Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

gewissen Umkreise sollen die Aufforderungen mit Trommelschlag, welche der
Anwendung von Waffengewalt vorausgehen, summarisch erfolgen und jede Auf¬
forderung, der Kammer in einem öffentlichen Aufzuge eine Adresse oder Petition
zu überreichen, verboten sein.

Von nicht so großer Bedeutung als die Entscheidung dieser Frage, wenn
auch immerhin von einiger Wichtigkeit für die nächste Zukunft Frankreich's und
seiner Parteien ist der Tod "Napoleon's IV." im Zululande. Von Wilden
umgebracht zu werden, nicht für sein Vaterland, nicht in eigner Sache sterben,
ist eben kein beneidenswerthes Loos. Die Bonapartisten aber werden durch
das Mißgeschick des Prinzen, wenn wir die Sache vom politischen Standpunkt
betrachten, nur für den Augenblick getroffen und gestört. Ihre Dynastie lebt
fort. "Der König stirbt; es lebe der König!" Die Republik steht in Folge
dessen, seit der Prinz gefallen, für die Dauer nicht auf festeren Füßen als
vorher, zumal zu bedenken, daß es ja kein Bonaparte sein muß, der sie stürzt,
wenn sie zum Sturze reif ist. Ein energischer ehrgeiziger General kann sehr
wohl einmal das Gleiche thun, wie der erste Bonaparte vor achtzig Jahren.


5


Ile Irage der StrafKolonieen für Deutschland.*)

Fabri hat vor kurzem durch seine Schrift "Bedarf Deutschland der
Kolonieen?" die Kolouialfrage in Deutschland wieder zur Diskussion stellen
wollen, und wie die Besprechungen seiner Vorschläge in den angesehensten deut¬
schen Zeitungen und Zeitschriften zeigen, ist ihm dies auch gelungen. Die
politische Seite der Frage zu beurtheilen, muß natürlich den Politikern von
Fach und zwar denen, welche die auswärtige Politik Deutschland's leiten und
zu verantworten haben, überlassen bleiben. Der Artikel in Ur. 18 dieser
Blätter über das Fabri'sche Buch weist in einer kurzen Anmerkung darauf hin,
wie der Leiter unserer auswärtigen Angelegenheiten über die Kolonialfrage
denkt. Die Bemerkung erinnerte uns an das bekannte Wort: ^litsr rmsri
KorQMuw, IsAUQt, Alltsr (Zrotius, das man sich im vorliegenden Falle über-



*) Der Artikel in Ur. 18 d. Vl. "Bedarf Deutschland der Kolonieen?" bezeichnete es
als wünschenswerth, daß die von Fabri auf's neue angeregte Kolonialfrage nicht wieder
kurzer Hand abgewiesen, sondern in ihren einzelnen Theilen von kompetenter Seite in der
Presse beleuchtet werden möchte. Wir freuen uns, in dem vorliegenden Aufsatze unseren
Lesern eine Arbeit aus eminent sachkundiger Feder bieten zu können, welche mindestens d,e
D. Red. eine Seite der Frage, wie uns scheint, endgiltig erledigt.

gewissen Umkreise sollen die Aufforderungen mit Trommelschlag, welche der
Anwendung von Waffengewalt vorausgehen, summarisch erfolgen und jede Auf¬
forderung, der Kammer in einem öffentlichen Aufzuge eine Adresse oder Petition
zu überreichen, verboten sein.

Von nicht so großer Bedeutung als die Entscheidung dieser Frage, wenn
auch immerhin von einiger Wichtigkeit für die nächste Zukunft Frankreich's und
seiner Parteien ist der Tod „Napoleon's IV." im Zululande. Von Wilden
umgebracht zu werden, nicht für sein Vaterland, nicht in eigner Sache sterben,
ist eben kein beneidenswerthes Loos. Die Bonapartisten aber werden durch
das Mißgeschick des Prinzen, wenn wir die Sache vom politischen Standpunkt
betrachten, nur für den Augenblick getroffen und gestört. Ihre Dynastie lebt
fort. „Der König stirbt; es lebe der König!" Die Republik steht in Folge
dessen, seit der Prinz gefallen, für die Dauer nicht auf festeren Füßen als
vorher, zumal zu bedenken, daß es ja kein Bonaparte sein muß, der sie stürzt,
wenn sie zum Sturze reif ist. Ein energischer ehrgeiziger General kann sehr
wohl einmal das Gleiche thun, wie der erste Bonaparte vor achtzig Jahren.


