Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Deutlichkeit wahrnehmbaren Gegenstände sind noch immer vier- bis sechstau¬
send Fuß lang und breit, und auch eine verhältnißmäßig nicht unbeträchtliche
Höhe darf ihnen nicht fehlen, wenn man sie von ihrer Umgebung unterscheiden
soll. Und daß diese Grenze der deutlichen Sichtbarkeit sich in weit langsameren
Verhältnissen vermindern werde, als die Größe und optische Kraft der Fern¬
röhre sich vermehrt, ist außer Zweifel."

So müßten wir denn darauf verzichten, uns mit unsern Sinnen und
den dieselben verstärkenden Instrumenten davon zu überzeugen, daß es auf
andern Weltkörpern Menschen oder menschenähnliche Wesen giebt. Selbst der
Mond wäre uns in dieser Beziehung verschlossen, die Planeten selbstverständlich
noch viel mehr, und von fernen kreisenden Welten derartige Kunde zu er¬
langen, würde noch mittionenmal unmöglicher sein. Die Wahrscheinlichkeit
aber, daß es außer der Erde, und zwar zunächst auf den Planeten unseres
Sonnensystems denkende und empfindende Wesen und infolge dessen eine Cul¬
tur und Geschichte giebt, ist dadurch nicht ausgeschlossen, ja sie grenzt an
Gewißheit. Die dafür sprechenden Gründe hat uns vor einiger Zeit der
französische Astronom Flammarion*), dessen Schrift wir im obigen geschicht¬
lichen Ueberblick ausgezogen haben, in wissenschaftlicher Weise ohne irgend¬
welche Zuthat aus dem Gebiete des Gefühls und der Phantasie vorgelegt,
und wir glauben nicht, daß sich gegen die Ergebnisse, zu denen er gelangt
ist, mit Grund etwas einwenden läßt. In einem zweiten Artikel werden wir
den Weg, den er einschlägt, und das Resultat, das er gewonnen hat, in der
Kürze mittheilen.




pro Mjlo!

Vorgeschichte des Arnim'schen Processes. Erstes Heft. Zürich, Verlags¬
magazin. 1876.

Wenn man dem Grafen Arnim nach dem, was sein Proceß über ihn an
den Tag gebracht hatte, kaum irgendwelche hervorragende Eigenschaften zuzu¬
gestehen geneigt sein konnte, so belehrt uns diese Flugschrift eines Besseren.
Er besitzt eine Stirn, wie sie nicht vielen unter uns gegeben ist. Nicht blos



") Sein Buch heißt in der von v. A. Drechsler besorgte", zu Leipzig bei I. I. Weber
erschienenen deutschen Uebersetzung: "Die Mehrheit bewohnter Welten. Astronomische,
physiologische und naturphilosophische Studien über die Bewohnbarkeit der Himmelskörper. Von
Camille Flammarion, Professor der Astronomie zu Paris.

Deutlichkeit wahrnehmbaren Gegenstände sind noch immer vier- bis sechstau¬
send Fuß lang und breit, und auch eine verhältnißmäßig nicht unbeträchtliche
Höhe darf ihnen nicht fehlen, wenn man sie von ihrer Umgebung unterscheiden
soll. Und daß diese Grenze der deutlichen Sichtbarkeit sich in weit langsameren
Verhältnissen vermindern werde, als die Größe und optische Kraft der Fern¬
röhre sich vermehrt, ist außer Zweifel."

