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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Mit dem 27. .Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee-
häuser und Konditoreien werden um gefüllige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung.

Friedrichs des Hroszen Kadeaufenthalt in Landeck 1765.

Friedrich der Große, dessen Natur von Jugend an nicht die festeste war,
hatte zwar die Strapazen des siebenjährigen Krieges selbst glücklich überwunden,
als aber die Nervenanfrcgung nachließ, machten sich die Nachwehen der über¬
müßigen Anstrengungen und Entbehrungen, die der Riesenkampf erheischt hatte,
geltend, so daß er endlich, wiewohl uuter heftigem Widerstreben, ganz gegen
seine sonstigen der ärztlichen Wissenschaft durchaus nicht giiustigen Ansichten
seine Zuflucht zu einer Badekur nahm. Schon im Januar 1765 fühlte sich
Friedrich, wie er an Voltaire schrieb, sehr geschwächt und von Krankheit geplagt:
er suchte sich, wie er sich ausdrückt, durch Diät und Geduld zu heilen; Elixire
und Trank, sagte er, hätten ihm nicht die geringste Erleichterung gewährt,
dagegen habe er sich bei strenger Diät stets wohl befunden; übrigens verlohne es
sich nicht das Leben zu verlängern, selbst wenn es möglich sei. Am 25. April
schrieb er an Fouque, der damals als Dompropst in Brandenburg lebte, er
leide seit 5 Wochen an der Gicht und werde von den Hämorrhoiden in einer
Weise, wie noch nie vorher, geplagt, und er müsse eine Pause in seinen
Leiden wahrnehmen, um ihm Nachricht von sich zu geben. Seine Beine be¬
gannen anzuschwellen, selbst Spuren von Lähmung stellten sich ein und er konnte
nnr mit Unterstützung gehen und zu Pferde steigen. Die strenge Diät schlug
diesmal nicht an. Zwar nahm er im Frühjahr noch zwei Revüen ab; aber
seine Uebel hemmten ihn so sehr in seiner gewohnten Thätigkeit, daß er sich
entschloß, die Reise zu eiuer dritten Revue uach Neisse zu einem Abstecher nach
dem Bade Landeck in der Grafschaft Glatz zu machen, das ihm seit langer Zeit
wohlbekannt war, und das er jedenfalls im Auge hatte, wenn er 1754 Voltaire
anrieth, anstatt das von demselben bevorzugten Vogesenbades Plombieres die
schlesischen Bäder zu gebrauchen. Friedrich's Aufenthalt in Landeck bildet ein
Idyll mitten in der bewegten und von rastloser Arbeit angefüllten Negierungs-
'


Grenzboten II. 1873. Sö

Mit dem 27. .Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
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Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee-
häuser und Konditoreien werden um gefüllige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung.

Friedrichs des Hroszen Kadeaufenthalt in Landeck 1765.

