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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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Stand des Unternehmens, das beiläufig seit mehreren Jahren von Seiten des
deutschen Reichs unterstützt wird, ist sicherem Vernehmen nach folgender.

Die Fortsetzung des Wörterbuches durch die bisher an demselben thätig
gewesenen Gelehrten ist, soweit menschliche Blicke und Verabredungen reichen,
vollständig gesichert, und für später erscheinende Bände sind neue Mitarbeiter
bereits gewonnen. Während Professor Hildebrand mit solider Langsamkeit an
dem von ihm in Angriff genommenen 6 fortarbeitet, hat der rüstigste und
energievollste seiner Genossen, Heyne, jetzt Professor in Basel, die von ihm im
Jahre 1877 begonnenen Artikel über den Buchstaben 1^ schon bis zur Hälfte
ihrer Zahl vollendet, und mit Bestimmtheit ist anzunehmen, daß er im nächstem
Jahre ganz mit diesem Abschnitt fertig werden und dann das N, welches den
sechsten Band beschließen soll, unmittelbar folgen lassen wird. Inzwischen wird
der dnrch sein jetzt abgeschlossenes großes mittelhochdeutsches Handwörterbuch
rühmlichst bekannte Professor M'. Lexer in Würzburg den siebenten Band des
hier besprochenen Werkes, welcher die Buchstaben 0, ? und H enthalten
soll, für den Druck vorbereiten, der voraussichtlich schon im Gange sein wird,
bevor Heyne bis zum Schlüsse seines Bandes gelangt ist. Endlich ist auch
für das R gesorgt. Dieser Buchstabe soll den achten Band füllen, der aber
wahrscheinlich auch bereits die Anfänge des 3 bringen wird.

Wenn das Werk nicht noch schneller, als jetzt zu hoffen, seiner Vollendung
entgegengeführt werden kann, so mag wohl ein Hauptgrund davon in dem
Umstände liegen, daß es ungemein schwer fällt, trotz des ansehnlichen Honorars,
zu welchem, wie bemerkt, die Reichshauptkasse beiträgt, jüngere Germanisten
zu Mitarbeitern zu gewinnen. Jene jüngeren Gelehrten mögen ihren Namen
nicht gern mit einem Werke verbunden sehen, bei dem sie scheinbar eine unter¬
geordnete Stelle innehaben. Sie verwenden ihre Zeit lieber auf die Abfassung
von Monographieen, als darauf, daß sie sich einige Jahre am Wörterbuche
betheiligen -- das freilich immer "Grimm's Wörterbuch" heißen wird -- und
so ein Unternehmen rasch zu Ende führen helfen, welches fortleben wird als
ein Stolz der Nation, wenn die meisten jener Monographieen längst veraltet
und vergessen sein werden. Ob das eine geschickte Spekulation zu nennen ist?




Literatur.

Studien zur Semitischen Religionsgeschichte von W. W. Grafen Baudissin.
Heft II. Leipzig, Verlag von Fr. W. Grunow. 1878.

Ueber den alttestamentlichen Begriff der Heiligkeit herrscht noch große
Unklarheit und Verwirrung, und so erwirbt sich jeder ein Verdienst, der,


Stand des Unternehmens, das beiläufig seit mehreren Jahren von Seiten des
deutschen Reichs unterstützt wird, ist sicherem Vernehmen nach folgender.

Die Fortsetzung des Wörterbuches durch die bisher an demselben thätig
gewesenen Gelehrten ist, soweit menschliche Blicke und Verabredungen reichen,
vollständig gesichert, und für später erscheinende Bände sind neue Mitarbeiter
bereits gewonnen. Während Professor Hildebrand mit solider Langsamkeit an
dem von ihm in Angriff genommenen 6 fortarbeitet, hat der rüstigste und
energievollste seiner Genossen, Heyne, jetzt Professor in Basel, die von ihm im
Jahre 1877 begonnenen Artikel über den Buchstaben 1^ schon bis zur Hälfte
ihrer Zahl vollendet, und mit Bestimmtheit ist anzunehmen, daß er im nächstem
Jahre ganz mit diesem Abschnitt fertig werden und dann das N, welches den
sechsten Band beschließen soll, unmittelbar folgen lassen wird. Inzwischen wird
der dnrch sein jetzt abgeschlossenes großes mittelhochdeutsches Handwörterbuch
rühmlichst bekannte Professor M'. Lexer in Würzburg den siebenten Band des
hier besprochenen Werkes, welcher die Buchstaben 0, ? und H enthalten
soll, für den Druck vorbereiten, der voraussichtlich schon im Gange sein wird,
bevor Heyne bis zum Schlüsse seines Bandes gelangt ist. Endlich ist auch
für das R gesorgt. Dieser Buchstabe soll den achten Band füllen, der aber
wahrscheinlich auch bereits die Anfänge des 3 bringen wird.

