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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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war.*) Wie bei den Hellenen kam aber auch bei den Römern in der Folge
diese kostbare Schutzwaffe ab, und nur die Anführer bedienten sich noch aus¬
nahmsweise der lörlc-Ä tsrriza,.**) An ihre Stelle trat, vielleicht schon durch
Camillus eingeführt, ein von Metallstreifen gebildeter Gurtpanzer, die lorioa
8SArasiitk>.t,g,. Dies ist das Hauptstück der römischen Schutzbekleidung.

Fünf oder sechs, etwa drei Finger breite Metallstreifen, lAniwÄ/**) welche
auf lederne Riemen geheftet waren, wurden vom Nabel aufwärts bis unter die
Achseln mit Haken um den Körper gegürtet und bildeten den eigentlichen Brust¬
panzer, xsetoMs, während ähnliche Metallstreisen, durnsr^lig., die Schultern
bedeckten und, Tragbändern ähnlich, an den obersten Streifen des xscroMiz
festgehakt wurden. Zuweilen ließ man diese Schulterstücke auch fort; zuweilen
trug man nur sie. (So einige Krieger auf dem Severusbogen.) Die Offn
ziere, die xrinoipss und einige bevorzugte Truppentheile der späteren Zeit,
namentlich aber die asiatischen Hilfsvölker trugen auch Schuppen- und
Kettenpanzer (Im-los, ZHuaraata, und dÄraata), welche vermuthlich ans ein¬
zelnen, nur durch Ringe verbundenen Schmal- oder Rundblechen bestanden
und also den noch heute im Orient üblichen Brustpanzern glichen, f) Unter
den Bronzen des Berliner Museums befindet sich das Bruchstück eiues solchen
Panzers, bei dem die aus feinem Eisendrahtgeflecht gebildeten Maschenreihen
mit Schuppen bedeckt sind, ff) Sehr häufig wurde übrigens auch von den
Legionären das Panzerhemd unter dem ledernen Waffenrocke getragen. Für
die kaiserliche Zeit bezeugen das mehrere Grabsteine, besonders der des Signifer
Pintacus zu Bonn. Der lichtbraune Lederkoller wurde auf dem Rücken zuge¬
knöpft ;fff) an den Achseln und am unteren Rande fielen lose Lederstreifen
herab.


Feldherren und Kaiser erscheinen gewöhnlich in dem künstlerisch idealisirten
ehernen Chiton griechischer Art, (Chalkochiton) dessen metallener Ueberzug







*) Guhl und Koner: Das Leben der Griechen und Römer. Berlin 1376. S. 743.
**) Dies war vermuthlich der Name dieses Rüststücks. Tacitus gebraucht ihn (Kife,
II. 11) um die Rüstung Kaiser Otho's von der seiner Truppen zu unterscheiden.
***) Beispiele im Berliner Antiquarium,
f) Weiß: Kostümkunde II. Berlin 1360. -- Die lorieg, illius,eg, war wohl ein eigent¬
liches Kettenhemd (Virg, ^.en. 3, 467) nach Varro eine gallische Erfindung; die lorios, sgus,-
wktg, dagegen ein Schuppenpanzer (Vii-x. ^.en, 9, 707; 11, 483). -- Vergl, über beide
Panzer auch Isla, 0rix. 18, 13, 1, 2.
ff) Bronzen Ur. 1026. -- Ein Stück in Mainz besteht aus ganz feinen Ringen;
größere Ringe zeigen die Panzerhemden des sogen. Nydamer Bootes im Museum zu Kiel,
welches in einem Schleswig'schen Torfmoor gefunden wurde und offenbar ein mit Waffen
beladenes römisches Fahrzeug ist.
--
ffl) Darüber läßt der Fund eines Stückes mit Knopflöchern zu Mainz, sowie der vieler
halbrunder, beinerner Knöpfe keinen Zweifel.

war.*) Wie bei den Hellenen kam aber auch bei den Römern in der Folge
diese kostbare Schutzwaffe ab, und nur die Anführer bedienten sich noch aus¬
nahmsweise der lörlc-Ä tsrriza,.**) An ihre Stelle trat, vielleicht schon durch
Camillus eingeführt, ein von Metallstreifen gebildeter Gurtpanzer, die lorioa
8SArasiitk>.t,g,. Dies ist das Hauptstück der römischen Schutzbekleidung.

Fünf oder sechs, etwa drei Finger breite Metallstreifen, lAniwÄ/**) welche
auf lederne Riemen geheftet waren, wurden vom Nabel aufwärts bis unter die
Achseln mit Haken um den Körper gegürtet und bildeten den eigentlichen Brust¬
panzer, xsetoMs, während ähnliche Metallstreisen, durnsr^lig., die Schultern
bedeckten und, Tragbändern ähnlich, an den obersten Streifen des xscroMiz
festgehakt wurden. Zuweilen ließ man diese Schulterstücke auch fort; zuweilen
trug man nur sie. (So einige Krieger auf dem Severusbogen.) Die Offn
ziere, die xrinoipss und einige bevorzugte Truppentheile der späteren Zeit,
namentlich aber die asiatischen Hilfsvölker trugen auch Schuppen- und
Kettenpanzer (Im-los, ZHuaraata, und dÄraata), welche vermuthlich ans ein¬
zelnen, nur durch Ringe verbundenen Schmal- oder Rundblechen bestanden
und also den noch heute im Orient üblichen Brustpanzern glichen, f) Unter
den Bronzen des Berliner Museums befindet sich das Bruchstück eiues solchen
Panzers, bei dem die aus feinem Eisendrahtgeflecht gebildeten Maschenreihen
mit Schuppen bedeckt sind, ff) Sehr häufig wurde übrigens auch von den
Legionären das Panzerhemd unter dem ledernen Waffenrocke getragen. Für
die kaiserliche Zeit bezeugen das mehrere Grabsteine, besonders der des Signifer
Pintacus zu Bonn. Der lichtbraune Lederkoller wurde auf dem Rücken zuge¬
knöpft ;fff) an den Achseln und am unteren Rande fielen lose Lederstreifen
herab.


Feldherren und Kaiser erscheinen gewöhnlich in dem künstlerisch idealisirten
ehernen Chiton griechischer Art, (Chalkochiton) dessen metallener Ueberzug







*) Guhl und Koner: Das Leben der Griechen und Römer. Berlin 1376. S. 743.
**) Dies war vermuthlich der Name dieses Rüststücks. Tacitus gebraucht ihn (Kife,
II. 11) um die Rüstung Kaiser Otho's von der seiner Truppen zu unterscheiden.
***) Beispiele im Berliner Antiquarium,
f) Weiß: Kostümkunde II. Berlin 1360. — Die lorieg, illius,eg, war wohl ein eigent¬
liches Kettenhemd (Virg, ^.en. 3, 467) nach Varro eine gallische Erfindung; die lorios, sgus,-
wktg, dagegen ein Schuppenpanzer (Vii-x. ^.en, 9, 707; 11, 483). — Vergl, über beide
Panzer auch Isla, 0rix. 18, 13, 1, 2.
ff) Bronzen Ur. 1026. — Ein Stück in Mainz besteht aus ganz feinen Ringen;
größere Ringe zeigen die Panzerhemden des sogen. Nydamer Bootes im Museum zu Kiel,
welches in einem Schleswig'schen Torfmoor gefunden wurde und offenbar ein mit Waffen
beladenes römisches Fahrzeug ist.
--
ffl) Darüber läßt der Fund eines Stückes mit Knopflöchern zu Mainz, sowie der vieler
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/212>, abgerufen am 22.07.2024.