Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Zur Linfüljrung des Buchdrucks in Lngtand.

Am heutigen Tage begeht England das Andenken an William Caxton,
seinen ersten Buchdrucker. Man bekommt, wenn man sich die tief in das
vorige Jahr hinein reichenden Vorbereitungen und den Enthusiasmus, der das
Fest in Seine setzt, vergegenwärtigt, den Eindruck, als ob das 19. Jahrhun¬
dert an dem Andenken des Mannes wieder gut machen wolle, was seine Vor¬
gänger, namentlich das 1?., an ihm verschuldet. Im Kensington Museum
findet eine Ausstellung von frühen Drucken und Jneunabeln statt, die sich nicht
nur auf die Okxwmlms beschränkt, sondern vorzugsweise auch Zierden der
ältesten deutschen Pressen, der maiuzer und kölner bietet und dadurch, vielleicht
unbeabsichtigt, auf die lange angenommene Verbindung Caxton's mit deutschen
Offizinen zurückweist. Die große Firma Elliot Stock veranstaltet in 500
Exemplaren eine Faesimileansgabe von Caxton's "DietM etc.", deren erstes
Erscheinen im Jahre 1477 der diesjährigen Festfeier ihre zeitliche Begründung
gibt, und bereits die Mainummern der Reviers und NaMöinW bringen, ganz
abgesehen von der Tagesliteratur, entsprechende Artikel.

In dieser Beziehung kann das englische Publicum, der Qualität wie
Quantität nach, mehr vertragen als wir Deutsche, und man darf ihm auch
mehr bieten; dennoch würde ich Leser, die Deutsche sind und bibliographische
Neigungen haben, nicht zu einem kurzen Blicke auf Caxton's Thätigkeit ein¬
laden, wenn eine derartige Untersuchung mir ganz ohne Interesse erschiene. --
Die vielfach behauptete, neuerdings von Blades wieder bestrittene Verbindung
Caxton's mit Köln, die Einflüsse, die mittelbar oder unmittelbar von West¬
deutschland aus (durch Ulrich' Zell, Arnold Therhoeven, P. Olpe und I.
Koelhoff) auf ihn gewirkt, die von unserer deutschen Weise abweichende An-
wendung der neuen Kunst auf die besonderen Gebiete der Literatur, schließlich
die bestrittene Anerkennung seines Verdienstes, wie sie der erste englische Buch¬
drucker mit dein deutschen Erfinder der Kunst theilt, halte ich für unseres


Grimzbvw, III. 1L77. 6
Zur Linfüljrung des Buchdrucks in Lngtand.

Am heutigen Tage begeht England das Andenken an William Caxton,
seinen ersten Buchdrucker. Man bekommt, wenn man sich die tief in das
vorige Jahr hinein reichenden Vorbereitungen und den Enthusiasmus, der das
Fest in Seine setzt, vergegenwärtigt, den Eindruck, als ob das 19. Jahrhun¬
dert an dem Andenken des Mannes wieder gut machen wolle, was seine Vor¬
gänger, namentlich das 1?., an ihm verschuldet. Im Kensington Museum
findet eine Ausstellung von frühen Drucken und Jneunabeln statt, die sich nicht
nur auf die Okxwmlms beschränkt, sondern vorzugsweise auch Zierden der
ältesten deutschen Pressen, der maiuzer und kölner bietet und dadurch, vielleicht
unbeabsichtigt, auf die lange angenommene Verbindung Caxton's mit deutschen
Offizinen zurückweist. Die große Firma Elliot Stock veranstaltet in 500
Exemplaren eine Faesimileansgabe von Caxton's „DietM etc.", deren erstes
Erscheinen im Jahre 1477 der diesjährigen Festfeier ihre zeitliche Begründung
gibt, und bereits die Mainummern der Reviers und NaMöinW bringen, ganz
abgesehen von der Tagesliteratur, entsprechende Artikel.

In dieser Beziehung kann das englische Publicum, der Qualität wie
Quantität nach, mehr vertragen als wir Deutsche, und man darf ihm auch
mehr bieten; dennoch würde ich Leser, die Deutsche sind und bibliographische
Neigungen haben, nicht zu einem kurzen Blicke auf Caxton's Thätigkeit ein¬
laden, wenn eine derartige Untersuchung mir ganz ohne Interesse erschiene. —
Die vielfach behauptete, neuerdings von Blades wieder bestrittene Verbindung
Caxton's mit Köln, die Einflüsse, die mittelbar oder unmittelbar von West¬
deutschland aus (durch Ulrich' Zell, Arnold Therhoeven, P. Olpe und I.
Koelhoff) auf ihn gewirkt, die von unserer deutschen Weise abweichende An-
wendung der neuen Kunst auf die besonderen Gebiete der Literatur, schließlich
die bestrittene Anerkennung seines Verdienstes, wie sie der erste englische Buch¬
drucker mit dein deutschen Erfinder der Kunst theilt, halte ich für unseres


