Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.werden? Sie müssen sich doch sagen: "Seht, wie ruhmvoll unsere Streiche Keue Uroöen der Gesinnung in Frankreich. Der Preußenhaß unsrer Nachbarn jenseits der Vogesen hat wieder einige Lgrmklis, Kistoirs clef briFkmcls, Mr Urre Nonnier, heißt die erste werden? Sie müssen sich doch sagen: „Seht, wie ruhmvoll unsere Streiche Keue Uroöen der Gesinnung in Frankreich. Der Preußenhaß unsrer Nachbarn jenseits der Vogesen hat wieder einige Lgrmklis, Kistoirs clef briFkmcls, Mr Urre Nonnier, heißt die erste <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0268" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139027"/> <p xml:id="ID_805" prev="#ID_804"> werden? Sie müssen sich doch sagen: „Seht, wie ruhmvoll unsere Streiche<lb/> sind! Unsere Heldenthaten werden auf Velinpapier verherrlicht! Das ist ein<lb/> Feld, auf dem wir mitarbeiten können: Darum nieder mit Disziplin und<lb/> Autorität! „Einst finden anch wir unsern Historiographen!" Die Folge ist<lb/> einfach die Demoralisation der Jugend. Deshalb muß pädagogischerseits ver¬<lb/> sucht werden, dieser Epidemie der „Gymnasialhumoresken" Einhalt zu thun.<lb/> Wir müssen gegen die fernere Ausbreitung dieses Giftes einschreiten im Namen<lb/> der Jugenderziehung. Freilich, so lange, mit leichter Variante des Sprüch-<lb/> wortes zu reden, die Käufer nicht alle werden, so lange werden sich auch solche<lb/> „Autoren" finden, die einen kräftigen Denkzettel noch mehr für ihre jetzi¬<lb/> gen Aufzeichnungen, als für die einstige Ausübung ihrer nicht blöden Jugend¬<lb/> bosheiten verdienen. Wahrscheinlich werden die genannten Herren Fortsetzun¬<lb/> gen schreiben und uoch Mancher, der einst zum schweren Aerger seiner Lehrer<lb/> die Schulbänke gedrückt hat, wird seine Großthaten jetzt mit der Feder voll¬<lb/> enden. Verspricht doch der zuletzt chcirakterisirte Herr Leuer ganz unverfroren:<lb/> „Haben Dir, lieber Leser, meine Schulerinnerungen gefallen, so lasse ich eine<lb/> zweite Serie folgen, denn in meinem Kopfe und in meinen Schulheften ist<lb/> uoch ein beinahe unerschöpfliches Material vorhanden. Also ans Wiedersehen!"<lb/> Ein barmherziger Himmel wolle uns schützen und bewahren vor diesen Päda¬<lb/> gogischen Crieriliteraten!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Keue Uroöen der Gesinnung in Frankreich.</head><lb/> <p xml:id="ID_806"> Der Preußenhaß unsrer Nachbarn jenseits der Vogesen hat wieder einige<lb/> duftige Blüthen getrieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_807" next="#ID_808"> Lgrmklis, Kistoirs clef briFkmcls, Mr Urre Nonnier, heißt die erste<lb/> „Räubergeschichte" dieser Art. Sie ist ganz in dem Genre gehalten, in dein<lb/> vor dreißig bis vierzig Jahren der „Beobachter an der Spree" die Phantasie<lb/> sensativnsdurstiger Nähmamsells und Droschkenkutscher aufregte. Das Wunder¬<lb/> bare ist nur, daß ein Journal, wie die Revue ass ilsux monäes in ihrem<lb/> letzten Septemberheft sich zur Veröffentlichung solcher Historien hergibt. Es<lb/> wäre unerklärlich, wenn nicht sechzehn Zeilen in der Geschichte vorkämen, und<lb/> diese gegen Preußen, resp. Deutschland einen bübischer Ausfall enthielten. Der<lb/> Held der Geschichte, ein Franzose, ein Hüne von (i Fuß 3 Zoll Länge; Brust-<lb/> kvrbumfaug 98 Centimeter, würde in deu Listen der Departements Rekruten-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0268]
werden? Sie müssen sich doch sagen: „Seht, wie ruhmvoll unsere Streiche
sind! Unsere Heldenthaten werden auf Velinpapier verherrlicht! Das ist ein
Feld, auf dem wir mitarbeiten können: Darum nieder mit Disziplin und
Autorität! „Einst finden anch wir unsern Historiographen!" Die Folge ist
einfach die Demoralisation der Jugend. Deshalb muß pädagogischerseits ver¬
sucht werden, dieser Epidemie der „Gymnasialhumoresken" Einhalt zu thun.
Wir müssen gegen die fernere Ausbreitung dieses Giftes einschreiten im Namen
der Jugenderziehung. Freilich, so lange, mit leichter Variante des Sprüch-
wortes zu reden, die Käufer nicht alle werden, so lange werden sich auch solche
„Autoren" finden, die einen kräftigen Denkzettel noch mehr für ihre jetzi¬
gen Aufzeichnungen, als für die einstige Ausübung ihrer nicht blöden Jugend¬
bosheiten verdienen. Wahrscheinlich werden die genannten Herren Fortsetzun¬
gen schreiben und uoch Mancher, der einst zum schweren Aerger seiner Lehrer
die Schulbänke gedrückt hat, wird seine Großthaten jetzt mit der Feder voll¬
enden. Verspricht doch der zuletzt chcirakterisirte Herr Leuer ganz unverfroren:
„Haben Dir, lieber Leser, meine Schulerinnerungen gefallen, so lasse ich eine
zweite Serie folgen, denn in meinem Kopfe und in meinen Schulheften ist
uoch ein beinahe unerschöpfliches Material vorhanden. Also ans Wiedersehen!"
Ein barmherziger Himmel wolle uns schützen und bewahren vor diesen Päda¬
gogischen Crieriliteraten!
Keue Uroöen der Gesinnung in Frankreich.
Der Preußenhaß unsrer Nachbarn jenseits der Vogesen hat wieder einige
duftige Blüthen getrieben.
Lgrmklis, Kistoirs clef briFkmcls, Mr Urre Nonnier, heißt die erste
„Räubergeschichte" dieser Art. Sie ist ganz in dem Genre gehalten, in dein
vor dreißig bis vierzig Jahren der „Beobachter an der Spree" die Phantasie
sensativnsdurstiger Nähmamsells und Droschkenkutscher aufregte. Das Wunder¬
bare ist nur, daß ein Journal, wie die Revue ass ilsux monäes in ihrem
letzten Septemberheft sich zur Veröffentlichung solcher Historien hergibt. Es
wäre unerklärlich, wenn nicht sechzehn Zeilen in der Geschichte vorkämen, und
diese gegen Preußen, resp. Deutschland einen bübischer Ausfall enthielten. Der
Held der Geschichte, ein Franzose, ein Hüne von (i Fuß 3 Zoll Länge; Brust-
kvrbumfaug 98 Centimeter, würde in deu Listen der Departements Rekruten-
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