Wenn das Werk nicht noch schneller, als jetzt zu hoffen, seiner Vollendung
entgegengeführt werden kann, so mag wohl ein Hauptgrund davon in dem
Umstände liegen, daß es ungemein schwer fällt, trotz des ansehnlichen Honorars,
zu welchem, wie bemerkt, die Reichshauptkasse beiträgt, jüngere Germanisten
zu Mitarbeitern zu gewinnen. Jene jüngeren Gelehrten mögen ihren Namen
nicht gern mit einem Werke verbunden sehen, bei dem sie scheinbar eine unter¬
geordnete Stelle innehaben. Sie verwenden ihre Zeit lieber auf die Abfassung
von Monographieen, als darauf, daß sie sich einige Jahre am Wörterbuche
betheiligen — das freilich immer „Grimm's Wörterbuch" heißen wird — und
so ein Unternehmen rasch zu Ende führen helfen, welches fortleben wird als
ein Stolz der Nation, wenn die meisten jener Monographieen längst veraltet
und vergessen sein werden. Ob das eine geschickte Spekulation zu nennen ist?




Literatur.

Studien zur Semitischen Religionsgeschichte von W. W. Grafen Baudissin.
Heft II. Leipzig, Verlag von Fr. W. Grunow. 1878.

Ueber den alttestamentlichen Begriff der Heiligkeit herrscht noch große
Unklarheit und Verwirrung, und so erwirbt sich jeder ein Verdienst, der,


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[0331] Stand des Unternehmens, das beiläufig seit mehreren Jahren von Seiten des deutschen Reichs unterstützt wird, ist sicherem Vernehmen nach folgender. Die Fortsetzung des Wörterbuches durch die bisher an demselben thätig gewesenen Gelehrten ist, soweit menschliche Blicke und Verabredungen reichen, vollständig gesichert, und für später erscheinende Bände sind neue Mitarbeiter bereits gewonnen. Während Professor Hildebrand mit solider Langsamkeit an dem von ihm in Angriff genommenen 6 fortarbeitet, hat der rüstigste und energievollste seiner Genossen, Heyne, jetzt Professor in Basel, die von ihm im Jahre 1877 begonnenen Artikel über den Buchstaben 1^ schon bis zur Hälfte ihrer Zahl vollendet, und mit Bestimmtheit ist anzunehmen, daß er im nächstem Jahre ganz mit diesem Abschnitt fertig werden und dann das N, welches den sechsten Band beschließen soll, unmittelbar folgen lassen wird. Inzwischen wird der dnrch sein jetzt abgeschlossenes großes mittelhochdeutsches Handwörterbuch rühmlichst bekannte Professor M'. Lexer in Würzburg den siebenten Band des hier besprochenen Werkes, welcher die Buchstaben 0, ? und H enthalten soll, für den Druck vorbereiten, der voraussichtlich schon im Gange sein wird, bevor Heyne bis zum Schlüsse seines Bandes gelangt ist. Endlich ist auch für das R gesorgt. Dieser Buchstabe soll den achten Band füllen, der aber wahrscheinlich auch bereits die Anfänge des 3 bringen wird. Wenn das Werk nicht noch schneller, als jetzt zu hoffen, seiner Vollendung entgegengeführt werden kann, so mag wohl ein Hauptgrund davon in dem Umstände liegen, daß es ungemein schwer fällt, trotz des ansehnlichen Honorars, zu welchem, wie bemerkt, die Reichshauptkasse beiträgt, jüngere Germanisten zu Mitarbeitern zu gewinnen. Jene jüngeren Gelehrten mögen ihren Namen nicht gern mit einem Werke verbunden sehen, bei dem sie scheinbar eine unter¬ geordnete Stelle innehaben. Sie verwenden ihre Zeit lieber auf die Abfassung von Monographieen, als darauf, daß sie sich einige Jahre am Wörterbuche betheiligen — das freilich immer „Grimm's Wörterbuch" heißen wird — und so ein Unternehmen rasch zu Ende führen helfen, welches fortleben wird als ein Stolz der Nation, wenn die meisten jener Monographieen längst veraltet und vergessen sein werden. Ob das eine geschickte Spekulation zu nennen ist? Literatur. Studien zur Semitischen Religionsgeschichte von W. W. Grafen Baudissin. Heft II. Leipzig, Verlag von Fr. W. Grunow. 1878. Ueber den alttestamentlichen Begriff der Heiligkeit herrscht noch große Unklarheit und Verwirrung, und so erwirbt sich jeder ein Verdienst, der,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/331>, abgerufen am 23.07.2024.