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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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loschene Hoffnung auf Begnadigung. Sie erwies sich als trügerisch; weder
Augustus war zu bewegen, noch auch führte ein auf dessen Tod (14 v. Chr.)
verfaßtes Gedicht, durch das er des Tiberius Gunst zu gewinnen hoffte, wie
er auch schon früher vergeblich den Triumph des Tiberius besungen hatte,
eine Wendung seines Geschickes herbei. Er starb 17 v. Chr. nach zehn¬
jähriger Verbannung und wurde zu Tomi begraben.


I. Mähly.


Aeue Novellen von Aret Karte.

Idyllen aus den Vorbergen von Bret Harte. Uebersetzt von Moritz Busch. Leipzig,
Verlag von Fr, W. Grunow, 1875.

Zwei Jahre etwa wird es her sein, daß wir die Freude hatten, die
Leser der grünen Blätter auf den in der Ueberschrift genannten Dichter und
Humoristen als auf ein ungewöhnliches Talent hinzuweisen. Gelegenheit
dazu gaben seine "Argonautengeschichten", die, mit andern Erzählungen
und einer Anzahl meist humorischer Skizzen desselben Autors verbunden, von
der Grunow'schen Buchhandlung dem Publikum in wohlgelungner Uebersetzung
geboten wurden*). Diese beiden Bände enthielten mit Ausnahme der "Con¬
densed Novels" unseres Wissens alles, was Bret Harte bis dahin in Prosa
geschrieben hatte, und sie waren damit die vollständigste Sammlung der Werke
desselben, die in deutscher Sprache vorlag. Wenn wir damals unsere Be¬
wunderung vor diesem neuen Stern ureigensten Lichtes am Himmel der
Weltliteratur aussprachen, so haben wir die Genugthuung gehabt, daß dieselbe
von allen, auf deren Urtheil etwas ankommt, getheilt wurde, daß man mit
uns in jenen Dichtungen das Auge und die Hand eines Talents ersten Ranges,
eines Dichters von Gottes Gnaden erkannte, der die Saite des Tragischen
und Rührender in der Menschenbrust ebenso erklingen zu lassen versteht, wie
die Saite des Komischen und Erheiternden. Wir glauben nicht zu irren,
wenn wir annehmen, daß auch ein anderes Gefühl, das wir zu jener Zeit
empfanden, von der deutschen Leserwelt getheilt worden ist, der Wunsch, bald
mehr von dem Dichter zu lesen, und die Hoffnung, daran dieselbe Freude zu
haben wie an dem dort Gebotenen. Jener Wunsch wird mit den hier vor¬
liegenden neuen Novellen erfüllt, und auch jene Hoffnung ist nicht getäuscht
worden. Der Goldgräber Bret Harte hat weiter gegraben und wieder Körner



Der Titel ist! "Die Argonautcngeschichten, spanischen und amerikanischen Sagen und
Stadt- und ClM'akterskizzcn von Vret Harte. Leipzig, Verlag von Fr. Wilh. Grunow. 1873.

loschene Hoffnung auf Begnadigung. Sie erwies sich als trügerisch; weder
Augustus war zu bewegen, noch auch führte ein auf dessen Tod (14 v. Chr.)
verfaßtes Gedicht, durch das er des Tiberius Gunst zu gewinnen hoffte, wie
er auch schon früher vergeblich den Triumph des Tiberius besungen hatte,
eine Wendung seines Geschickes herbei. Er starb 17 v. Chr. nach zehn¬
jähriger Verbannung und wurde zu Tomi begraben.


I. Mähly.


Aeue Novellen von Aret Karte.

Idyllen aus den Vorbergen von Bret Harte. Uebersetzt von Moritz Busch. Leipzig,
Verlag von Fr, W. Grunow, 1875.

