Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.Anaxandridas, da sein Gattin unfruchtbar war, noch eine zweite Frau nehmen Geradezu als staatliche Würde galt die der Frau des zweiten Archonten Da alle priesterlichen Funktionen bei den Alten auch als staatliche an¬ Jer wahre Konfutse. Chinesische Sprache und Literatur. Nach den Vorlesungen von Douglas hielt seine Vorträge vor circa zwei Jahren und zwar in der Anaxandridas, da sein Gattin unfruchtbar war, noch eine zweite Frau nehmen Geradezu als staatliche Würde galt die der Frau des zweiten Archonten Da alle priesterlichen Funktionen bei den Alten auch als staatliche an¬ Jer wahre Konfutse. Chinesische Sprache und Literatur. Nach den Vorlesungen von Douglas hielt seine Vorträge vor circa zwei Jahren und zwar in der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0272" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137973"/> <p xml:id="ID_765" prev="#ID_764"> Anaxandridas, da sein Gattin unfruchtbar war, noch eine zweite Frau nehmen<lb/> mußte, damit der Königsstamm nicht aussterbe, und Ariston sogar aus dem¬<lb/> selben Gründe sich zum dritten Mal verheirathete. Der König Archidamos<lb/> wurde von den Ephoren getadelt, weil er eine Frau von unscheinbarer Ge¬<lb/> stalt geheirathet hatte, von der zu fürchten war, daß ihre Nachkommen mit<lb/> körperlichen Mängeln behaftet sein könnten, was sich bei der Geburt des<lb/> Agesilaos in gewissem Sinne bestätigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_766"> Geradezu als staatliche Würde galt die der Frau des zweiten Archonten<lb/> zu Athen. Wie dieser seinen Beinamen „König" der religiösen Gewissenhaftig¬<lb/> keit verdankte, mit welcher die Athener auch nach Abschaffung des Königthums<lb/> für den staatlichen Verkehr mit den Göttern einen „Basileus" glaubten bei¬<lb/> behalten zu müssen, so waren auf seine Frau, die „Basilissa", die staatlich-<lb/> religiösen Funktionen übergegangen, welche einst der Königin als solcher im<lb/> Staate zugestanden hatten. Nicht nur, daß ihr. gewisse hochheilige Kulthand¬<lb/> lungen übertragen waren; sie bildete den Mittelpunkt des beziehungsreicher<lb/> Naturfestes der Anthesterien, welches im beginnenden Frühling dem Dionysos<lb/> gefeiert wurde. In seinem Heiligthume unterhalb der Akropolis, dem Lenäon,<lb/> wurde die Basilissa, von vierzehn edlen Frauen begleitet, unter geheimnißvollen<lb/> Ceremonien dem Gotte vermählt, wodurch man den Oliven und Weinreben<lb/> des Landes den Schutz des Gottes zu sichern glaubte.</p><lb/> <p xml:id="ID_767"> Da alle priesterlichen Funktionen bei den Alten auch als staatliche an¬<lb/> gesehen wurden, so müssen wir auch alle Frauen, die mit Kultusämtern betraut<lb/> waren, als im Dienste des Staates stehend betrachten, und es gab deren in<lb/> allen Staaten Griechenlands. Doch schicke ich gleich voraus, daß dies das<lb/> einzige Gebiet war, auf welchem ein — auch nur bedingter — Einfluß der<lb/> Frauen auf das öffentliche Leben staatlich anerkannt war.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Jer wahre Konfutse.</head><lb/> <p xml:id="ID_768"> Chinesische Sprache und Literatur. Nach den Vorlesungen von<lb/> Robert Douglas, frei bearbeitet von v. Wilhelm Henkel. Jena, Ver¬<lb/> lag von Hermann Dußt, 1877.</p><lb/> <p xml:id="ID_769" next="#ID_770"> Douglas hielt seine Vorträge vor circa zwei Jahren und zwar in der<lb/> Royal Institution of Great Britain zu London. Der Bearbeiter hat dieselben<lb/> insofern gekürzt, als er in Deutschland beim großen gebildeten Publikum mehr<lb/> Sprach- und Geschichtskenntnisse voraussetzen durfte, als Douglas bei seinen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0272]
Anaxandridas, da sein Gattin unfruchtbar war, noch eine zweite Frau nehmen
mußte, damit der Königsstamm nicht aussterbe, und Ariston sogar aus dem¬
selben Gründe sich zum dritten Mal verheirathete. Der König Archidamos
wurde von den Ephoren getadelt, weil er eine Frau von unscheinbarer Ge¬
stalt geheirathet hatte, von der zu fürchten war, daß ihre Nachkommen mit
körperlichen Mängeln behaftet sein könnten, was sich bei der Geburt des
Agesilaos in gewissem Sinne bestätigte.
Geradezu als staatliche Würde galt die der Frau des zweiten Archonten
zu Athen. Wie dieser seinen Beinamen „König" der religiösen Gewissenhaftig¬
keit verdankte, mit welcher die Athener auch nach Abschaffung des Königthums
für den staatlichen Verkehr mit den Göttern einen „Basileus" glaubten bei¬
behalten zu müssen, so waren auf seine Frau, die „Basilissa", die staatlich-
religiösen Funktionen übergegangen, welche einst der Königin als solcher im
Staate zugestanden hatten. Nicht nur, daß ihr. gewisse hochheilige Kulthand¬
lungen übertragen waren; sie bildete den Mittelpunkt des beziehungsreicher
Naturfestes der Anthesterien, welches im beginnenden Frühling dem Dionysos
gefeiert wurde. In seinem Heiligthume unterhalb der Akropolis, dem Lenäon,
wurde die Basilissa, von vierzehn edlen Frauen begleitet, unter geheimnißvollen
Ceremonien dem Gotte vermählt, wodurch man den Oliven und Weinreben
des Landes den Schutz des Gottes zu sichern glaubte.
Da alle priesterlichen Funktionen bei den Alten auch als staatliche an¬
gesehen wurden, so müssen wir auch alle Frauen, die mit Kultusämtern betraut
waren, als im Dienste des Staates stehend betrachten, und es gab deren in
allen Staaten Griechenlands. Doch schicke ich gleich voraus, daß dies das
einzige Gebiet war, auf welchem ein — auch nur bedingter — Einfluß der
Frauen auf das öffentliche Leben staatlich anerkannt war.
Jer wahre Konfutse.
Chinesische Sprache und Literatur. Nach den Vorlesungen von
Robert Douglas, frei bearbeitet von v. Wilhelm Henkel. Jena, Ver¬
lag von Hermann Dußt, 1877.
Douglas hielt seine Vorträge vor circa zwei Jahren und zwar in der
Royal Institution of Great Britain zu London. Der Bearbeiter hat dieselben
insofern gekürzt, als er in Deutschland beim großen gebildeten Publikum mehr
Sprach- und Geschichtskenntnisse voraussetzen durfte, als Douglas bei seinen
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