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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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tief was ich meinem Patriotismus, in dem Abweisen der mir angebotenen
Summe für ein Opfer gebracht habe.

Wir haben daher nur nur noch die Sorge so viel Geld aufzutreiben, daß
wir die projectirte Reise nach dem Pelopones von hier aus unternehmen können.
So viel l. Br. konnte ich dir im Wirrwar in dem ich hier sitze, sagen. Ich
hoffe, daß du mit den übrigen Papieren dir soviel wie möglich eine richtige
Idee von der Sache machen kannst. -- Zu meiner Erzählung meiner seit ver¬
gangenen Winter vorgenommenen architectonischen Arbeiten muß ich Dir noch
meine Expedition nach Eleusis nennen. Ich war zweymal daselbst; das erste¬
mal jagte uns ein unaufhörlich kalter Wind nach Athen unverrichteter Dinge
zurück. Nachher brachte ich bey gutem Wetter 8 herrliche Tage über meinen
Beschäftigungen in seinen Ruinen daselbst hin. Ich glaube dadurch eine
ziemlich richtige Vorstellung von dem Zustand seiner vormaligen Pracht er¬
halten zu haben. Meine Phantasie war zur lebhaftesten Thätigkeit angespro¬
chen, und ich entwarf glücklich nach meiner Zurückkunft nach Athen die Skizze
einer Restauration dieses merkwürdigen Ortes des Alterthums; doch leider
mußte ich es bis auf diesen Augenblick, durch den Drang der Umstände, die
andere Geschäfte aufhäuften, dabey bewenden laßen, und die weitere Aus¬
führung deßen so wie so manchen aufgefaßten Projektes auf meiner Reise,
der Zukunft überlassen. Wahrscheinlich gehe ich morgen mit Cockerell nach
dem Pelopones ab, wo wir wohl bis Ende Octbr. seine interessantesten Theile
bereisen wollen. Dann komme ich nach Athen zurück, wo ich wohl wieder
einige Zeit bleiben werde, um meine im Pelopones gemachten Arbeiten zu
ordnen. -- Wenn es mir möglich wird, so gehe ich späterhin nach Klein-
Asien. --




Deutscher Got'Kshumor.
Von Moritz Busch.

"Thorheit zu gelegner Zeit ist die größte Weisheit", sagt Sebastian
Frank, und wir meinen, der Mann hat damit nicht Unrecht.

Das Herankommen der Carnevalszeit ließ uns einmal nachsehen, wie
die Deutschen dieser Wahrheit in früheren Zeiten nachgelebt haben und da,
wo sie nicht Mucker und Duckmäuser, leere Köpfe und trockne Seelen, bloße
Rechner und Geldmacher sind, noch heute vergnügt nachleben. Zu unsrer
Freude fanden wir, daß einen guten Spaß machen können und Spaß ver-


tief was ich meinem Patriotismus, in dem Abweisen der mir angebotenen
Summe für ein Opfer gebracht habe.

Wir haben daher nur nur noch die Sorge so viel Geld aufzutreiben, daß
wir die projectirte Reise nach dem Pelopones von hier aus unternehmen können.
So viel l. Br. konnte ich dir im Wirrwar in dem ich hier sitze, sagen. Ich
hoffe, daß du mit den übrigen Papieren dir soviel wie möglich eine richtige
Idee von der Sache machen kannst. — Zu meiner Erzählung meiner seit ver¬
gangenen Winter vorgenommenen architectonischen Arbeiten muß ich Dir noch
meine Expedition nach Eleusis nennen. Ich war zweymal daselbst; das erste¬
mal jagte uns ein unaufhörlich kalter Wind nach Athen unverrichteter Dinge
zurück. Nachher brachte ich bey gutem Wetter 8 herrliche Tage über meinen
Beschäftigungen in seinen Ruinen daselbst hin. Ich glaube dadurch eine
ziemlich richtige Vorstellung von dem Zustand seiner vormaligen Pracht er¬
halten zu haben. Meine Phantasie war zur lebhaftesten Thätigkeit angespro¬
chen, und ich entwarf glücklich nach meiner Zurückkunft nach Athen die Skizze
einer Restauration dieses merkwürdigen Ortes des Alterthums; doch leider
mußte ich es bis auf diesen Augenblick, durch den Drang der Umstände, die
andere Geschäfte aufhäuften, dabey bewenden laßen, und die weitere Aus¬
führung deßen so wie so manchen aufgefaßten Projektes auf meiner Reise,
der Zukunft überlassen. Wahrscheinlich gehe ich morgen mit Cockerell nach
dem Pelopones ab, wo wir wohl bis Ende Octbr. seine interessantesten Theile
bereisen wollen. Dann komme ich nach Athen zurück, wo ich wohl wieder
einige Zeit bleiben werde, um meine im Pelopones gemachten Arbeiten zu
ordnen. — Wenn es mir möglich wird, so gehe ich späterhin nach Klein-
Asien. —




Deutscher Got'Kshumor.
Von Moritz Busch.

„Thorheit zu gelegner Zeit ist die größte Weisheit", sagt Sebastian
Frank, und wir meinen, der Mann hat damit nicht Unrecht.

Das Herankommen der Carnevalszeit ließ uns einmal nachsehen, wie
die Deutschen dieser Wahrheit in früheren Zeiten nachgelebt haben und da,
wo sie nicht Mucker und Duckmäuser, leere Köpfe und trockne Seelen, bloße
Rechner und Geldmacher sind, noch heute vergnügt nachleben. Zu unsrer
Freude fanden wir, daß einen guten Spaß machen können und Spaß ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/298>, abgerufen am 22.07.2024.