Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.wehr in das Berufsheer an. -- Uebrigens wundere ich mich, daß gerade für Otto Nasemann. Zur Kritik der Schön'schen Memoiren. Wenn es immer eine peinliche Empfindung ist, den Ausführungen eines Schon der Entschluß ist mir nicht leicht gewesen, gegen die Autorität Die deutsche Geschichtschreibung, -- ich nenne nur Pertz, Droysen, wehr in das Berufsheer an. — Uebrigens wundere ich mich, daß gerade für Otto Nasemann. Zur Kritik der Schön'schen Memoiren. Wenn es immer eine peinliche Empfindung ist, den Ausführungen eines Schon der Entschluß ist mir nicht leicht gewesen, gegen die Autorität Die deutsche Geschichtschreibung, — ich nenne nur Pertz, Droysen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133776"/> <p xml:id="ID_1658" prev="#ID_1657"> wehr in das Berufsheer an. — Uebrigens wundere ich mich, daß gerade für<lb/> die Königsberger Auffassung der Name des Grafen Ludwig zu Dohna seltener<lb/> genannt wird; er ist, wie von Mitlebenden übereinstimmend berichtet wurde,<lb/> nicht nur der Ueberbringer der Vorschläge nach Breslau gewesen, sondern auch<lb/> der Sachverständige, auf dessen Rath und Urtheil sich die Ständemitglieder<lb/> verließen.</p><lb/> <note type="byline"> Otto Nasemann.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Kritik der Schön'schen Memoiren.</head><lb/> <p xml:id="ID_1659"> Wenn es immer eine peinliche Empfindung ist, den Ausführungen eines<lb/> Gelehrten entgegentreten zu müssen, dem man sich zu dauerndem Danke durch<lb/> die von demselben in früheren Leistungen gespendete Belehrung verpflichtet<lb/> fühlt, so erhöhen die freundlichen mir gewidmeten Worte gegenwärtig in mir<lb/> noch dies Gefühl des Widerstrebens, eine Erwiderung auf die vorstehenden<lb/> Bemerkungen des Herrn Direktors Nase manu in Halle zu schreiben. Aber<lb/> wie ungern auch immer, ich darf es um der Sache selbst willen nicht unter¬<lb/> lassen, einige Gegenbemerkungen ihnen anzuschließen. Ich darf den Anschein<lb/> nicht entstehen lassen, als ob es einem Vertheidiger Schön's geglückt sei.<lb/> Schön's Glaubwürdigkeit in seinen Memoiren gegen die erhobenen Zweifel<lb/> gesichert und erhärtet zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1660"> Schon der Entschluß ist mir nicht leicht gewesen, gegen die Autorität<lb/> eines so gefeierten Namens, wie der des Herrn von Schön ist, aufzutreten und<lb/> den Mann, der in derjenigen Provinz, in welcher ich lebe, von Seiten der<lb/> meisten Provinzialen eine fast abgöttische Verehrung genießt, der Entstellung<lb/> des Sachverhaltes in seinen Denkwürdigkeiten zu zeihen. Aber es schien mir<lb/> geboten, das nach bestem Gewissen und nach objectiver Prüfung der historischen<lb/> Zeugnisse Erkannte öffentlich auszusprechen. Denn es handelt sich in der That<lb/> um eine Frage von allgemeinerer Bedeutung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1661" next="#ID_1662"> Die deutsche Geschichtschreibung, — ich nenne nur Pertz, Droysen,<lb/> Hauffer — in vollster Uebereinstimmung mit dem Urtheile unseres Volkes<lb/> selbst, hat bisher den Freiherrn vom Stein als den eigentlichen Reformer<lb/> Preußens, als den wahrhaftigen Schöpfer der großen Gesetzgebung von 1807<lb/> und 1808, auf deren Grundlagen das moderne Preußen sich aufgebaut hat.<lb/> in dankbarer Erinnerung gefeiert, gepriesen, hochgehalten. Und je mehr wir<lb/> von den intimeren Details aus der Geschichte jener Jahre kennen lernen, desto<lb/> herrlicher entrollt sich das Bild des gewaltigen Freiherrn. Die große Mate-<lb/> rialsammlung von Pertz hat uns den Mann menschlich nahe geführt und<lb/> ein historisches Verständniß desselben ermöglicht. Auch Stein's Name ist ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0488]
wehr in das Berufsheer an. — Uebrigens wundere ich mich, daß gerade für
die Königsberger Auffassung der Name des Grafen Ludwig zu Dohna seltener
genannt wird; er ist, wie von Mitlebenden übereinstimmend berichtet wurde,
nicht nur der Ueberbringer der Vorschläge nach Breslau gewesen, sondern auch
der Sachverständige, auf dessen Rath und Urtheil sich die Ständemitglieder
verließen.
Otto Nasemann.
Zur Kritik der Schön'schen Memoiren.
Wenn es immer eine peinliche Empfindung ist, den Ausführungen eines
Gelehrten entgegentreten zu müssen, dem man sich zu dauerndem Danke durch
die von demselben in früheren Leistungen gespendete Belehrung verpflichtet
fühlt, so erhöhen die freundlichen mir gewidmeten Worte gegenwärtig in mir
noch dies Gefühl des Widerstrebens, eine Erwiderung auf die vorstehenden
Bemerkungen des Herrn Direktors Nase manu in Halle zu schreiben. Aber
wie ungern auch immer, ich darf es um der Sache selbst willen nicht unter¬
lassen, einige Gegenbemerkungen ihnen anzuschließen. Ich darf den Anschein
nicht entstehen lassen, als ob es einem Vertheidiger Schön's geglückt sei.
Schön's Glaubwürdigkeit in seinen Memoiren gegen die erhobenen Zweifel
gesichert und erhärtet zu haben.
Schon der Entschluß ist mir nicht leicht gewesen, gegen die Autorität
eines so gefeierten Namens, wie der des Herrn von Schön ist, aufzutreten und
den Mann, der in derjenigen Provinz, in welcher ich lebe, von Seiten der
meisten Provinzialen eine fast abgöttische Verehrung genießt, der Entstellung
des Sachverhaltes in seinen Denkwürdigkeiten zu zeihen. Aber es schien mir
geboten, das nach bestem Gewissen und nach objectiver Prüfung der historischen
Zeugnisse Erkannte öffentlich auszusprechen. Denn es handelt sich in der That
um eine Frage von allgemeinerer Bedeutung.
Die deutsche Geschichtschreibung, — ich nenne nur Pertz, Droysen,
Hauffer — in vollster Uebereinstimmung mit dem Urtheile unseres Volkes
selbst, hat bisher den Freiherrn vom Stein als den eigentlichen Reformer
Preußens, als den wahrhaftigen Schöpfer der großen Gesetzgebung von 1807
und 1808, auf deren Grundlagen das moderne Preußen sich aufgebaut hat.
in dankbarer Erinnerung gefeiert, gepriesen, hochgehalten. Und je mehr wir
von den intimeren Details aus der Geschichte jener Jahre kennen lernen, desto
herrlicher entrollt sich das Bild des gewaltigen Freiherrn. Die große Mate-
rialsammlung von Pertz hat uns den Mann menschlich nahe geführt und
ein historisches Verständniß desselben ermöglicht. Auch Stein's Name ist ge-
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