Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.Wir übergehen die Sprüche, welche die Sammlung Kirchen- und Stadt¬ "Hei! das steckt, An eine Kirchthür in Lübeck hat ein toleranter und zugleich wirklich "Wer nicht wo er will kann beten, Den Schluß unserer Auswahl mögen zwei Grabschriften bilden, von "Hier schläft nach langer Arbeit sanft genug, Diese besagt: "Allhier ruhen die Gebeine des weyland wohlachtbaren Westindischen Capitains aus Niblum, geboren den Handbuch der biblischen Geschichte und Literatur. Nach den Ergebnissen der heutigen Wissenschaft bearbeitet von Eduard Langhaus. 1. und 2. Lieferung. Bern, Dalp'sche Buchhandlung, 1875. Das Werk ist noch unvollendet (es soll in vier Lieferungen erscheinen) Wir übergehen die Sprüche, welche die Sammlung Kirchen- und Stadt¬ „Hei! das steckt, An eine Kirchthür in Lübeck hat ein toleranter und zugleich wirklich „Wer nicht wo er will kann beten, Den Schluß unserer Auswahl mögen zwei Grabschriften bilden, von „Hier schläft nach langer Arbeit sanft genug, Diese besagt: „Allhier ruhen die Gebeine des weyland wohlachtbaren Westindischen Capitains aus Niblum, geboren den Handbuch der biblischen Geschichte und Literatur. Nach den Ergebnissen der heutigen Wissenschaft bearbeitet von Eduard Langhaus. 1. und 2. Lieferung. Bern, Dalp'sche Buchhandlung, 1875. Das Werk ist noch unvollendet (es soll in vier Lieferungen erscheinen) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135580"/> <p xml:id="ID_1603"> Wir übergehen die Sprüche, welche die Sammlung Kirchen- und Stadt¬<lb/> uhren, Gläsern, Kelchen und Krügen, Tellern und Schüsseln, Töpfen und<lb/> dergleichen entnommen hat. Auf einer Sparbüchse findet sich der Reim:</p><lb/> <quote> „Hei! das steckt,<lb/> Wenn der Pfennig Thaler heckt."</quote><lb/> <p xml:id="ID_1604"> An eine Kirchthür in Lübeck hat ein toleranter und zugleich wirklich<lb/> frommer Pastor schreiben lassen:</p><lb/> <quote> „Wer nicht wo er will kann beten,<lb/> Soll auch keine Kirche betreten."</quote><lb/> <p xml:id="ID_1605"> Den Schluß unserer Auswahl mögen zwei Grabschriften bilden, von<lb/> denen die eine sich auf den Schulmeister Hans Kugler in Winterthur bezieht,<lb/> die zweite, vom Kirchhofe im Dorfe Ntblum auf der Insel Föhr stammend,<lb/> den Grabstein eines wackern Seefahrers schmückt. Jene lautet:</p><lb/> <quote> „Hier schläft nach langer Arbeit sanft genug,<lb/> Der Schüler, Orgel, Weib und Kinder schlug."</quote><lb/> <p xml:id="ID_1606"> Diese besagt:</p><lb/> <quote> „Allhier ruhen die Gebeine<lb/> Dirk Cramers</quote><lb/> <p xml:id="ID_1607"> des weyland wohlachtbaren Westindischen Capitains aus Niblum, geboren den<lb/> 26. August 1725 zu Boldixum, der in seinem Leben mit Gott viel gewagt,<lb/> aber auch unter seiner Leitung viel Glück gehabt. Er wägete es vom 17. Jahre<lb/> an sein Leben der wilden See anzuvertrauen und unter vielen Proben der<lb/> göttlichen Hülfe von 1755 bis 1762 nach drey Theilen der Welt zu fahren,<lb/> und es ward eine jede Fahrt in sechs Jahren mit Seegen gekrönt. Er wägete<lb/> es auf göttlichen Wink sich abwesend zu verbinden mit der tugendsamen Eyke<lb/> Jansen aus Neblum. ob er sie gleich nie gesehen, und siehe, es gelang ihm,<lb/> denn er führete vom 7. November 1762 fast sieben Jahre in Ruhe die zärt¬<lb/> lichste Ehe. Er wägete es endlich hoffnungsvoll den 6. August 1769 über<lb/> das schwartze Meer des Todes zu schiffen, und stehe, er kam glücklich hinüber<lb/> und ankerte nach einer vierundvierzigjährigen Lebensfahrt in den sicheren Hafen<lb/> der seligen Ewigkeit."