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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Zum 400jährigen Zuöitäum des Leipziger Juchdruckes.

Am 15. Mai, an dem Tage, wo diese Nummer unseres Blattes hin¬
ausgeht, wird in Leipzig eine Kunstgewerbe-Ausstellung für Sachsen und
die thüringischen Lande eröffnet werden. Während wir diese Zeilen schreiben,
werden von allen Seiten die größten Anstrengungen gemacht, um mit dem
Ausbau und der Dekoration des Ausstellungsgebäudes wie mit der Anordnung
der Ausstellungsgegenstände rechtzeitig zu Ende zu kommen. Noch vor zwei
Wochen hätte kein Mensch es für möglich gehalten, daß der Eröffnungstermin
würde eingehalten werden können, alle Welt glaubte zum Aufschub rathen zu
müssen. Sieht man die Riesenfortschritte, die inzwischen der Wetteifer un¬
zähliger fleißiger Hände zu Wege gebracht, fo steigt die Hoffnung, daß wenigstens
im Großen und Ganzen die Ausstellung zur bestimmten Stunde "fertig" sein
wird, wenn auch im Einzelnen die letzten Maiwochen noch gar manches nach¬
zuholen haben werden.

Einen Glanzpunkt der Ausstellung wird nach allem, was man hört, die
Abtheilung der "graphischen Künste" bilden, der Buchdruck und alle mit ihm
zusammenhängenden und verwandten gewerblichen Branchen. Als der Zentral¬
sitz des deutschen Buchgewerbes wird Leipzig alles aufbieten, um seine Führer¬
rolle auf diesem Gebiete wie die dominirende Stellung dieses Gebietes selbst
im Kreise der übrigen Leipziger und sächsischen Gewerbe eindringlich vor Augen
zu führen. Hat es doch im vorliegenden Falle noch eine ganz besondere
Veranlassung hierzu: denn wie schon das Zirkular hervorhob, welches zu
Anfang des Jahres an die betheiligten Kreise versandt wurde, gilt es zugleich,
die 400j ährige Feier der Einführung des Buchdruckes in Leipzig
festlich zu begehen.

1479 und 1879! -- Das Datum scheint allerdings, wenn man ehrlich
sein will, nicht ganz festzustehen. Die Angaben darüber, in welchem Jahre
zuerst in Leipzig gedruckt worden ist, schwanken zwischen 1479 und 1481.
Was soll man für das Richtige halten? In der gewöhnlichen lokalgeschicht¬
lichen Literatur ist nirgends Rath über dergleichen zu holen -- wird es doch
kaum eine zweite deutsche Stadt von der Bedeutung Leipzig's geben, um deren


Grenzboten II. 1879. 32
Zum 400jährigen Zuöitäum des Leipziger Juchdruckes.

Am 15. Mai, an dem Tage, wo diese Nummer unseres Blattes hin¬
ausgeht, wird in Leipzig eine Kunstgewerbe-Ausstellung für Sachsen und
die thüringischen Lande eröffnet werden. Während wir diese Zeilen schreiben,
werden von allen Seiten die größten Anstrengungen gemacht, um mit dem
Ausbau und der Dekoration des Ausstellungsgebäudes wie mit der Anordnung
der Ausstellungsgegenstände rechtzeitig zu Ende zu kommen. Noch vor zwei
Wochen hätte kein Mensch es für möglich gehalten, daß der Eröffnungstermin
würde eingehalten werden können, alle Welt glaubte zum Aufschub rathen zu
müssen. Sieht man die Riesenfortschritte, die inzwischen der Wetteifer un¬
zähliger fleißiger Hände zu Wege gebracht, fo steigt die Hoffnung, daß wenigstens
im Großen und Ganzen die Ausstellung zur bestimmten Stunde „fertig" sein
wird, wenn auch im Einzelnen die letzten Maiwochen noch gar manches nach¬
zuholen haben werden.

