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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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zweifelhaft; irgend ein unvorhergesehener Umstand kann die kühleren Köpfe
bei Seite schieben und die heißblütigen "Feueresser" (WirssÄters) die Oberhand
gewinnen lassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich die Demokraten nicht
damit zufrieden geben, in der Extra-Sitzung der Regierung nur die zur Fort¬
führung der Geschäfte nöthigen Gelder zu bewilligen, sie werden politische
Maßregeln zur Sprache bringen, die auf die nächste Präsidentenwahl Bezug
haben, und hierbei wird und muß sich ein harter Kampf mit den Republikanern
entwickeln. Schon die Bewilligung der Gelder für die Erhaltung der Armee
wird zu den heftigsten Debatten Veranlassung geben. Das übermüthige und
herausfordernde Auftreten der extremen Südländer und ihrer nördlichen Bundes¬
genossen hat übrigens den Präsidenten Hayes der Masse der republikanischen
Partei näher gebracht, als dies früher der Fall war, und somit können die
Republikaner der Zukunft ruhigen Muthes in's Auge sehen. Die schlimmen
Beschlüsse der demokratischen Partei können durch ein Veto des Präsidenten
leicht illusorisch gemacht werden, da letztere im Kongresse nicht über eine Zwei¬
drittelmajorität verfügt. Jedenfalls darf man dem Resultate der jetzt lagerten
Extra-Sitzung des Kongresses mit Spannung entgegensehen; ohne Einfluß auf
die nächste Präsidentenwahl wird sie nicht bleiben.




Literatur.
Geschichte der Griechischen Literatur. Für Gymnasien, höhere Bildungsanstalten
und zum Selbstunterrichte von Eduard Murat. 3. Auflage. Neu bearbeitet von
Richard Volkmann, Gymnasialdirektor in Jauer. Erstes Heft. Berlin,
F. Dümmler, 1879.

Daß Bücher ihre Schicksale haben, das hat auch Murat's Griechische und
Römische Literaturgeschichte erfahren müssen. Die erstere ist zuerst 1849 er¬
schienen, dann in einer zweiten, vom Verfasser selbst noch besorgten Ausgabe
1863, und jetzt endlich, also volle 30 Jahre nach dem ersten Erscheinen des
Buches, kann die Verlagshandlung mit einer dritten, von fremder Hand be¬
arbeiteten Ausgabe hervortreten. Der Absatz von zwei Auflagen binnen drei
Jahrzehnten -- in der That ein lächerliches, eigentlich unbegreifliches Resultat
einem so trefflichen, praktischen, brauchbaren Buche gegenüber! Murat's Dar¬
stellung ist der heutigen Generation fast unbekannt, und doch ist sie für den
weiteren Kreis der Gebildeten, wenn wir von Otfried Müller's schönem Torso
absehen, eigentlich das einzige Buch auf diesem Gebiete, das man mit gutem


Grenzboten II. 137S. Is

zweifelhaft; irgend ein unvorhergesehener Umstand kann die kühleren Köpfe
bei Seite schieben und die heißblütigen „Feueresser" (WirssÄters) die Oberhand
gewinnen lassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich die Demokraten nicht
damit zufrieden geben, in der Extra-Sitzung der Regierung nur die zur Fort¬
führung der Geschäfte nöthigen Gelder zu bewilligen, sie werden politische
Maßregeln zur Sprache bringen, die auf die nächste Präsidentenwahl Bezug
haben, und hierbei wird und muß sich ein harter Kampf mit den Republikanern
entwickeln. Schon die Bewilligung der Gelder für die Erhaltung der Armee
wird zu den heftigsten Debatten Veranlassung geben. Das übermüthige und
herausfordernde Auftreten der extremen Südländer und ihrer nördlichen Bundes¬
genossen hat übrigens den Präsidenten Hayes der Masse der republikanischen
Partei näher gebracht, als dies früher der Fall war, und somit können die
Republikaner der Zukunft ruhigen Muthes in's Auge sehen. Die schlimmen
Beschlüsse der demokratischen Partei können durch ein Veto des Präsidenten
leicht illusorisch gemacht werden, da letztere im Kongresse nicht über eine Zwei¬
drittelmajorität verfügt. Jedenfalls darf man dem Resultate der jetzt lagerten
Extra-Sitzung des Kongresses mit Spannung entgegensehen; ohne Einfluß auf
die nächste Präsidentenwahl wird sie nicht bleiben.




Literatur.
Geschichte der Griechischen Literatur. Für Gymnasien, höhere Bildungsanstalten
und zum Selbstunterrichte von Eduard Murat. 3. Auflage. Neu bearbeitet von
Richard Volkmann, Gymnasialdirektor in Jauer. Erstes Heft. Berlin,
F. Dümmler, 1879.

Daß Bücher ihre Schicksale haben, das hat auch Murat's Griechische und
Römische Literaturgeschichte erfahren müssen. Die erstere ist zuerst 1849 er¬
schienen, dann in einer zweiten, vom Verfasser selbst noch besorgten Ausgabe
1863, und jetzt endlich, also volle 30 Jahre nach dem ersten Erscheinen des
Buches, kann die Verlagshandlung mit einer dritten, von fremder Hand be¬
arbeiteten Ausgabe hervortreten. Der Absatz von zwei Auflagen binnen drei
Jahrzehnten — in der That ein lächerliches, eigentlich unbegreifliches Resultat
einem so trefflichen, praktischen, brauchbaren Buche gegenüber! Murat's Dar¬
stellung ist der heutigen Generation fast unbekannt, und doch ist sie für den
weiteren Kreis der Gebildeten, wenn wir von Otfried Müller's schönem Torso
absehen, eigentlich das einzige Buch auf diesem Gebiete, das man mit gutem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/117>, abgerufen am 27.12.2024.