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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Die Aerzte sowie die Regierungsbeamten hatten gehofft, der König werde
seine Kur noch einige Tage ausdehnen; dazu aber war er nicht zu bringen.
Goltz äußerte, er würde von Zeit zu Zeit mehreren Effekt von der Kur spüren,
und noch besseren Nutzen gefunden haben, wenn er die ganze Kur gebraucht
hätte. Ueber das Gelingen der Kur war große Freude in Landeck. Tarrach
schreibt: "Freilich werden die Herren Berliner den armen Glatzern beneiden,
daß Se. Majestät dero Retablissement in Landeck gefunden." Sie hatten
nämlich die schlesischen Aerzte verspottet, daß sie glaubten, das Landecker Wasser
sei ein Universale; hatte doch der König sich selbst höchst ungläubig über die
Heilkraft desselben geäußert. Am 25. August früh ^ auf 7 Uhr ritt der
König, an Leib und Seele gekräftigt, auf einem Fußsteige nach Glatz, und, '/j
ans 11 dort angelangt, nahm er, ohne vom Pferde zu steigen, sofort eine Revue
über das Regiment Fouque ab, das aufs Neue seine volle Zufriedenheit her¬
vorrief, dinirte, unterhielt sich dann mit dem Obersten Regler und Tarrach,
wie dem Bade aufgeholfen werden könnte, und begab sich zur Ruhe, während
die Prinzen einen Ball gaben. Tarrach erhielt vom Prinzen Heinrich eine
goldene Tabatiere, 30--40 Dukaten an Werth. Am 26. in Glatz erfuhr der
König vom Tode des Kaisers; er theilte es seiner Suite mit durch die Worte:
"Der größte Fabrikante, der Kaiser, ist todt." Am Vormittag nahm er Revue
über das Regiment 1s Uodls ab und ritt dnrch die Stadt nach Wartha, um
sich von da nach Neisse zur großen Revue zu begeben. Magistrat und Bürger¬
schaft von Landeck petitionirten beim König, dein Bade den Namen Friedrichsbad
beizulegen um "den Besuch des Karlsbades zu dekliniren, wie S. Majestät
schon dem Grafen Churschwand den Besuch dieses Bades refüsirt und das
Landeckbad empfohlen habe."


Dr. H. Fechner.


Ms der Augsöurger Schivedenzeit.
Dr. Adolf Vuff. Von III.

Wir sind bisher einer katholischen Feder gefolgt. Indessen die protestan¬
tischen Quellen bestätigen alles Charakteristische in den Erzählungen des Pater
Anastasius. Auch aus ihnen läßt sich deutlich erkennen, wie der Soldat in der
Stadt und Umgegend nach freiem Belieben schaltete und waltete, wie die bür-


Grmzboten 1l. 1873. K3

Die Aerzte sowie die Regierungsbeamten hatten gehofft, der König werde
seine Kur noch einige Tage ausdehnen; dazu aber war er nicht zu bringen.
Goltz äußerte, er würde von Zeit zu Zeit mehreren Effekt von der Kur spüren,
und noch besseren Nutzen gefunden haben, wenn er die ganze Kur gebraucht
hätte. Ueber das Gelingen der Kur war große Freude in Landeck. Tarrach
schreibt: „Freilich werden die Herren Berliner den armen Glatzern beneiden,
daß Se. Majestät dero Retablissement in Landeck gefunden." Sie hatten
nämlich die schlesischen Aerzte verspottet, daß sie glaubten, das Landecker Wasser
sei ein Universale; hatte doch der König sich selbst höchst ungläubig über die
Heilkraft desselben geäußert. Am 25. August früh ^ auf 7 Uhr ritt der
König, an Leib und Seele gekräftigt, auf einem Fußsteige nach Glatz, und, '/j
ans 11 dort angelangt, nahm er, ohne vom Pferde zu steigen, sofort eine Revue
über das Regiment Fouque ab, das aufs Neue seine volle Zufriedenheit her¬
vorrief, dinirte, unterhielt sich dann mit dem Obersten Regler und Tarrach,
wie dem Bade aufgeholfen werden könnte, und begab sich zur Ruhe, während
die Prinzen einen Ball gaben. Tarrach erhielt vom Prinzen Heinrich eine
goldene Tabatiere, 30—40 Dukaten an Werth. Am 26. in Glatz erfuhr der
König vom Tode des Kaisers; er theilte es seiner Suite mit durch die Worte:
„Der größte Fabrikante, der Kaiser, ist todt." Am Vormittag nahm er Revue
über das Regiment 1s Uodls ab und ritt dnrch die Stadt nach Wartha, um
sich von da nach Neisse zur großen Revue zu begeben. Magistrat und Bürger¬
schaft von Landeck petitionirten beim König, dein Bade den Namen Friedrichsbad
beizulegen um „den Besuch des Karlsbades zu dekliniren, wie S. Majestät
schon dem Grafen Churschwand den Besuch dieses Bades refüsirt und das
Landeckbad empfohlen habe."


