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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Es wird sich bei den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstages um
nichts geringeres handeln, als um die physische Lebensfrage der deutschen
Nation. Es ist außerordentlich thöricht, eine solche Frage banausisch zu
schelten. Die Individuen, welche dem Gewerbebetrieb obliegen, können durch
Verengung des Blickes und des Sinnes banausisch werden. Die Frage der
materiellen Lebensbedingungen eines ganzen Volkes ist es niemals. Möchte
diese Frage, welche allerdings nicht die höchste, aber die unmittelbarste aller
Lebensfragen ist, mit dem Ernst der Betrachtung und mit der Lauterkeit der
Waffen behandelt werden, wie sie allein der Vertretung des deutschen Volkes
würdig sein können. Dann wird das die größte Verhandlung werden, die das
deutsche Volk in seiner parlamentarischen Geschichte bisher erlebt hat. Keine
Frage geht so auf das unmittelbarste Interesse jedes Einzelnen und zugleich
auf den Bestand der höchsten Güter, auf den Fortbestand der nationalen Existenz
selbst. Hier gibt es keine Exklusivität der Bedeutung, keine nur mittelbare
Beziehung durch den nationalen Lebenszweck auf die Einzelnen. Aber hier ist
auch jeder Einzelne, wie er mit seiner Existenz unmittelbar in Frage ist, ebenso
verpflichtet, an die unmittelbare Gefahr des Ganzen zu denken. Mögen wir
denn verschont werden mit den allzu oft gehörten Tiraden, daß man Niemand
wehren dürfe zu kaufen, wo er es am billigsten kann u. s. w., Tiraden, deren
Trivialität kaum ihrer Schädlichkeit gleich kommt. Es handelt sich um die
Nation, nicht um den Einzelnen, der seine Sache auf Nichts gestellt hat.




Literatur.

Von der "Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz",
herausgegeben von I. Baechtold und F. Vetter, einer Sammlung, die durch
das, was sie bringt, für die Schweiz eine ähnliche Bedeutung erlangen wird,
wie sie die bekannte Quedlinburger Sammlung und die des Stuttgarter Lite¬
rarischen Vereins für Deutschland erlangt haben, dadurch aber, wie sie es
bringt -- in vornehmer, geschmackvoller und deshalb einzig würdiger Aus¬
stattung nämlich --, die deutschen Sammlungen entschieden in Schatten stellen
wird, ist vor kurzem der zweite Band ausgegeben worden, der die Werke des
genialen schweizerischen Dramatikers aus dem 16. Jahrhundert, Niklaus
Manuel enthält (Frauenfeld, I. Huber, 1878). Wir kommen auf diesen Band
und die werthvolle biographische und literarhistorische Arbeit, welche der Heraus¬
geber, I. Baechtold, dem Neudruck der Texte vorausgeschickt hat, noch aus¬
führlicher zurück.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.

Es wird sich bei den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstages um
nichts geringeres handeln, als um die physische Lebensfrage der deutschen
Nation. Es ist außerordentlich thöricht, eine solche Frage banausisch zu
schelten. Die Individuen, welche dem Gewerbebetrieb obliegen, können durch
Verengung des Blickes und des Sinnes banausisch werden. Die Frage der
materiellen Lebensbedingungen eines ganzen Volkes ist es niemals. Möchte
diese Frage, welche allerdings nicht die höchste, aber die unmittelbarste aller
Lebensfragen ist, mit dem Ernst der Betrachtung und mit der Lauterkeit der
Waffen behandelt werden, wie sie allein der Vertretung des deutschen Volkes
würdig sein können. Dann wird das die größte Verhandlung werden, die das
deutsche Volk in seiner parlamentarischen Geschichte bisher erlebt hat. Keine
Frage geht so auf das unmittelbarste Interesse jedes Einzelnen und zugleich
auf den Bestand der höchsten Güter, auf den Fortbestand der nationalen Existenz
selbst. Hier gibt es keine Exklusivität der Bedeutung, keine nur mittelbare
Beziehung durch den nationalen Lebenszweck auf die Einzelnen. Aber hier ist
auch jeder Einzelne, wie er mit seiner Existenz unmittelbar in Frage ist, ebenso
verpflichtet, an die unmittelbare Gefahr des Ganzen zu denken. Mögen wir
denn verschont werden mit den allzu oft gehörten Tiraden, daß man Niemand
wehren dürfe zu kaufen, wo er es am billigsten kann u. s. w., Tiraden, deren
Trivialität kaum ihrer Schädlichkeit gleich kommt. Es handelt sich um die
Nation, nicht um den Einzelnen, der seine Sache auf Nichts gestellt hat.




Literatur.

Von der „Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz",
herausgegeben von I. Baechtold und F. Vetter, einer Sammlung, die durch
das, was sie bringt, für die Schweiz eine ähnliche Bedeutung erlangen wird,
wie sie die bekannte Quedlinburger Sammlung und die des Stuttgarter Lite¬
rarischen Vereins für Deutschland erlangt haben, dadurch aber, wie sie es
bringt — in vornehmer, geschmackvoller und deshalb einzig würdiger Aus¬
stattung nämlich —, die deutschen Sammlungen entschieden in Schatten stellen
wird, ist vor kurzem der zweite Band ausgegeben worden, der die Werke des
genialen schweizerischen Dramatikers aus dem 16. Jahrhundert, Niklaus
Manuel enthält (Frauenfeld, I. Huber, 1878). Wir kommen auf diesen Band
und die werthvolle biographische und literarhistorische Arbeit, welche der Heraus¬
geber, I. Baechtold, dem Neudruck der Texte vorausgeschickt hat, noch aus¬
führlicher zurück.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/168>, abgerufen am 27.12.2024.