So müßten wir denn darauf verzichten, uns mit unsern Sinnen und
den dieselben verstärkenden Instrumenten davon zu überzeugen, daß es auf
andern Weltkörpern Menschen oder menschenähnliche Wesen giebt. Selbst der
Mond wäre uns in dieser Beziehung verschlossen, die Planeten selbstverständlich
noch viel mehr, und von fernen kreisenden Welten derartige Kunde zu er¬
langen, würde noch mittionenmal unmöglicher sein. Die Wahrscheinlichkeit
aber, daß es außer der Erde, und zwar zunächst auf den Planeten unseres
Sonnensystems denkende und empfindende Wesen und infolge dessen eine Cul¬
tur und Geschichte giebt, ist dadurch nicht ausgeschlossen, ja sie grenzt an
Gewißheit. Die dafür sprechenden Gründe hat uns vor einiger Zeit der
französische Astronom Flammarion*), dessen Schrift wir im obigen geschicht¬
lichen Ueberblick ausgezogen haben, in wissenschaftlicher Weise ohne irgend¬
welche Zuthat aus dem Gebiete des Gefühls und der Phantasie vorgelegt,
und wir glauben nicht, daß sich gegen die Ergebnisse, zu denen er gelangt
ist, mit Grund etwas einwenden läßt. In einem zweiten Artikel werden wir
den Weg, den er einschlägt, und das Resultat, das er gewonnen hat, in der
Kürze mittheilen.




pro Mjlo!

Vorgeschichte des Arnim'schen Processes. Erstes Heft. Zürich, Verlags¬
magazin. 1876.

Wenn man dem Grafen Arnim nach dem, was sein Proceß über ihn an
den Tag gebracht hatte, kaum irgendwelche hervorragende Eigenschaften zuzu¬
gestehen geneigt sein konnte, so belehrt uns diese Flugschrift eines Besseren.
Er besitzt eine Stirn, wie sie nicht vielen unter uns gegeben ist. Nicht blos