5


Ile Irage der StrafKolonieen für Deutschland.*)

Fabri hat vor kurzem durch seine Schrift „Bedarf Deutschland der
Kolonieen?" die Kolouialfrage in Deutschland wieder zur Diskussion stellen
wollen, und wie die Besprechungen seiner Vorschläge in den angesehensten deut¬
schen Zeitungen und Zeitschriften zeigen, ist ihm dies auch gelungen. Die
politische Seite der Frage zu beurtheilen, muß natürlich den Politikern von
Fach und zwar denen, welche die auswärtige Politik Deutschland's leiten und
zu verantworten haben, überlassen bleiben. Der Artikel in Ur. 18 dieser
Blätter über das Fabri'sche Buch weist in einer kurzen Anmerkung darauf hin,
wie der Leiter unserer auswärtigen Angelegenheiten über die Kolonialfrage
denkt. Die Bemerkung erinnerte uns an das bekannte Wort: ^litsr rmsri
KorQMuw, IsAUQt, Alltsr (Zrotius, das man sich im vorliegenden Falle über-



*) Der Artikel in Ur. 18 d. Vl. „Bedarf Deutschland der Kolonieen?" bezeichnete es
als wünschenswerth, daß die von Fabri auf's neue angeregte Kolonialfrage nicht wieder
kurzer Hand abgewiesen, sondern in ihren einzelnen Theilen von kompetenter Seite in der
Presse beleuchtet werden möchte. Wir freuen uns, in dem vorliegenden Aufsatze unseren
Lesern eine Arbeit aus eminent sachkundiger Feder bieten zu können, welche mindestens d,e
D. Red. eine Seite der Frage, wie uns scheint, endgiltig erledigt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0498" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142453"/>
            <p xml:id="ID_1506" prev="#ID_1505"> gewissen Umkreise sollen die Aufforderungen mit Trommelschlag, welche der<lb/>
Anwendung von Waffengewalt vorausgehen, summarisch erfolgen und jede Auf¬<lb/>
forderung, der Kammer in einem öffentlichen Aufzuge eine Adresse oder Petition<lb/>
zu überreichen, verboten sein.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1507"> Von nicht so großer Bedeutung als die Entscheidung dieser Frage, wenn<lb/>
auch immerhin von einiger Wichtigkeit für die nächste Zukunft Frankreich's und<lb/>
seiner Parteien ist der Tod &#x201E;Napoleon's IV." im Zululande. Von Wilden<lb/>
umgebracht zu werden, nicht für sein Vaterland, nicht in eigner Sache sterben,<lb/>
ist eben kein beneidenswerthes Loos. Die Bonapartisten aber werden durch<lb/>
das Mißgeschick des Prinzen, wenn wir die Sache vom politischen Standpunkt<lb/>
betrachten, nur für den Augenblick getroffen und gestört. Ihre Dynastie lebt<lb/>
fort. &#x201E;Der König stirbt; es lebe der König!" Die Republik steht in Folge<lb/>
dessen, seit der Prinz gefallen, für die Dauer nicht auf festeren Füßen als<lb/>
vorher, zumal zu bedenken, daß es ja kein Bonaparte sein muß, der sie stürzt,<lb/>
wenn sie zum Sturze reif ist. Ein energischer ehrgeiziger General kann sehr<lb/>
wohl einmal das Gleiche thun, wie der erste Bonaparte vor achtzig Jahren.</p><lb/>
            <note type="byline"> 5</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ile Irage der StrafKolonieen für Deutschland.*)</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1508" next="#ID_1509"> Fabri hat vor kurzem durch seine Schrift &#x201E;Bedarf Deutschland der<lb/>
Kolonieen?" die Kolouialfrage in Deutschland wieder zur Diskussion stellen<lb/>
wollen, und wie die Besprechungen seiner Vorschläge in den angesehensten deut¬<lb/>
schen Zeitungen und Zeitschriften zeigen, ist ihm dies auch gelungen. Die<lb/>
politische Seite der Frage zu beurtheilen, muß natürlich den Politikern von<lb/>
Fach und zwar denen, welche die auswärtige Politik Deutschland's leiten und<lb/>
zu verantworten haben, überlassen bleiben. Der Artikel in Ur. 18 dieser<lb/>