Dr. H. Fechner.


Ms der Augsöurger Schivedenzeit.
Dr. Adolf Vuff. Von III.

Wir sind bisher einer katholischen Feder gefolgt. Indessen die protestan¬
tischen Quellen bestätigen alles Charakteristische in den Erzählungen des Pater
Anastasius. Auch aus ihnen läßt sich deutlich erkennen, wie der Soldat in der
Stadt und Umgegend nach freiem Belieben schaltete und waltete, wie die bür-


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[0461] Die Aerzte sowie die Regierungsbeamten hatten gehofft, der König werde seine Kur noch einige Tage ausdehnen; dazu aber war er nicht zu bringen. Goltz äußerte, er würde von Zeit zu Zeit mehreren Effekt von der Kur spüren, und noch besseren Nutzen gefunden haben, wenn er die ganze Kur gebraucht hätte. Ueber das Gelingen der Kur war große Freude in Landeck. Tarrach schreibt: „Freilich werden die Herren Berliner den armen Glatzern beneiden, daß Se. Majestät dero Retablissement in Landeck gefunden." Sie hatten nämlich die schlesischen Aerzte verspottet, daß sie glaubten, das Landecker Wasser sei ein Universale; hatte doch der König sich selbst höchst ungläubig über die Heilkraft desselben geäußert. Am 25. August früh ^ auf 7 Uhr ritt der König, an Leib und Seele gekräftigt, auf einem Fußsteige nach Glatz, und, '/j ans 11 dort angelangt, nahm er, ohne vom Pferde zu steigen, sofort eine Revue über das Regiment Fouque ab, das aufs Neue seine volle Zufriedenheit her¬ vorrief, dinirte, unterhielt sich dann mit dem Obersten Regler und Tarrach, wie dem Bade aufgeholfen werden könnte, und begab sich zur Ruhe, während die Prinzen einen Ball gaben. Tarrach erhielt vom Prinzen Heinrich eine goldene Tabatiere, 30—40 Dukaten an Werth. Am 26. in Glatz erfuhr der König vom Tode des Kaisers; er theilte es seiner Suite mit durch die Worte: „Der größte Fabrikante, der Kaiser, ist todt." Am Vormittag nahm er Revue über das Regiment 1s Uodls ab und ritt dnrch die Stadt nach Wartha, um sich von da nach Neisse zur großen Revue zu begeben. Magistrat und Bürger¬ schaft von Landeck petitionirten beim König, dein Bade den Namen Friedrichsbad beizulegen um „den Besuch des Karlsbades zu dekliniren, wie S. Majestät schon dem Grafen Churschwand den Besuch dieses Bades refüsirt und das Landeckbad empfohlen habe." Dr. H. Fechner. Ms der Augsöurger Schivedenzeit. Dr. Adolf Vuff. Von III. Wir sind bisher einer katholischen Feder gefolgt. Indessen die protestan¬ tischen Quellen bestätigen alles Charakteristische in den Erzählungen des Pater Anastasius. Auch aus ihnen läßt sich deutlich erkennen, wie der Soldat in der Stadt und Umgegend nach freiem Belieben schaltete und waltete, wie die bür- Grmzboten 1l. 1873. K3

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/461>, abgerufen am 27.07.2024.