelangt, wo man ihm eigentlich ein Halt
zurufen müßte. „Ich möchte nicht alles machen, was ich vortrefflich machen
könnte" — hielt Lessing einmal einer Schauspielerin vor. Was dort die
Künstlerin sich sagen lassen mußte, das sollte die Kunst recht oft sich selber
sagen; auch sie sollte nichts machen, was ihrer Natur und ihrem Wesen zu¬
widerläuft, und wenn sie es noch so „vortrefflich machen" könnte. Abgesehen
vom Holzschnitt also, der, wie gesagt, eine stetige Erweiterung und Steigerung
seiner Aufgaben erfahren hat, herrschte, seitdem der Stich durch die Lithographie,
die Lithographie wieder durch die Photographie abgelöst worden war, in
den sechziger und noch zu Anfang der siebziger Jahre, in der „Gründer-
Periode", die Photographie unbestritten. Es war die schöne Zeit, an welche
namentlich die Firma Bruckmann in München mit Wonne — oder auch vielleicht
mit Wehmuth, wer weiß? — zurückdenken wird. Kaulbach's Goethe-Galerie
schwamm damals obenauf, daneben die Schiller-Galerie „von Kaulbach und A.",
wie es verlockender Weife auf dem Titel hieß — unter 21 Blatt war ein
einziges Kaulbach'sches, aber ohne Kaulbach ging's damals eben nicht —; kurz,
vom größten Faksimile-Folio bis herab zum Kabinet- und Visitenkartenformat,


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[0523] Schließlich versicherte der König den Rath und die gute Stadt Augsburg seiner fortdauernden allerhöchsten Huld und Gnade. Der Rath dankte in einem allerunterthänigster Schreiben für diese gnädige Gesinnung und wagte zugleich im Hinblick auf Seiner Majestät weltbekannte und allervollkommenste Großmuth, Clemenz und Neigung zur Gerechtigkeit den König so ehrfurchtsvoll wie demüthiglichst anzuflehen, daß er Monsieur Calla- bria seine gerechte Bestrafung zu Theil werden lasse, auch dem Herrn Leutnant v. Kalm wegen seines aufwieglerischen Benehmens einen Verweis zu geben geruhen möge. Eine Antwort auf diese Bitte erfolgte nicht, und der Rath war klug genug, von jeder weiteren Verfolgung der Angelegenheit abzustehen. Adolf Buff. Aeue Lichtdruckwerke. Unter den mannichfachen Aeußerungen der raschen und erfreulichen Ge¬ schmackswandlung, die sich im Laufe der letzten zehn Jahre im Buchgewerbe und allen damit zusammenhängenden „graphischen Künsten" vollzogen hat, nimmt nicht die letzte Stelle die merkwürdige Rangverschiebung ein, die innerhalb der reproduzirenden Techniken stattgefunden hat. Wir sehen ab vom Holzschnitt. Dieser ist seit den vierziger Jahren in ununterbrochenem Aufschwünge begriffen und gegenwärtig auf einem Punkte angelangt, wo man ihm eigentlich ein Halt zurufen müßte. „Ich möchte nicht alles machen, was ich vortrefflich machen könnte" — hielt Lessing einmal einer Schauspielerin vor. Was dort die Künstlerin sich sagen lassen mußte, das sollte die Kunst recht oft sich selber sagen; auch sie sollte nichts machen, was ihrer Natur und ihrem Wesen zu¬ widerläuft, und wenn sie es noch so „vortrefflich machen" könnte. Abgesehen vom Holzschnitt also, der, wie gesagt, eine stetige Erweiterung und Steigerung seiner Aufgaben erfahren hat, herrschte, seitdem der Stich durch die Lithographie, die Lithographie wieder durch die Photographie abgelöst worden war, in den sechziger und noch zu Anfang der siebziger Jahre, in der „Gründer- Periode", die Photographie unbestritten. Es war die schöne Zeit, an welche namentlich die Firma Bruckmann in München mit Wonne — oder auch vielleicht mit Wehmuth, wer weiß? — zurückdenken wird. Kaulbach's Goethe-Galerie schwamm damals obenauf, daneben die Schiller-Galerie „von Kaulbach und A.", wie es verlockender Weife auf dem Titel hieß — unter 21 Blatt war ein einziges Kaulbach'sches, aber ohne Kaulbach ging's damals eben nicht —; kurz, vom größten Faksimile-Folio bis herab zum Kabinet- und Visitenkartenformat,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/523>, abgerufen am 27.12.2024.