Blätter über das Fabri'sche Buch weist in einer kurzen Anmerkung darauf hin,<lb/>
wie der Leiter unserer auswärtigen Angelegenheiten über die Kolonialfrage<lb/>
denkt. Die Bemerkung erinnerte uns an das bekannte Wort: ^litsr rmsri<lb/>
KorQMuw, IsAUQt, Alltsr (Zrotius, das man sich im vorliegenden Falle über-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_63" place="foot"> *) Der Artikel in Ur. 18 d. Vl. &#x201E;Bedarf Deutschland der Kolonieen?" bezeichnete es<lb/>
als wünschenswerth, daß die von Fabri auf's neue angeregte Kolonialfrage nicht wieder<lb/>
kurzer Hand abgewiesen, sondern in ihren einzelnen Theilen von kompetenter Seite in der<lb/>
Presse beleuchtet werden möchte. Wir freuen uns, in dem vorliegenden Aufsatze unseren<lb/>
Lesern eine Arbeit aus eminent sachkundiger Feder bieten zu können, welche mindestens d,e<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> eine Seite der Frage, wie uns scheint, endgiltig erledigt. </note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0498] gewissen Umkreise sollen die Aufforderungen mit Trommelschlag, welche der Anwendung von Waffengewalt vorausgehen, summarisch erfolgen und jede Auf¬ forderung, der Kammer in einem öffentlichen Aufzuge eine Adresse oder Petition zu überreichen, verboten sein. Von nicht so großer Bedeutung als die Entscheidung dieser Frage, wenn auch immerhin von einiger Wichtigkeit für die nächste Zukunft Frankreich's und seiner Parteien ist der Tod „Napoleon's IV." im Zululande. Von Wilden umgebracht zu werden, nicht für sein Vaterland, nicht in eigner Sache sterben, ist eben kein beneidenswerthes Loos. Die Bonapartisten aber werden durch das Mißgeschick des Prinzen, wenn wir die Sache vom politischen Standpunkt betrachten, nur für den Augenblick getroffen und gestört. Ihre Dynastie lebt fort. „Der König stirbt; es lebe der König!" Die Republik steht in Folge dessen, seit der Prinz gefallen, für die Dauer nicht auf festeren Füßen als vorher, zumal zu bedenken, daß es ja kein Bonaparte sein muß, der sie stürzt, wenn sie zum Sturze reif ist. Ein energischer ehrgeiziger General kann sehr wohl einmal das Gleiche thun, wie der erste Bonaparte vor achtzig Jahren. 5 Ile Irage der StrafKolonieen für Deutschland.*) Fabri hat vor kurzem durch seine Schrift „Bedarf Deutschland der Kolonieen?" die Kolouialfrage in Deutschland wieder zur Diskussion stellen wollen, und wie die Besprechungen seiner Vorschläge in den angesehensten deut¬ schen Zeitungen und Zeitschriften zeigen, ist ihm dies auch gelungen. Die politische Seite der Frage zu beurtheilen, muß natürlich den Politikern von Fach und zwar denen, welche die auswärtige Politik Deutschland's leiten und zu verantworten haben, überlassen bleiben. Der Artikel in Ur. 18 dieser Blätter über das Fabri'sche Buch weist in einer kurzen Anmerkung darauf hin, wie der Leiter unserer auswärtigen Angelegenheiten über die Kolonialfrage denkt. Die Bemerkung erinnerte uns an das bekannte Wort: ^litsr rmsri KorQMuw, IsAUQt, Alltsr (Zrotius, das man sich im vorliegenden Falle über- *) Der Artikel in Ur. 18 d. Vl. „Bedarf Deutschland der Kolonieen?" bezeichnete es als wünschenswerth, daß die von Fabri auf's neue angeregte Kolonialfrage nicht wieder kurzer Hand abgewiesen, sondern in ihren einzelnen Theilen von kompetenter Seite in der Presse beleuchtet werden möchte. Wir freuen uns, in dem vorliegenden Aufsatze unseren Lesern eine Arbeit aus eminent sachkundiger Feder bieten zu können, welche mindestens d,e D. Red. eine Seite der Frage, wie uns scheint, endgiltig erledigt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/498
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/498>, abgerufen am 27.12.2024.