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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Meinung und seinen Werken sowie vom Spitzenklöppeln gehandelt. Daran
reiht sich eine Darstellung der Rettnngshüuser zu Rnysselede und Beernem.

Das anziehendste Kapitel ist das über die Meeresküste. An dieser hat
der Verfasser umfassende Studien an einer Reihe von Meeresbewohnern ge¬
macht. Er hat, wie kaum ein Naturforscher, das Leben der Polypen, Balanen,
Entenmuscheln, der Seeanemonen, Seesterne und Seeigel beobachtet, er macht
uus aufmerksam auf die Erscheinungen des Strand- und Dünenlebens, schildert
den Garneelenfang, den Häringsfang, den Kabeljausang, eine Dünenwohnung,
das Leben und die Gebräuche der Fischer, das Leben verschiedener Arten See¬
würmer, die Muscheln, die Austern-Zucht- und Bewahranstalten, die Hummer
und Krabben, die Bildung, Veründeruug und Gewächse der Dünen. Den
Schluß macht ein Kapitel über den Nationalitäten- und Sprachenstreit, insbe¬
sondere die vlamische Bewegung.




Jon Keichstage und dem preußischen Landtage.

Mit wenig Geräusch und großer Nüchternheit, wie es der herrschenden
gedrückten Stimmung entspricht, ist der neue Reichstag ans 22. zusammenge¬
treten. Auf den ersten Blick mag dem Beschauer die veränderte Physiognomie
des Hanfes nicht sonderlich auffallen. Diejenigen, welche das Ange zuerst
sucht, die Koryphäen der Parteien, sind fast vollzählig wieder ans dem Platze;
nur MiqM hat bedauerlicherweise für die gegenwärtige Legislaturperiode auf
einen Reichstngssitz verzichtet. Auch der allverehrte Präsident des ersten
deutschen und des norddeutschen Reichstages, Simson, ist, nachdem er in der
letzten Legislaturperiode die Wiederwahl zum Präsidenten abgelehnt und sich
in den Verhandlungen mit der Rolle des stummen Zuhörers begnügt hatte,
nunmehr ganz zurückgetreten. Ueberblicke man aber die Gesammtgrnppirnng
der Parteien, so tritt die Verschiedenheit von jener Versammlung, welche vor
zwei Monaten zur Rüste ging, doch sehr merklich hervor. Ganz verschwunden
ist die elsaß-lothringische Gruppe auf der äußersten Rechten. Die drei wieder¬
gewählten Geistlichen Gerber, Simonis und Winterer haben ihren naturge¬
mäßen Unterschlupf beim Centrum gefunden; die Antonoinisteu sitze" auf der
linken Seite. Diese letztere gewährt dermalen ein gar buntscheckiges Bild.


Meinung und seinen Werken sowie vom Spitzenklöppeln gehandelt. Daran
reiht sich eine Darstellung der Rettnngshüuser zu Rnysselede und Beernem.

Das anziehendste Kapitel ist das über die Meeresküste. An dieser hat
der Verfasser umfassende Studien an einer Reihe von Meeresbewohnern ge¬
macht. Er hat, wie kaum ein Naturforscher, das Leben der Polypen, Balanen,
Entenmuscheln, der Seeanemonen, Seesterne und Seeigel beobachtet, er macht
uus aufmerksam auf die Erscheinungen des Strand- und Dünenlebens, schildert
den Garneelenfang, den Häringsfang, den Kabeljausang, eine Dünenwohnung,
das Leben und die Gebräuche der Fischer, das Leben verschiedener Arten See¬
würmer, die Muscheln, die Austern-Zucht- und Bewahranstalten, die Hummer
und Krabben, die Bildung, Veründeruug und Gewächse der Dünen. Den
Schluß macht ein Kapitel über den Nationalitäten- und Sprachenstreit, insbe¬
sondere die vlamische Bewegung.




Jon Keichstage und dem preußischen Landtage.