Einen Glanzpunkt der Ausstellung wird nach allem, was man hört, die
Abtheilung der „graphischen Künste" bilden, der Buchdruck und alle mit ihm
zusammenhängenden und verwandten gewerblichen Branchen. Als der Zentral¬
sitz des deutschen Buchgewerbes wird Leipzig alles aufbieten, um seine Führer¬
rolle auf diesem Gebiete wie die dominirende Stellung dieses Gebietes selbst
im Kreise der übrigen Leipziger und sächsischen Gewerbe eindringlich vor Augen
zu führen. Hat es doch im vorliegenden Falle noch eine ganz besondere
Veranlassung hierzu: denn wie schon das Zirkular hervorhob, welches zu
Anfang des Jahres an die betheiligten Kreise versandt wurde, gilt es zugleich,
die 400j ährige Feier der Einführung des Buchdruckes in Leipzig
festlich zu begehen.

1479 und 1879! — Das Datum scheint allerdings, wenn man ehrlich
sein will, nicht ganz festzustehen. Die Angaben darüber, in welchem Jahre
zuerst in Leipzig gedruckt worden ist, schwanken zwischen 1479 und 1481.
Was soll man für das Richtige halten? In der gewöhnlichen lokalgeschicht¬
lichen Literatur ist nirgends Rath über dergleichen zu holen — wird es doch
kaum eine zweite deutsche Stadt von der Bedeutung Leipzig's geben, um deren


Grenzboten II. 1879. 32
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[0249] Zum 400jährigen Zuöitäum des Leipziger Juchdruckes. Am 15. Mai, an dem Tage, wo diese Nummer unseres Blattes hin¬ ausgeht, wird in Leipzig eine Kunstgewerbe-Ausstellung für Sachsen und die thüringischen Lande eröffnet werden. Während wir diese Zeilen schreiben, werden von allen Seiten die größten Anstrengungen gemacht, um mit dem Ausbau und der Dekoration des Ausstellungsgebäudes wie mit der Anordnung der Ausstellungsgegenstände rechtzeitig zu Ende zu kommen. Noch vor zwei Wochen hätte kein Mensch es für möglich gehalten, daß der Eröffnungstermin würde eingehalten werden können, alle Welt glaubte zum Aufschub rathen zu müssen. Sieht man die Riesenfortschritte, die inzwischen der Wetteifer un¬ zähliger fleißiger Hände zu Wege gebracht, fo steigt die Hoffnung, daß wenigstens im Großen und Ganzen die Ausstellung zur bestimmten Stunde „fertig" sein wird, wenn auch im Einzelnen die letzten Maiwochen noch gar manches nach¬ zuholen haben werden. Einen Glanzpunkt der Ausstellung wird nach allem, was man hört, die Abtheilung der „graphischen Künste" bilden, der Buchdruck und alle mit ihm zusammenhängenden und verwandten gewerblichen Branchen. Als der Zentral¬ sitz des deutschen Buchgewerbes wird Leipzig alles aufbieten, um seine Führer¬ rolle auf diesem Gebiete wie die dominirende Stellung dieses Gebietes selbst im Kreise der übrigen Leipziger und sächsischen Gewerbe eindringlich vor Augen zu führen. Hat es doch im vorliegenden Falle noch eine ganz besondere Veranlassung hierzu: denn wie schon das Zirkular hervorhob, welches zu Anfang des Jahres an die betheiligten Kreise versandt wurde, gilt es zugleich, die 400j ährige Feier der Einführung des Buchdruckes in Leipzig festlich zu begehen. 1479 und 1879! — Das Datum scheint allerdings, wenn man ehrlich sein will, nicht ganz festzustehen. Die Angaben darüber, in welchem Jahre zuerst in Leipzig gedruckt worden ist, schwanken zwischen 1479 und 1481. Was soll man für das Richtige halten? In der gewöhnlichen lokalgeschicht¬ lichen Literatur ist nirgends Rath über dergleichen zu holen — wird es doch kaum eine zweite deutsche Stadt von der Bedeutung Leipzig's geben, um deren Grenzboten II. 1879. 32

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/249>, abgerufen am 27.12.2024.