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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Mit dem 27. Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
'ni Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1et7et. Die Verlagshandlung.

Darwinismus, Keligion, Sittlichkeit.*)

Die unter dem obigen Titel**) vorliegende Schrift des durch seine feine
und scharfsinnige Arbeit "Kritik des philosophischen Pessimismus der neuesten
Zeit" (Leiden, E. I. Brill. 1875) bereits vortheilhaft bekannten Verfassers
wurde geschrieben zur Beantwortung der von der "Haager Gesellschaft zur
Vertheidigung der christlichen Religion" gestellten Preisfrage: "In welchem
Verhältniß zur Religion und Sittlichkeit stehen die neueren Theorien Darwin's
und Anderer mit Hinsicht auf die Abstammung des Menschen?" Jeder einiger¬
maßen Kundige weiß, daß mit dieser Frage ein Problem zur Diskussion ge¬
stellt war, dessen Lösung zu einer der schwierigsten Aufgaben der Gegenwart
gehört. Galt es doch, behufs Beantwortung dieser Frage nicht etwa nur ein




*) Wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, als ob wir mit den in dem nachstehen¬
den Artikel ausgesprochenen Ansichten einverstanden seien. Um mir das Wesentlichste her¬
vorzuheben, so verweisen wir Betreff der Deszendenz- (Züchtungs) Theorie auf den aus dem nach¬
stehenden Artikel zwar erkennbaren, aber vom Verfasser nicht genügend hervorgehobenen inneren
Widerspruch dieser Theorie: daß eine in erster Linie naturwissenschaftliche Behauptung die
Beweise für ihre vermeintliche Begründung ans der Philosophie herholen muß, da die
Natur eben diesen Beweis nicht führt. Ferner erscheint uns die Definition, welche die
nachstehend besprochene Schrift von Religion giebt, durchaus ungenügend und oberflächlich.
Sie stellt hierfür nur ein Bezichungsverhältniß fest, aber ohne jeglichen Inhalt. Gegen das hier
entwickelte Verhältniß von Religion und Sittlichkeit, Sittlichkeit und Moral läßt sich dann auch
noch sehr viel mehr anführen, als in dem nachstehenden Artikel geschieht. Wenn wir trotz dieser
u. a. prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten den Artikel unverkürzt bringen, so geschieht es
einmal, weil die darin besprochene Preisschrift in der That eine eingehende Erwähnung ver¬
dient und dann weil sie insoweit auch alles Lobes werth ist, als sie wenigstens diejenigen Irr¬
thümer Darwin's und Haeckel's, an denen wirklich nur das liebe Vieh Gefallen finden kann,
die Lehre von der völligen Zwecklosigkeit der Welt n. s. w. mit vollem wissenschaftlichem
Ernste und überzeugender Gründlichkeit widerlegt. D. Red. der Grenzboten.
**) Darwinismus, Religion, Sittlichkeit. Eine von der Haager Gesellschaft
zur Vertheidigung der christliche"'Religion gekrönte Preisschrift von or. G. P. Weygoldt,
Grvßh, badischem Kreisschulrath in Lörrach. Leiden, E. I. Brill, 1878.
Grenzboten II. 1878. 61

Mit dem 27. Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
'ni Mark.
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häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1et7et. Die Verlagshandlung.

Darwinismus, Keligion, Sittlichkeit.*)

Die unter dem obigen Titel**) vorliegende Schrift des durch seine feine
und scharfsinnige Arbeit „Kritik des philosophischen Pessimismus der neuesten
Zeit" (Leiden, E. I. Brill. 1875) bereits vortheilhaft bekannten Verfassers
wurde geschrieben zur Beantwortung der von der „Haager Gesellschaft zur
Vertheidigung der christlichen Religion" gestellten Preisfrage: „In welchem
Verhältniß zur Religion und Sittlichkeit stehen die neueren Theorien Darwin's
und Anderer mit Hinsicht auf die Abstammung des Menschen?" Jeder einiger¬
maßen Kundige weiß, daß mit dieser Frage ein Problem zur Diskussion ge¬
stellt war, dessen Lösung zu einer der schwierigsten Aufgaben der Gegenwart
gehört. Galt es doch, behufs Beantwortung dieser Frage nicht etwa nur ein




*) Wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, als ob wir mit den in dem nachstehen¬
den Artikel ausgesprochenen Ansichten einverstanden seien. Um mir das Wesentlichste her¬
vorzuheben, so verweisen wir Betreff der Deszendenz- (Züchtungs) Theorie auf den aus dem nach¬
stehenden Artikel zwar erkennbaren, aber vom Verfasser nicht genügend hervorgehobenen inneren
Widerspruch dieser Theorie: daß eine in erster Linie naturwissenschaftliche Behauptung die
Beweise für ihre vermeintliche Begründung ans der Philosophie herholen muß, da die
Natur eben diesen Beweis nicht führt. Ferner erscheint uns die Definition, welche die
nachstehend besprochene Schrift von Religion giebt, durchaus ungenügend und oberflächlich.
Sie stellt hierfür nur ein Bezichungsverhältniß fest, aber ohne jeglichen Inhalt. Gegen das hier
entwickelte Verhältniß von Religion und Sittlichkeit, Sittlichkeit und Moral läßt sich dann auch
noch sehr viel mehr anführen, als in dem nachstehenden Artikel geschieht. Wenn wir trotz dieser
u. a. prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten den Artikel unverkürzt bringen, so geschieht es
einmal, weil die darin besprochene Preisschrift in der That eine eingehende Erwähnung ver¬
dient und dann weil sie insoweit auch alles Lobes werth ist, als sie wenigstens diejenigen Irr¬
thümer Darwin's und Haeckel's, an denen wirklich nur das liebe Vieh Gefallen finden kann,
die Lehre von der völligen Zwecklosigkeit der Welt n. s. w. mit vollem wissenschaftlichem
Ernste und überzeugender Gründlichkeit widerlegt. D. Red. der Grenzboten.
**) Darwinismus, Religion, Sittlichkeit. Eine von der Haager Gesellschaft
zur Vertheidigung der christliche»'Religion gekrönte Preisschrift von or. G. P. Weygoldt,
Grvßh, badischem Kreisschulrath in Lörrach. Leiden, E. I. Brill, 1878.
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[0485] Mit dem 27. Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres 37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 'ni Mark. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬ häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im Juni 1et7et. Die Verlagshandlung. Darwinismus, Keligion, Sittlichkeit.*) Die unter dem obigen Titel**) vorliegende Schrift des durch seine feine und scharfsinnige Arbeit „Kritik des philosophischen Pessimismus der neuesten Zeit" (Leiden, E. I. Brill. 1875) bereits vortheilhaft bekannten Verfassers wurde geschrieben zur Beantwortung der von der „Haager Gesellschaft zur Vertheidigung der christlichen Religion" gestellten Preisfrage: „In welchem Verhältniß zur Religion und Sittlichkeit stehen die neueren Theorien Darwin's und Anderer mit Hinsicht auf die Abstammung des Menschen?" Jeder einiger¬ maßen Kundige weiß, daß mit dieser Frage ein Problem zur Diskussion ge¬ stellt war, dessen Lösung zu einer der schwierigsten Aufgaben der Gegenwart gehört. Galt es doch, behufs Beantwortung dieser Frage nicht etwa nur ein *) Wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, als ob wir mit den in dem nachstehen¬ den Artikel ausgesprochenen Ansichten einverstanden seien. Um mir das Wesentlichste her¬ vorzuheben, so verweisen wir Betreff der Deszendenz- (Züchtungs) Theorie auf den aus dem nach¬ stehenden Artikel zwar erkennbaren, aber vom Verfasser nicht genügend hervorgehobenen inneren Widerspruch dieser Theorie: daß eine in erster Linie naturwissenschaftliche Behauptung die Beweise für ihre vermeintliche Begründung ans der Philosophie herholen muß, da die Natur eben diesen Beweis nicht führt. Ferner erscheint uns die Definition, welche die nachstehend besprochene Schrift von Religion giebt, durchaus ungenügend und oberflächlich. Sie stellt hierfür nur ein Bezichungsverhältniß fest, aber ohne jeglichen Inhalt. Gegen das hier entwickelte Verhältniß von Religion und Sittlichkeit, Sittlichkeit und Moral läßt sich dann auch noch sehr viel mehr anführen, als in dem nachstehenden Artikel geschieht. Wenn wir trotz dieser u. a. prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten den Artikel unverkürzt bringen, so geschieht es einmal, weil die darin besprochene Preisschrift in der That eine eingehende Erwähnung ver¬ dient und dann weil sie insoweit auch alles Lobes werth ist, als sie wenigstens diejenigen Irr¬ thümer Darwin's und Haeckel's, an denen wirklich nur das liebe Vieh Gefallen finden kann, die Lehre von der völligen Zwecklosigkeit der Welt n. s. w. mit vollem wissenschaftlichem Ernste und überzeugender Gründlichkeit widerlegt. D. Red. der Grenzboten. **) Darwinismus, Religion, Sittlichkeit. Eine von der Haager Gesellschaft zur Vertheidigung der christliche»'Religion gekrönte Preisschrift von or. G. P. Weygoldt, Grvßh, badischem Kreisschulrath in Lörrach. Leiden, E. I. Brill, 1878. Grenzboten II. 1878. 61

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/485>, abgerufen am 27.07.2024.