</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Handbuch der biblischen Geschichte und Literatur. Nach den Ergebnissen der<lb/> heutigen Wissenschaft bearbeitet von Eduard Langhaus. 1. und 2. Lieferung. Bern,<lb/> Dalp'sche Buchhandlung, 1875.</head><lb/> <p xml:id="ID_1608" next="#ID_1609"> Das Werk ist noch unvollendet (es soll in vier Lieferungen erscheinen)<lb/> und so müssen wir uns eine ausführlichere Besprechung für eine spätere Zeit<lb/> vorbehalten. Für heute genüge, daß der Verfasser den Zweck verfolgt, die<lb/> alttestamentliche Geschichte und Literatur einem weiteren, nicht theologisch ge¬<lb/> bildeten Leserkreise in einem kurz gefaßten, möglichst lesbaren Buche zugäng¬<lb/> lich zu machen, und daß er dieß mit hinreichender Kenntniß seines Gegen¬<lb/> standes , wie er sich nach den neuesten Forschungen darstellt, im Großen und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0527]
Wir übergehen die Sprüche, welche die Sammlung Kirchen- und Stadt¬
uhren, Gläsern, Kelchen und Krügen, Tellern und Schüsseln, Töpfen und
dergleichen entnommen hat. Auf einer Sparbüchse findet sich der Reim:
„Hei! das steckt,
Wenn der Pfennig Thaler heckt."
An eine Kirchthür in Lübeck hat ein toleranter und zugleich wirklich
frommer Pastor schreiben lassen:
„Wer nicht wo er will kann beten,
Soll auch keine Kirche betreten."
Den Schluß unserer Auswahl mögen zwei Grabschriften bilden, von
denen die eine sich auf den Schulmeister Hans Kugler in Winterthur bezieht,
die zweite, vom Kirchhofe im Dorfe Ntblum auf der Insel Föhr stammend,
den Grabstein eines wackern Seefahrers schmückt. Jene lautet:
„Hier schläft nach langer Arbeit sanft genug,
Der Schüler, Orgel, Weib und Kinder schlug."
Diese besagt:
„Allhier ruhen die Gebeine
Dirk Cramers
des weyland wohlachtbaren Westindischen Capitains aus Niblum, geboren den
26. August 1725 zu Boldixum, der in seinem Leben mit Gott viel gewagt,
aber auch unter seiner Leitung viel Glück gehabt. Er wägete es vom 17. Jahre
an sein Leben der wilden See anzuvertrauen und unter vielen Proben der
göttlichen Hülfe von 1755 bis 1762 nach drey Theilen der Welt zu fahren,
und es ward eine jede Fahrt in sechs Jahren mit Seegen gekrönt. Er wägete
es auf göttlichen Wink sich abwesend zu verbinden mit der tugendsamen Eyke
Jansen aus Neblum. ob er sie gleich nie gesehen, und siehe, es gelang ihm,
denn er führete vom 7. November 1762 fast sieben Jahre in Ruhe die zärt¬
lichste Ehe. Er wägete es endlich hoffnungsvoll den 6. August 1769 über
das schwartze Meer des Todes zu schiffen, und stehe, er kam glücklich hinüber
und ankerte nach einer vierundvierzigjährigen Lebensfahrt in den sicheren Hafen
der seligen Ewigkeit."
Handbuch der biblischen Geschichte und Literatur. Nach den Ergebnissen der
heutigen Wissenschaft bearbeitet von Eduard Langhaus. 1. und 2. Lieferung. Bern,
Dalp'sche Buchhandlung, 1875.
Das Werk ist noch unvollendet (es soll in vier Lieferungen erscheinen)
und so müssen wir uns eine ausführlichere Besprechung für eine spätere Zeit
vorbehalten. Für heute genüge, daß der Verfasser den Zweck verfolgt, die
alttestamentliche Geschichte und Literatur einem weiteren, nicht theologisch ge¬
bildeten Leserkreise in einem kurz gefaßten, möglichst lesbaren Buche zugäng¬
lich zu machen, und daß er dieß mit hinreichender Kenntniß seines Gegen¬
standes , wie er sich nach den neuesten Forschungen darstellt, im Großen und
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