Mit wenig Geräusch und großer Nüchternheit, wie es der herrschenden
gedrückten Stimmung entspricht, ist der neue Reichstag ans 22. zusammenge¬
treten. Auf den ersten Blick mag dem Beschauer die veränderte Physiognomie
des Hanfes nicht sonderlich auffallen. Diejenigen, welche das Ange zuerst
sucht, die Koryphäen der Parteien, sind fast vollzählig wieder ans dem Platze;
nur MiqM hat bedauerlicherweise für die gegenwärtige Legislaturperiode auf
einen Reichstngssitz verzichtet. Auch der allverehrte Präsident des ersten
deutschen und des norddeutschen Reichstages, Simson, ist, nachdem er in der
letzten Legislaturperiode die Wiederwahl zum Präsidenten abgelehnt und sich
in den Verhandlungen mit der Rolle des stummen Zuhörers begnügt hatte,
nunmehr ganz zurückgetreten. Ueberblicke man aber die Gesammtgrnppirnng
der Parteien, so tritt die Verschiedenheit von jener Versammlung, welche vor
zwei Monaten zur Rüste ging, doch sehr merklich hervor. Ganz verschwunden
ist die elsaß-lothringische Gruppe auf der äußersten Rechten. Die drei wieder¬
gewählten Geistlichen Gerber, Simonis und Winterer haben ihren naturge¬
mäßen Unterschlupf beim Centrum gefunden; die Antonoinisteu sitze» auf der
linken Seite. Diese letztere gewährt dermalen ein gar buntscheckiges Bild.


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[0398] Meinung und seinen Werken sowie vom Spitzenklöppeln gehandelt. Daran reiht sich eine Darstellung der Rettnngshüuser zu Rnysselede und Beernem. Das anziehendste Kapitel ist das über die Meeresküste. An dieser hat der Verfasser umfassende Studien an einer Reihe von Meeresbewohnern ge¬ macht. Er hat, wie kaum ein Naturforscher, das Leben der Polypen, Balanen, Entenmuscheln, der Seeanemonen, Seesterne und Seeigel beobachtet, er macht uus aufmerksam auf die Erscheinungen des Strand- und Dünenlebens, schildert den Garneelenfang, den Häringsfang, den Kabeljausang, eine Dünenwohnung, das Leben und die Gebräuche der Fischer, das Leben verschiedener Arten See¬ würmer, die Muscheln, die Austern-Zucht- und Bewahranstalten, die Hummer und Krabben, die Bildung, Veründeruug und Gewächse der Dünen. Den Schluß macht ein Kapitel über den Nationalitäten- und Sprachenstreit, insbe¬ sondere die vlamische Bewegung. Jon Keichstage und dem preußischen Landtage. Mit wenig Geräusch und großer Nüchternheit, wie es der herrschenden gedrückten Stimmung entspricht, ist der neue Reichstag ans 22. zusammenge¬ treten. Auf den ersten Blick mag dem Beschauer die veränderte Physiognomie des Hanfes nicht sonderlich auffallen. Diejenigen, welche das Ange zuerst sucht, die Koryphäen der Parteien, sind fast vollzählig wieder ans dem Platze; nur MiqM hat bedauerlicherweise für die gegenwärtige Legislaturperiode auf einen Reichstngssitz verzichtet. Auch der allverehrte Präsident des ersten deutschen und des norddeutschen Reichstages, Simson, ist, nachdem er in der letzten Legislaturperiode die Wiederwahl zum Präsidenten abgelehnt und sich in den Verhandlungen mit der Rolle des stummen Zuhörers begnügt hatte, nunmehr ganz zurückgetreten. Ueberblicke man aber die Gesammtgrnppirnng der Parteien, so tritt die Verschiedenheit von jener Versammlung, welche vor zwei Monaten zur Rüste ging, doch sehr merklich hervor. Ganz verschwunden ist die elsaß-lothringische Gruppe auf der äußersten Rechten. Die drei wieder¬ gewählten Geistlichen Gerber, Simonis und Winterer haben ihren naturge¬ mäßen Unterschlupf beim Centrum gefunden; die Antonoinisteu sitze» auf der linken Seite. Diese letztere gewährt dermalen ein gar buntscheckiges Bild.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/398>, abgerufen am 03.07.2024.