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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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vermochte uns die frühere Heiterkeit der Seele wiederzugeben. Und ich segnete
die Gesetzgebung des Deutschen Reiches, die ans unserm Boden solchen Jammer
H. B. unmöglich macht.




Die Heradelegung des Mississippi.

Vor zehn Monaten erst wurde die Aufmerksamkeit der Welt durch das
große Ereigniß der glücklichen Sprengung des Hellgatefelsen bei Neu-Iork er¬
regt, und schon wieder macht eine Arbeit eines amerikanischen Ingenieurs von
sich sprechen, welche zwar nicht solches Donnergepolter in den Zeitungen erzeugt
hat, wie jene, aber in ihren Folgen viel weittragender und segensreicher sein
wird, als die Sprengung des Hellgate jemals werden kann. Es ist dies die
Geradelegung der Mündung des Mississippi in den mexikanischen Golf, welche
der Ingenieur James B. Ends zur Ausführung gebracht hat.

Wie bekannt, theilt sich der Mississippi etwa zwei geogr. Meilen oberhalb
seiner Einmündungen in's Meer in drei Hauptarme. Der östliche Arm spaltet
sich wieder in drei Ausmündungen, den MrtK Last <M"s ü,
l'Outrv) und den Land.ii IÄ8t ?Ä8S. Diese drei Mündungen des östlichen Armes
haben nach dem Golf zu eine lang gestreckte Schlammbank geschaffen, welche
den Eingang zu den drei Mündungen für Seeschiffe schließt; nur kleine
Küstenfahrer können über sie hinwegfahren. Der südliche Arm oder Loutü
?s.8s war aber bisher noch weniger zugänglich, da an seiner Mündung sich
eine Bank gebildet hatte, welche sogar nur den Fischerbooten die Einfahxt ge¬
stattete. Dieser Arm, welcher den kürzesten Seeweg bieten würde, wenn er
eröffnet werden könnte, war außerdem an seinein oberen Ende dnrch eine kleine
Insel und durch von Ufer zu Ufer reichende Sand- und Schlammbänke auch
gegen den Strom selbst so gut wie abgesperrt. Seine Wasser stagnirten, statt
durch Schiffe wurden sie dnrch alles mögliche Gethier der tropischen Zone
belebt.

Der Loutli 'WvKt?irss war der einzige Arm des großen Stromes, welcher
die Einfahrt von Seeschiffen ermöglichte, und auch er war nicht zu allen
Jahreszeiten mit der Wasserfülle beschenkt, die der lebhafte Seeverkehr der
Stadt New-Orleans und des ganzen reichen Mississippithals wünschenswerth
erscheinen ließ. Die Regierung der Vereinigten Staaten verausgabte jährlich
100,000 bis 250,000 Dollars, um das Verhärten oder besser gesagt dus Ver-


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vermochte uns die frühere Heiterkeit der Seele wiederzugeben. Und ich segnete
die Gesetzgebung des Deutschen Reiches, die ans unserm Boden solchen Jammer
H. B. unmöglich macht.




Die Heradelegung des Mississippi.

Vor zehn Monaten erst wurde die Aufmerksamkeit der Welt durch das
große Ereigniß der glücklichen Sprengung des Hellgatefelsen bei Neu-Iork er¬
regt, und schon wieder macht eine Arbeit eines amerikanischen Ingenieurs von
sich sprechen, welche zwar nicht solches Donnergepolter in den Zeitungen erzeugt
hat, wie jene, aber in ihren Folgen viel weittragender und segensreicher sein
wird, als die Sprengung des Hellgate jemals werden kann. Es ist dies die
Geradelegung der Mündung des Mississippi in den mexikanischen Golf, welche
der Ingenieur James B. Ends zur Ausführung gebracht hat.

Wie bekannt, theilt sich der Mississippi etwa zwei geogr. Meilen oberhalb
seiner Einmündungen in's Meer in drei Hauptarme. Der östliche Arm spaltet
sich wieder in drei Ausmündungen, den MrtK Last <M«s ü,
l'Outrv) und den Land.ii IÄ8t ?Ä8S. Diese drei Mündungen des östlichen Armes
haben nach dem Golf zu eine lang gestreckte Schlammbank geschaffen, welche
den Eingang zu den drei Mündungen für Seeschiffe schließt; nur kleine
Küstenfahrer können über sie hinwegfahren. Der südliche Arm oder Loutü
?s.8s war aber bisher noch weniger zugänglich, da an seiner Mündung sich
eine Bank gebildet hatte, welche sogar nur den Fischerbooten die Einfahxt ge¬
stattete. Dieser Arm, welcher den kürzesten Seeweg bieten würde, wenn er
eröffnet werden könnte, war außerdem an seinein oberen Ende dnrch eine kleine
Insel und durch von Ufer zu Ufer reichende Sand- und Schlammbänke auch
gegen den Strom selbst so gut wie abgesperrt. Seine Wasser stagnirten, statt
durch Schiffe wurden sie dnrch alles mögliche Gethier der tropischen Zone
belebt.

Der Loutli 'WvKt?irss war der einzige Arm des großen Stromes, welcher
die Einfahrt von Seeschiffen ermöglichte, und auch er war nicht zu allen
Jahreszeiten mit der Wasserfülle beschenkt, die der lebhafte Seeverkehr der
Stadt New-Orleans und des ganzen reichen Mississippithals wünschenswerth
erscheinen ließ. Die Regierung der Vereinigten Staaten verausgabte jährlich
100,000 bis 250,000 Dollars, um das Verhärten oder besser gesagt dus Ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/441>, abgerufen am 28.09.2024.