Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.noch das Gesetz der allgemeinen Wehrpflicht; doch es war ein todtes Wort. Ile pariser Weltausstellung. Von Adolf Rosenberg. 10. Die Kunst Oesterreich-Ungarn's. -- Spanien, Griechenland und Holland. -- Rußland. -- Die deutsche Kunst. -- Schlußbetrachtung. Trotz der politischen Trennung sind wir nach wie vor gewöhnt, die Im Großen und Ganzen ist der Charakter der österreichischen Kunst ein noch das Gesetz der allgemeinen Wehrpflicht; doch es war ein todtes Wort. Ile pariser Weltausstellung. Von Adolf Rosenberg. 10. Die Kunst Oesterreich-Ungarn's. — Spanien, Griechenland und Holland. — Rußland. — Die deutsche Kunst. — Schlußbetrachtung. Trotz der politischen Trennung sind wir nach wie vor gewöhnt, die Im Großen und Ganzen ist der Charakter der österreichischen Kunst ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140858"/> <p xml:id="ID_1546" prev="#ID_1545"> noch das Gesetz der allgemeinen Wehrpflicht; doch es war ein todtes Wort.<lb/> Ein Stand gewordener Soldaten mit alten Berufsoffizieren, ein dauernd unter<lb/> den Adlern stehendes Heer, eine nach Willkühr des Feldherrn zu vergrößernde<lb/> Prätorianergarde — alle Pfeiler der Militär-Monarchie waren im Heerwesen<lb/> aufgerichtet; es bedürfte nur noch des Willens eines großen Feldherrn, und<lb/> sie mußte sich über diesen Pfeilern zu stolzer Kuppel wölben. Die Entwicke¬<lb/> lung des altrömischen Kriegswesens war abgeschlossen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ile pariser Weltausstellung.<lb/><note type="byline"> Von Adolf Rosenberg.</note></head><lb/> <note type="argument"> 10. Die Kunst Oesterreich-Ungarn's. — Spanien, Griechenland und Holland. —<lb/> Rußland. — Die deutsche Kunst. — Schlußbetrachtung.</note><lb/> <p xml:id="ID_1547"> Trotz der politischen Trennung sind wir nach wie vor gewöhnt, die<lb/> österreichische Kunst als zur deutschen zugehörig und im Zusammenhange mit<lb/> der deutschen zu betrachten. Viele der hervorragendsten Talente der öster¬<lb/> reichischen Schule haben in München, unter Pilotys Leitung, ihre künstlerische<lb/> Ausbildung erhalten, an ihrer Spitze Hans Makart, die glänzendste Künstler¬<lb/> erscheinung, welche die österreichische Kunst gegenwärtig besitzt. Eine ganze<lb/> Reihe dieser in München gebildeten Oesterreicher hat dauernd ihren Wohnsitz<lb/> an der Jsar aufgeschlagen, wie der Böhme Gabriel Max, die Tiroler Defregger<lb/> und Mathias Schund, der Wiener Kurzbauer. Umgekehrt sind von München<lb/> Künstler, die in Deutschland geboren und erzogen sind, nach Wien gegangen,<lb/> wo sie zu den Zierden der dortigen Künstlerschaft geworden sind. So der<lb/> Historienmaler Anselm Feuerbach, einer der bedeutendsten Künstler Deutschland's,<lb/> und der Bildhauer Zumbusch. Eine andere Gruppe österreichischer Künstler, der<lb/> Ungar Munkacsy, der Böhme Czermak, die Landschaftsmaler Zettel und Nibarz,<lb/> der Thiermaler O. v. Thoren, leben oder lebten in Paris, wo sie mehr oder<lb/> minder merkliche Einflüsse der dortigen Malerschule erfahren haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1548" next="#ID_1549"> Im Großen und Ganzen ist der Charakter der österreichischen Kunst ein<lb/> deutscher. Eine spezifisch österreichische Kunst giebt es nicht, ebensowenig wie<lb/> eine spezifisch ungarische. Muukaesy, Ungarn's größter Maler, fast auch sein<lb/> einziger, der auf größere Bedeutung Anspruch machen kann, ist ein Zögling<lb/> der Düsseldorfer Akademie, wo er vornehmlich die Kunst gelernt hat, seine Ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
noch das Gesetz der allgemeinen Wehrpflicht; doch es war ein todtes Wort.
Ein Stand gewordener Soldaten mit alten Berufsoffizieren, ein dauernd unter
den Adlern stehendes Heer, eine nach Willkühr des Feldherrn zu vergrößernde
Prätorianergarde — alle Pfeiler der Militär-Monarchie waren im Heerwesen
aufgerichtet; es bedürfte nur noch des Willens eines großen Feldherrn, und
sie mußte sich über diesen Pfeilern zu stolzer Kuppel wölben. Die Entwicke¬
lung des altrömischen Kriegswesens war abgeschlossen.
Ile pariser Weltausstellung.
Von Adolf Rosenberg.
10. Die Kunst Oesterreich-Ungarn's. — Spanien, Griechenland und Holland. —
Rußland. — Die deutsche Kunst. — Schlußbetrachtung.
Trotz der politischen Trennung sind wir nach wie vor gewöhnt, die
österreichische Kunst als zur deutschen zugehörig und im Zusammenhange mit
der deutschen zu betrachten. Viele der hervorragendsten Talente der öster¬
reichischen Schule haben in München, unter Pilotys Leitung, ihre künstlerische
Ausbildung erhalten, an ihrer Spitze Hans Makart, die glänzendste Künstler¬
erscheinung, welche die österreichische Kunst gegenwärtig besitzt. Eine ganze
Reihe dieser in München gebildeten Oesterreicher hat dauernd ihren Wohnsitz
an der Jsar aufgeschlagen, wie der Böhme Gabriel Max, die Tiroler Defregger
und Mathias Schund, der Wiener Kurzbauer. Umgekehrt sind von München
Künstler, die in Deutschland geboren und erzogen sind, nach Wien gegangen,
wo sie zu den Zierden der dortigen Künstlerschaft geworden sind. So der
Historienmaler Anselm Feuerbach, einer der bedeutendsten Künstler Deutschland's,
und der Bildhauer Zumbusch. Eine andere Gruppe österreichischer Künstler, der
Ungar Munkacsy, der Böhme Czermak, die Landschaftsmaler Zettel und Nibarz,
der Thiermaler O. v. Thoren, leben oder lebten in Paris, wo sie mehr oder
minder merkliche Einflüsse der dortigen Malerschule erfahren haben.
Im Großen und Ganzen ist der Charakter der österreichischen Kunst ein
deutscher. Eine spezifisch österreichische Kunst giebt es nicht, ebensowenig wie
eine spezifisch ungarische. Muukaesy, Ungarn's größter Maler, fast auch sein
einziger, der auf größere Bedeutung Anspruch machen kann, ist ein Zögling
der Düsseldorfer Akademie, wo er vornehmlich die Kunst gelernt hat, seine Ge-
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