Grimzbvw, III. 1L77. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0049" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138280"/>
        <div n="1">
          <head> Zur Linfüljrung des Buchdrucks in Lngtand.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_108"> Am heutigen Tage begeht England das Andenken an William Caxton,<lb/>
seinen ersten Buchdrucker. Man bekommt, wenn man sich die tief in das<lb/>
vorige Jahr hinein reichenden Vorbereitungen und den Enthusiasmus, der das<lb/>
Fest in Seine setzt, vergegenwärtigt, den Eindruck, als ob das 19. Jahrhun¬<lb/>
dert an dem Andenken des Mannes wieder gut machen wolle, was seine Vor¬<lb/>
gänger, namentlich das 1?., an ihm verschuldet. Im Kensington Museum<lb/>
findet eine Ausstellung von frühen Drucken und Jneunabeln statt, die sich nicht<lb/>
nur auf die Okxwmlms beschränkt, sondern vorzugsweise auch Zierden der<lb/>
ältesten deutschen Pressen, der maiuzer und kölner bietet und dadurch, vielleicht<lb/>
unbeabsichtigt, auf die lange angenommene Verbindung Caxton's mit deutschen<lb/>
Offizinen zurückweist. Die große Firma Elliot Stock veranstaltet in 500<lb/>
Exemplaren eine Faesimileansgabe von Caxton's &#x201E;DietM etc.", deren erstes<lb/>
Erscheinen im Jahre 1477 der diesjährigen Festfeier ihre zeitliche Begründung<lb/>
gibt, und bereits die Mainummern der Reviers und NaMöinW bringen, ganz<lb/>
abgesehen von der Tagesliteratur, entsprechende Artikel.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_109" next="#ID_110"> In dieser Beziehung kann das englische Publicum, der Qualität wie<lb/>
Quantität nach, mehr vertragen als wir Deutsche, und man darf ihm auch<lb/>
mehr bieten; dennoch würde ich Leser, die Deutsche sind und bibliographische<lb/>
Neigungen haben, nicht zu einem kurzen Blicke auf Caxton's Thätigkeit ein¬<lb/>
laden, wenn eine derartige Untersuchung mir ganz ohne Interesse erschiene. &#x2014;<lb/>
Die vielfach behauptete, neuerdings von Blades wieder bestrittene Verbindung<lb/>
Caxton's mit Köln, die Einflüsse, die mittelbar oder unmittelbar von West¬<lb/>
deutschland aus (durch Ulrich' Zell, Arnold Therhoeven, P. Olpe und I.<lb/>
Koelhoff) auf ihn gewirkt, die von unserer deutschen Weise abweichende An-<lb/>
wendung der neuen Kunst auf die besonderen Gebiete der Literatur, schließlich<lb/>
die bestrittene Anerkennung seines Verdienstes, wie sie der erste englische Buch¬<lb/>
drucker mit dein deutschen Erfinder der Kunst theilt, halte ich für unseres</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grimzbvw, III. 1L77. 6</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] Zur Linfüljrung des Buchdrucks in Lngtand. Am heutigen Tage begeht England das Andenken an William Caxton, seinen ersten Buchdrucker. Man bekommt, wenn man sich die tief in das vorige Jahr hinein reichenden Vorbereitungen und den Enthusiasmus, der das Fest in Seine setzt, vergegenwärtigt, den Eindruck, als ob das 19. Jahrhun¬ dert an dem Andenken des Mannes wieder gut machen wolle, was seine Vor¬ gänger, namentlich das 1?., an ihm verschuldet. Im Kensington Museum findet eine Ausstellung von frühen Drucken und Jneunabeln statt, die sich nicht nur auf die Okxwmlms beschränkt, sondern vorzugsweise auch Zierden der ältesten deutschen Pressen, der maiuzer und kölner bietet und dadurch, vielleicht unbeabsichtigt, auf die lange angenommene Verbindung Caxton's mit deutschen Offizinen zurückweist. Die große Firma Elliot Stock veranstaltet in 500 Exemplaren eine Faesimileansgabe von Caxton's „DietM etc.", deren erstes Erscheinen im Jahre 1477 der diesjährigen Festfeier ihre zeitliche Begründung gibt, und bereits die Mainummern der Reviers und NaMöinW bringen, ganz abgesehen von der Tagesliteratur, entsprechende Artikel. In dieser Beziehung kann das englische Publicum, der Qualität wie Quantität nach, mehr vertragen als wir Deutsche, und man darf ihm auch mehr bieten; dennoch würde ich Leser, die Deutsche sind und bibliographische Neigungen haben, nicht zu einem kurzen Blicke auf Caxton's Thätigkeit ein¬ laden, wenn eine derartige Untersuchung mir ganz ohne Interesse erschiene. — Die vielfach behauptete, neuerdings von Blades wieder bestrittene Verbindung Caxton's mit Köln, die Einflüsse, die mittelbar oder unmittelbar von West¬ deutschland aus (durch Ulrich' Zell, Arnold Therhoeven, P. Olpe und I. Koelhoff) auf ihn gewirkt, die von unserer deutschen Weise abweichende An- wendung der neuen Kunst auf die besonderen Gebiete der Literatur, schließlich die bestrittene Anerkennung seines Verdienstes, wie sie der erste englische Buch¬ drucker mit dein deutschen Erfinder der Kunst theilt, halte ich für unseres Grimzbvw, III. 1L77. 6

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/49
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/49>, abgerufen am 28.09.2024.