Friedrich der Große, dessen Natur von Jugend an nicht die festeste war,
hatte zwar die Strapazen des siebenjährigen Krieges selbst glücklich überwunden,
als aber die Nervenanfrcgung nachließ, machten sich die Nachwehen der über¬
müßigen Anstrengungen und Entbehrungen, die der Riesenkampf erheischt hatte,
geltend, so daß er endlich, wiewohl uuter heftigem Widerstreben, ganz gegen
seine sonstigen der ärztlichen Wissenschaft durchaus nicht giiustigen Ansichten
seine Zuflucht zu einer Badekur nahm. Schon im Januar 1765 fühlte sich
Friedrich, wie er an Voltaire schrieb, sehr geschwächt und von Krankheit geplagt:
er suchte sich, wie er sich ausdrückt, durch Diät und Geduld zu heilen; Elixire
und Trank, sagte er, hätten ihm nicht die geringste Erleichterung gewährt,
dagegen habe er sich bei strenger Diät stets wohl befunden; übrigens verlohne es
sich nicht das Leben zu verlängern, selbst wenn es möglich sei. Am 25. April
schrieb er an Fouque, der damals als Dompropst in Brandenburg lebte, er
leide seit 5 Wochen an der Gicht und werde von den Hämorrhoiden in einer
Weise, wie noch nie vorher, geplagt, und er müsse eine Pause in seinen
Leiden wahrnehmen, um ihm Nachricht von sich zu geben. Seine Beine be¬
gannen anzuschwellen, selbst Spuren von Lähmung stellten sich ein und er konnte
nnr mit Unterstützung gehen und zu Pferde steigen. Die strenge Diät schlug
diesmal nicht an. Zwar nahm er im Frühjahr noch zwei Revüen ab; aber
seine Uebel hemmten ihn so sehr in seiner gewohnten Thätigkeit, daß er sich
entschloß, die Reise zu eiuer dritten Revue uach Neisse zu einem Abstecher nach
dem Bade Landeck in der Grafschaft Glatz zu machen, das ihm seit langer Zeit
wohlbekannt war, und das er jedenfalls im Auge hatte, wenn er 1754 Voltaire
anrieth, anstatt das von demselben bevorzugten Vogesenbades Plombieres die
schlesischen Bäder zu gebrauchen. Friedrich's Aufenthalt in Landeck bildet ein
Idyll mitten in der bewegten und von rastloser Arbeit angefüllten Negierungs-
'


Grenzboten II. 1873. Sö
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[0445] Mit dem 27. .Hefte beginnt diese Zeitschrift das III. Quartal ihres 37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 9 Mark. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee- häuser und Konditoreien werden um gefüllige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung. Friedrichs des Hroszen Kadeaufenthalt in Landeck 1765. Friedrich der Große, dessen Natur von Jugend an nicht die festeste war, hatte zwar die Strapazen des siebenjährigen Krieges selbst glücklich überwunden, als aber die Nervenanfrcgung nachließ, machten sich die Nachwehen der über¬ müßigen Anstrengungen und Entbehrungen, die der Riesenkampf erheischt hatte, geltend, so daß er endlich, wiewohl uuter heftigem Widerstreben, ganz gegen seine sonstigen der ärztlichen Wissenschaft durchaus nicht giiustigen Ansichten seine Zuflucht zu einer Badekur nahm. Schon im Januar 1765 fühlte sich Friedrich, wie er an Voltaire schrieb, sehr geschwächt und von Krankheit geplagt: er suchte sich, wie er sich ausdrückt, durch Diät und Geduld zu heilen; Elixire und Trank, sagte er, hätten ihm nicht die geringste Erleichterung gewährt, dagegen habe er sich bei strenger Diät stets wohl befunden; übrigens verlohne es sich nicht das Leben zu verlängern, selbst wenn es möglich sei. Am 25. April schrieb er an Fouque, der damals als Dompropst in Brandenburg lebte, er leide seit 5 Wochen an der Gicht und werde von den Hämorrhoiden in einer Weise, wie noch nie vorher, geplagt, und er müsse eine Pause in seinen Leiden wahrnehmen, um ihm Nachricht von sich zu geben. Seine Beine be¬ gannen anzuschwellen, selbst Spuren von Lähmung stellten sich ein und er konnte nnr mit Unterstützung gehen und zu Pferde steigen. Die strenge Diät schlug diesmal nicht an. Zwar nahm er im Frühjahr noch zwei Revüen ab; aber seine Uebel hemmten ihn so sehr in seiner gewohnten Thätigkeit, daß er sich entschloß, die Reise zu eiuer dritten Revue uach Neisse zu einem Abstecher nach dem Bade Landeck in der Grafschaft Glatz zu machen, das ihm seit langer Zeit wohlbekannt war, und das er jedenfalls im Auge hatte, wenn er 1754 Voltaire anrieth, anstatt das von demselben bevorzugten Vogesenbades Plombieres die schlesischen Bäder zu gebrauchen. Friedrich's Aufenthalt in Landeck bildet ein Idyll mitten in der bewegten und von rastloser Arbeit angefüllten Negierungs- ' Grenzboten II. 1873. Sö

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/445>, abgerufen am 27.07.2024.