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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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Ms der Augsöurger Schwedenzeit.
Dr. Adolf Buff. Von I.

Die folgenden Blätter bringen einige, gleichzeitigen Aufzeichnungen ent¬
nommene Mittheilungen über die Zustände in der alten Reichsstadt Augsburg
zur Zeit des dreißigjährigen Krieges und zwar speziell zur Zeit der schwedi¬
schen Okkupation: 1632--1635. Welch namenloses Elend dieser entsetzliche
Krieg über die meisten Gaue unseres Vaterlandes gebracht hat, ist bekannt
genug. In Augsburg war es wie überall. Doch hier kam uoch ein Element
dazu, welches womöglich die Verwirrung vermehrte, die Zustände unerträg¬
licher machte. Der fanatische Bekehrungseifer Kaiser Ferdinnnd's II. und seiner
Rathgeber hatte den Haß zwischen den beiden großen Religionsparteien, der
längst eingeschlummert war, wieder von Neuem entflammt, und es spielte nun
neben und zwischen den Willkürlichkeiten des soldatischen Regiments ein an¬
fänglich lau, aber bald immer leidenschaftlicher geführter Kampf zwischen den
Katholiken und Protestanten der Stadt selbst.

Die drei Schwedenjahre, vom 20. April 1632 bis 28. März 1635 waren
für Augsburg die schlimmsten des großen Krieges und vielleicht überhaupt die
schlimmsten, welche die Stadt je gesehen hat. In den ersten Decennien des
Krieges war Augsburg im Ganzen nur wenig unmittelbar in Mitleidenschaft
gezogen worden, obgleich selbstverständlich die unmittelbaren Folgen, wie Ge¬
schäftsstockungen, Störungen im Handel und Verkehr und dergleichen sich hier
so gut wie anderswo gleich von Anfang an fühlbar machten. Dies änderte
sich aber sehr rasch, nachdem gegen Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahr-
hunderts die katholischen Waffen, wie man glaubte, alle Geguer siegreich aus
dem Felde geschlagen hatten. Der bei weitem größte Theil der Augsburger
Bürgerschaft bekannte sich zu der Lehre Luther's und es war ein besonderes


Grenzboten II, 1878, 46
Ms der Augsöurger Schwedenzeit.
Dr. Adolf Buff. Von I.

Die folgenden Blätter bringen einige, gleichzeitigen Aufzeichnungen ent¬
nommene Mittheilungen über die Zustände in der alten Reichsstadt Augsburg
zur Zeit des dreißigjährigen Krieges und zwar speziell zur Zeit der schwedi¬
schen Okkupation: 1632—1635. Welch namenloses Elend dieser entsetzliche
Krieg über die meisten Gaue unseres Vaterlandes gebracht hat, ist bekannt
genug. In Augsburg war es wie überall. Doch hier kam uoch ein Element
dazu, welches womöglich die Verwirrung vermehrte, die Zustände unerträg¬
licher machte. Der fanatische Bekehrungseifer Kaiser Ferdinnnd's II. und seiner
Rathgeber hatte den Haß zwischen den beiden großen Religionsparteien, der
längst eingeschlummert war, wieder von Neuem entflammt, und es spielte nun
neben und zwischen den Willkürlichkeiten des soldatischen Regiments ein an¬
fänglich lau, aber bald immer leidenschaftlicher geführter Kampf zwischen den
Katholiken und Protestanten der Stadt selbst.

Die drei Schwedenjahre, vom 20. April 1632 bis 28. März 1635 waren
für Augsburg die schlimmsten des großen Krieges und vielleicht überhaupt die
schlimmsten, welche die Stadt je gesehen hat. In den ersten Decennien des
Krieges war Augsburg im Ganzen nur wenig unmittelbar in Mitleidenschaft
gezogen worden, obgleich selbstverständlich die unmittelbaren Folgen, wie Ge¬
schäftsstockungen, Störungen im Handel und Verkehr und dergleichen sich hier
so gut wie anderswo gleich von Anfang an fühlbar machten. Dies änderte
sich aber sehr rasch, nachdem gegen Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahr-
hunderts die katholischen Waffen, wie man glaubte, alle Geguer siegreich aus
dem Felde geschlagen hatten. Der bei weitem größte Theil der Augsburger
Bürgerschaft bekannte sich zu der Lehre Luther's und es war ein besonderes


Grenzboten II, 1878, 46
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[0365] Ms der Augsöurger Schwedenzeit. Dr. Adolf Buff. Von I. Die folgenden Blätter bringen einige, gleichzeitigen Aufzeichnungen ent¬ nommene Mittheilungen über die Zustände in der alten Reichsstadt Augsburg zur Zeit des dreißigjährigen Krieges und zwar speziell zur Zeit der schwedi¬ schen Okkupation: 1632—1635. Welch namenloses Elend dieser entsetzliche Krieg über die meisten Gaue unseres Vaterlandes gebracht hat, ist bekannt genug. In Augsburg war es wie überall. Doch hier kam uoch ein Element dazu, welches womöglich die Verwirrung vermehrte, die Zustände unerträg¬ licher machte. Der fanatische Bekehrungseifer Kaiser Ferdinnnd's II. und seiner Rathgeber hatte den Haß zwischen den beiden großen Religionsparteien, der längst eingeschlummert war, wieder von Neuem entflammt, und es spielte nun neben und zwischen den Willkürlichkeiten des soldatischen Regiments ein an¬ fänglich lau, aber bald immer leidenschaftlicher geführter Kampf zwischen den Katholiken und Protestanten der Stadt selbst. Die drei Schwedenjahre, vom 20. April 1632 bis 28. März 1635 waren für Augsburg die schlimmsten des großen Krieges und vielleicht überhaupt die schlimmsten, welche die Stadt je gesehen hat. In den ersten Decennien des Krieges war Augsburg im Ganzen nur wenig unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen worden, obgleich selbstverständlich die unmittelbaren Folgen, wie Ge¬ schäftsstockungen, Störungen im Handel und Verkehr und dergleichen sich hier so gut wie anderswo gleich von Anfang an fühlbar machten. Dies änderte sich aber sehr rasch, nachdem gegen Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahr- hunderts die katholischen Waffen, wie man glaubte, alle Geguer siegreich aus dem Felde geschlagen hatten. Der bei weitem größte Theil der Augsburger Bürgerschaft bekannte sich zu der Lehre Luther's und es war ein besonderes Grenzboten II, 1878, 46

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/365>, abgerufen am 28.12.2024.