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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.

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von Schwankenden und Gleichgültigen zu retten, die vielleicht schon morgen
von den Wirbeln der Bewegung erfaßt werden. Brechen die Dämme und
ergießen sich die Fluten weit und breit, so -- werden diese, nach allen Er¬
fahrungen der Geschichte und allen Denkgesetzen, sich früher oder später wieder
verlaufen, und man wird Mittel finden, das zerstörende Element künftig besser
in Schranken zu halten; Grund jedoch, den Blick abzuwenden oder unthätig
zuzuschauen und mit Phrasen sich zu trösten, haben nur die, welche die bürger¬
liche Freiheit hassen, oder ihrer müde sind und um jeden Preis andere Zu¬
stände herbeiführen wollen.

Es gilt also, in den weitesten bürgerlichen Kreisen den noch schlafenden
Sinn für das wirthschaftliche Volksleben aufzurütteln, denn nicht Einzelne,
nicht bestimmte Gruppen, sondern die ganze Nation soll milderten,
anrathen, mitwirken an der Lösung dieser gewichtigsten
Fragen, damit sich eine geistige Landwehr organisiren kann
gegen einen Feind, dessen Rüstungen und Waffenübungen von Jahr zu Jahr
augenfälliger und drohender werden. Es gilt, den dem Arbeiter nächststehen¬
den Klassen unausgesetzt zuzurufen: öffnet die Augen für das was auf dem
Spiele steht, denket darüber nach und stehet euren Mann! Seid nicht lässig
bei den Wahlen, denket nicht, "was kann meine Sinne viel helfen"!
Was dadurch geschadet wird, hat sich sattsam auf politischem und commu-
nalen Gebiete gezeigt. --

Zu alledem ist aber schlechterdings nothwendig, daß wir nachhaltig
Interesse nehmen an dem, was in den Arbeiterklassen vorgeht, überhaupt an
volkswirthschaftlichen Dingen. Dieses Interesse wecken und beleben zu helfen,
soll das in Vorschlag gebrachte "Centralorgan" dienen.

Weitere Entwürfe für die Gestaltung und Verbreitung desselben mögen
W. B. A. Gumprecht. noch vorbehalten bleiben.




Die sächsischen UegierungsbezirKe.
Von Theodor Landgraff.

Von befreundeter Seite ist der im letzten Januarhefte der Grenzboten
befürworteten Regelung des sächsischen Landarmenwesens unerwartete und um
so liebere Beistimmung zu Theil geworden (Ur. 14. S. 33). Herr Wittgen-
stein schreibt mitten aus den Dingen heraus, es hat ihm wahrscheinlich einigen
Kampf gekostet den Kreisstandpunkt aufzugeben. Desto lebhaftere Anerkennung


von Schwankenden und Gleichgültigen zu retten, die vielleicht schon morgen
von den Wirbeln der Bewegung erfaßt werden. Brechen die Dämme und
ergießen sich die Fluten weit und breit, so — werden diese, nach allen Er¬
fahrungen der Geschichte und allen Denkgesetzen, sich früher oder später wieder
verlaufen, und man wird Mittel finden, das zerstörende Element künftig besser
in Schranken zu halten; Grund jedoch, den Blick abzuwenden oder unthätig
zuzuschauen und mit Phrasen sich zu trösten, haben nur die, welche die bürger¬
liche Freiheit hassen, oder ihrer müde sind und um jeden Preis andere Zu¬
stände herbeiführen wollen.

Es gilt also, in den weitesten bürgerlichen Kreisen den noch schlafenden
Sinn für das wirthschaftliche Volksleben aufzurütteln, denn nicht Einzelne,
nicht bestimmte Gruppen, sondern die ganze Nation soll milderten,
anrathen, mitwirken an der Lösung dieser gewichtigsten
Fragen, damit sich eine geistige Landwehr organisiren kann
gegen einen Feind, dessen Rüstungen und Waffenübungen von Jahr zu Jahr
augenfälliger und drohender werden. Es gilt, den dem Arbeiter nächststehen¬
den Klassen unausgesetzt zuzurufen: öffnet die Augen für das was auf dem
Spiele steht, denket darüber nach und stehet euren Mann! Seid nicht lässig
bei den Wahlen, denket nicht, „was kann meine Sinne viel helfen"!
Was dadurch geschadet wird, hat sich sattsam auf politischem und commu-
nalen Gebiete gezeigt. —

Zu alledem ist aber schlechterdings nothwendig, daß wir nachhaltig
Interesse nehmen an dem, was in den Arbeiterklassen vorgeht, überhaupt an
volkswirthschaftlichen Dingen. Dieses Interesse wecken und beleben zu helfen,
soll das in Vorschlag gebrachte „Centralorgan" dienen.

Weitere Entwürfe für die Gestaltung und Verbreitung desselben mögen
W. B. A. Gumprecht. noch vorbehalten bleiben.




Die sächsischen UegierungsbezirKe.
Von Theodor Landgraff.

Von befreundeter Seite ist der im letzten Januarhefte der Grenzboten
befürworteten Regelung des sächsischen Landarmenwesens unerwartete und um
so liebere Beistimmung zu Theil geworden (Ur. 14. S. 33). Herr Wittgen-
stein schreibt mitten aus den Dingen heraus, es hat ihm wahrscheinlich einigen
Kampf gekostet den Kreisstandpunkt aufzugeben. Desto lebhaftere Anerkennung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157638/108>, abgerufen am 23.11.2024.