") Sein Buch heißt in der von v. A. Drechsler besorgte», zu Leipzig bei I. I. Weber
erschienenen deutschen Uebersetzung: „Die Mehrheit bewohnter Welten. Astronomische,
physiologische und naturphilosophische Studien über die Bewohnbarkeit der Himmelskörper. Von
Camille Flammarion, Professor der Astronomie zu Paris.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0314" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134660"/>
          <p xml:id="ID_950" prev="#ID_949"> Deutlichkeit wahrnehmbaren Gegenstände sind noch immer vier- bis sechstau¬<lb/>
send Fuß lang und breit, und auch eine verhältnißmäßig nicht unbeträchtliche<lb/>
Höhe darf ihnen nicht fehlen, wenn man sie von ihrer Umgebung unterscheiden<lb/>
soll. Und daß diese Grenze der deutlichen Sichtbarkeit sich in weit langsameren<lb/>
Verhältnissen vermindern werde, als die Größe und optische Kraft der Fern¬<lb/>
röhre sich vermehrt, ist außer Zweifel."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_951"> So müßten wir denn darauf verzichten, uns mit unsern Sinnen und<lb/>
den dieselben verstärkenden Instrumenten davon zu überzeugen, daß es auf<lb/>
andern Weltkörpern Menschen oder menschenähnliche Wesen giebt. Selbst der<lb/>
Mond wäre uns in dieser Beziehung verschlossen, die Planeten selbstverständlich<lb/>
noch viel mehr, und von fernen kreisenden Welten derartige Kunde zu er¬<lb/>
langen, würde noch mittionenmal unmöglicher sein. Die Wahrscheinlichkeit<lb/>
aber, daß es außer der Erde, und zwar zunächst auf den Planeten unseres<lb/>
Sonnensystems denkende und empfindende Wesen und infolge dessen eine Cul¬<lb/>
tur und Geschichte giebt, ist dadurch nicht ausgeschlossen, ja sie grenzt an<lb/>
Gewißheit. Die dafür sprechenden Gründe hat uns vor einiger Zeit der<lb/>
französische Astronom Flammarion*), dessen Schrift wir im obigen geschicht¬<lb/>
lichen Ueberblick ausgezogen haben, in wissenschaftlicher Weise ohne irgend¬<lb/>
welche Zuthat aus dem Gebiete des Gefühls und der Phantasie vorgelegt,<lb/>
und wir glauben nicht, daß sich gegen die Ergebnisse, zu denen er gelangt<lb/>
ist, mit Grund etwas einwenden läßt. In einem zweiten Artikel werden wir<lb/>
den Weg, den er einschlägt, und das Resultat, das er gewonnen hat, in der<lb/>
Kürze mittheilen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> pro Mjlo!</head><lb/>
          <p xml:id="ID_952"> Vorgeschichte des Arnim'schen Processes.  Erstes Heft. Zürich, Verlags¬<lb/>
magazin. 1876.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_953" next="#ID_954"> Wenn man dem Grafen Arnim nach dem, was sein Proceß über ihn an<lb/>
den Tag gebracht hatte, kaum irgendwelche hervorragende Eigenschaften zuzu¬<lb/>
gestehen geneigt sein konnte, so belehrt uns diese Flugschrift eines Besseren.<lb/>
Er besitzt eine Stirn, wie sie nicht vielen unter uns gegeben ist.  Nicht blos</p><lb/>
          <note xml:id="FID_99" place="foot"> ") Sein Buch heißt in der von v. A. Drechsler besorgte», zu Leipzig bei I. I. Weber<lb/>
erschienenen deutschen Uebersetzung: &#x201E;Die Mehrheit bewohnter Welten. Astronomische,<lb/>
physiologische und naturphilosophische Studien über die Bewohnbarkeit der Himmelskörper. Von<lb/>
Camille Flammarion, Professor der Astronomie zu Paris.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0314] Deutlichkeit wahrnehmbaren Gegenstände sind noch immer vier- bis sechstau¬ send Fuß lang und breit, und auch eine verhältnißmäßig nicht unbeträchtliche Höhe darf ihnen nicht fehlen, wenn man sie von ihrer Umgebung unterscheiden soll. Und daß diese Grenze der deutlichen Sichtbarkeit sich in weit langsameren Verhältnissen vermindern werde, als die Größe und optische Kraft der Fern¬ röhre sich vermehrt, ist außer Zweifel." So müßten wir denn darauf verzichten, uns mit unsern Sinnen und den dieselben verstärkenden Instrumenten davon zu überzeugen, daß es auf andern Weltkörpern Menschen oder menschenähnliche Wesen giebt. Selbst der Mond wäre uns in dieser Beziehung verschlossen, die Planeten selbstverständlich noch viel mehr, und von fernen kreisenden Welten derartige Kunde zu er¬ langen, würde noch mittionenmal unmöglicher sein. Die Wahrscheinlichkeit aber, daß es außer der Erde, und zwar zunächst auf den Planeten unseres Sonnensystems denkende und empfindende Wesen und infolge dessen eine Cul¬ tur und Geschichte giebt, ist dadurch nicht ausgeschlossen, ja sie grenzt an Gewißheit. Die dafür sprechenden Gründe hat uns vor einiger Zeit der französische Astronom Flammarion*), dessen Schrift wir im obigen geschicht¬ lichen Ueberblick ausgezogen haben, in wissenschaftlicher Weise ohne irgend¬ welche Zuthat aus dem Gebiete des Gefühls und der Phantasie vorgelegt, und wir glauben nicht, daß sich gegen die Ergebnisse, zu denen er gelangt ist, mit Grund etwas einwenden läßt. In einem zweiten Artikel werden wir den Weg, den er einschlägt, und das Resultat, das er gewonnen hat, in der Kürze mittheilen. pro Mjlo! Vorgeschichte des Arnim'schen Processes. Erstes Heft. Zürich, Verlags¬ magazin. 1876. Wenn man dem Grafen Arnim nach dem, was sein Proceß über ihn an den Tag gebracht hatte, kaum irgendwelche hervorragende Eigenschaften zuzu¬ gestehen geneigt sein konnte, so belehrt uns diese Flugschrift eines Besseren. Er besitzt eine Stirn, wie sie nicht vielen unter uns gegeben ist. Nicht blos ") Sein Buch heißt in der von v. A. Drechsler besorgte», zu Leipzig bei I. I. Weber erschienenen deutschen Uebersetzung: „Die Mehrheit bewohnter Welten. Astronomische, physiologische und naturphilosophische Studien über die Bewohnbarkeit der Himmelskörper. Von Camille Flammarion, Professor der Astronomie zu Paris.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/314
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/314>, abgerufen am 22.07.2024.