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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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handelt, finden sich fast auf jeder Seite Beispiele. Was soll man zu Con-
structionen sagen, wie: "Aus dem Rosenthale heraustretend, biegt rechts ein
Weg ein" (S. 9.) oder: "kaum damit zu Ende, traf des Freundes bejaende
Antwort ein (S. 84.) oder: "in Folge Dospotenlaune" (S. 24.), "uuter Zwei¬
feln des Zusammenpassens beider so verschiedener Charakter" (S. 53.), "ein
Oelbild, welches während seines Gohliser Aufenthaltes Dora Stock uralte
und als gleichzeitige Erinnerung besonders anspricht" (S. 109.)? Das tollste
in dieser Beziehung leistet wohl folgende Stelle: "Daheim in seiner Wohnung,
allein mit seinen Plänen, Hoffnungen und -- Kummer, sah es öde und trostlos.
Jeder neue Tag erinnerte ihn seiner Armuth und doppelt fühlbar wurde ihm
solcher Alp, sah er der Freunde unabhängig freies Leben, die außerdem Beide
beglückt durch die Liebe treffliche Mädchen waren" <S. 49).

Der Verfasser nennt sich auf dem Umschlage seiner Schrift: Alfred
Moschkau. Das Vorwort aber unterzeichnet er: Dr. xb.it, Alfred Mvschkan.
O. v. H. Was die geheimnißvollen vier Buchstaben unter dem Namen
bedeuten, wissen wir nicht, sind auch nicht neugierig, es zu erfahren. Eins
aber möchten wir gern wissen: ob es eine deutsche Universität gewesen ist,
welche Herrn Moschkau das Doktordiplom verliehen, und welche? Wir müßten
dann der philosophischen Fakultät derselben den vorliegenden Beitrag zur
Schillerliteratur zu gründlichem Studium angelegentlichst empfehlen.


Politische Geschichte der Gegenwart von Wilhelm Müller, Professor
in Tübingen. Zehnter Jahrgang. Das Jahr 1876. Berlin, Verlag von
I. Springer, 1877.

Den Mittelpunkt dieses Jahrgangs bildet die orientalische Krisis in ihren
verschiedenen Stadien, die bei ihr hauptsächlich betheiligten Staaten sind vor¬
zugsweise berücksichtigt, in Betreff der übrigen mit Ausnahme Deutschlands
hat der Versasser sich mit Recht möglichst kurz gesaßt. Die Darstellung ist
derjenigen in den früheren Bänden würdig, sie ist übersichtlich und beruht auf
guter Kenntniß. Eingewebt sind folgende interessante Mittheilungen: die Bis-
marck'sche Depesche vom 14. April 1862 über die Stellung Preußens zu
Oesterreich und Rußland, Gladstone's Bericht über eine von Palmerston und
Russell im Jahre 1862 beabsichtigte Vergrößerung Griechenlands, die Angabe
des Prinzen Napoleon über eine französisch-italienische Allianz im Jahre 1870,
eine Unterredung Bonghis mit Antonelli in demselben Jahre, Palmerston's
Brief vom 13. September 1865 über den Besitz von Schleswig-Holstein, die
Unterredung Death mit dem Grafen Beleredi im Jahre 1866, endlich eine
Denkschrift des Prinzen Albert vom 24. Oktober 1853 über die Stellung Englands
zur Türkei.


handelt, finden sich fast auf jeder Seite Beispiele. Was soll man zu Con-
structionen sagen, wie: „Aus dem Rosenthale heraustretend, biegt rechts ein
Weg ein" (S. 9.) oder: „kaum damit zu Ende, traf des Freundes bejaende
Antwort ein (S. 84.) oder: „in Folge Dospotenlaune" (S. 24.), „uuter Zwei¬
feln des Zusammenpassens beider so verschiedener Charakter" (S. 53.), „ein
Oelbild, welches während seines Gohliser Aufenthaltes Dora Stock uralte
und als gleichzeitige Erinnerung besonders anspricht" (S. 109.)? Das tollste
in dieser Beziehung leistet wohl folgende Stelle: „Daheim in seiner Wohnung,
allein mit seinen Plänen, Hoffnungen und — Kummer, sah es öde und trostlos.
Jeder neue Tag erinnerte ihn seiner Armuth und doppelt fühlbar wurde ihm
solcher Alp, sah er der Freunde unabhängig freies Leben, die außerdem Beide
beglückt durch die Liebe treffliche Mädchen waren" <S. 49).

Der Verfasser nennt sich auf dem Umschlage seiner Schrift: Alfred
Moschkau. Das Vorwort aber unterzeichnet er: Dr. xb.it, Alfred Mvschkan.
O. v. H. Was die geheimnißvollen vier Buchstaben unter dem Namen
bedeuten, wissen wir nicht, sind auch nicht neugierig, es zu erfahren. Eins
aber möchten wir gern wissen: ob es eine deutsche Universität gewesen ist,
welche Herrn Moschkau das Doktordiplom verliehen, und welche? Wir müßten
dann der philosophischen Fakultät derselben den vorliegenden Beitrag zur
Schillerliteratur zu gründlichem Studium angelegentlichst empfehlen.


Politische Geschichte der Gegenwart von Wilhelm Müller, Professor
in Tübingen. Zehnter Jahrgang. Das Jahr 1876. Berlin, Verlag von
I. Springer, 1877.

Den Mittelpunkt dieses Jahrgangs bildet die orientalische Krisis in ihren
verschiedenen Stadien, die bei ihr hauptsächlich betheiligten Staaten sind vor¬
zugsweise berücksichtigt, in Betreff der übrigen mit Ausnahme Deutschlands
hat der Versasser sich mit Recht möglichst kurz gesaßt. Die Darstellung ist
derjenigen in den früheren Bänden würdig, sie ist übersichtlich und beruht auf
guter Kenntniß. Eingewebt sind folgende interessante Mittheilungen: die Bis-
marck'sche Depesche vom 14. April 1862 über die Stellung Preußens zu
Oesterreich und Rußland, Gladstone's Bericht über eine von Palmerston und
Russell im Jahre 1862 beabsichtigte Vergrößerung Griechenlands, die Angabe
des Prinzen Napoleon über eine französisch-italienische Allianz im Jahre 1870,
eine Unterredung Bonghis mit Antonelli in demselben Jahre, Palmerston's
Brief vom 13. September 1865 über den Besitz von Schleswig-Holstein, die
Unterredung Death mit dem Grafen Beleredi im Jahre 1866, endlich eine
Denkschrift des Prinzen Albert vom 24. Oktober 1853 über die Stellung Englands
zur Türkei.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/247>, abgerufen am 28.09.2024.