Zwei Jahre etwa wird es her sein, daß wir die Freude hatten, die
Leser der grünen Blätter auf den in der Ueberschrift genannten Dichter und
Humoristen als auf ein ungewöhnliches Talent hinzuweisen. Gelegenheit
dazu gaben seine „Argonautengeschichten", die, mit andern Erzählungen
und einer Anzahl meist humorischer Skizzen desselben Autors verbunden, von
der Grunow'schen Buchhandlung dem Publikum in wohlgelungner Uebersetzung
geboten wurden*). Diese beiden Bände enthielten mit Ausnahme der „Con¬
densed Novels" unseres Wissens alles, was Bret Harte bis dahin in Prosa
geschrieben hatte, und sie waren damit die vollständigste Sammlung der Werke
desselben, die in deutscher Sprache vorlag. Wenn wir damals unsere Be¬
wunderung vor diesem neuen Stern ureigensten Lichtes am Himmel der
Weltliteratur aussprachen, so haben wir die Genugthuung gehabt, daß dieselbe
von allen, auf deren Urtheil etwas ankommt, getheilt wurde, daß man mit
uns in jenen Dichtungen das Auge und die Hand eines Talents ersten Ranges,
eines Dichters von Gottes Gnaden erkannte, der die Saite des Tragischen
und Rührender in der Menschenbrust ebenso erklingen zu lassen versteht, wie
die Saite des Komischen und Erheiternden. Wir glauben nicht zu irren,
wenn wir annehmen, daß auch ein anderes Gefühl, das wir zu jener Zeit
empfanden, von der deutschen Leserwelt getheilt worden ist, der Wunsch, bald
mehr von dem Dichter zu lesen, und die Hoffnung, daran dieselbe Freude zu
haben wie an dem dort Gebotenen. Jener Wunsch wird mit den hier vor¬
liegenden neuen Novellen erfüllt, und auch jene Hoffnung ist nicht getäuscht
worden. Der Goldgräber Bret Harte hat weiter gegraben und wieder Körner



Der Titel ist! »Die Argonautcngeschichten, spanischen und amerikanischen Sagen und
Stadt- und ClM'akterskizzcn von Vret Harte. Leipzig, Verlag von Fr. Wilh. Grunow. 1873.
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[0304] loschene Hoffnung auf Begnadigung. Sie erwies sich als trügerisch; weder Augustus war zu bewegen, noch auch führte ein auf dessen Tod (14 v. Chr.) verfaßtes Gedicht, durch das er des Tiberius Gunst zu gewinnen hoffte, wie er auch schon früher vergeblich den Triumph des Tiberius besungen hatte, eine Wendung seines Geschickes herbei. Er starb 17 v. Chr. nach zehn¬ jähriger Verbannung und wurde zu Tomi begraben. I. Mähly. Aeue Novellen von Aret Karte. Idyllen aus den Vorbergen von Bret Harte. Uebersetzt von Moritz Busch. Leipzig, Verlag von Fr, W. Grunow, 1875. Zwei Jahre etwa wird es her sein, daß wir die Freude hatten, die Leser der grünen Blätter auf den in der Ueberschrift genannten Dichter und Humoristen als auf ein ungewöhnliches Talent hinzuweisen. Gelegenheit dazu gaben seine „Argonautengeschichten", die, mit andern Erzählungen und einer Anzahl meist humorischer Skizzen desselben Autors verbunden, von der Grunow'schen Buchhandlung dem Publikum in wohlgelungner Uebersetzung geboten wurden*). Diese beiden Bände enthielten mit Ausnahme der „Con¬ densed Novels" unseres Wissens alles, was Bret Harte bis dahin in Prosa geschrieben hatte, und sie waren damit die vollständigste Sammlung der Werke desselben, die in deutscher Sprache vorlag. Wenn wir damals unsere Be¬ wunderung vor diesem neuen Stern ureigensten Lichtes am Himmel der Weltliteratur aussprachen, so haben wir die Genugthuung gehabt, daß dieselbe von allen, auf deren Urtheil etwas ankommt, getheilt wurde, daß man mit uns in jenen Dichtungen das Auge und die Hand eines Talents ersten Ranges, eines Dichters von Gottes Gnaden erkannte, der die Saite des Tragischen und Rührender in der Menschenbrust ebenso erklingen zu lassen versteht, wie die Saite des Komischen und Erheiternden. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß auch ein anderes Gefühl, das wir zu jener Zeit empfanden, von der deutschen Leserwelt getheilt worden ist, der Wunsch, bald mehr von dem Dichter zu lesen, und die Hoffnung, daran dieselbe Freude zu haben wie an dem dort Gebotenen. Jener Wunsch wird mit den hier vor¬ liegenden neuen Novellen erfüllt, und auch jene Hoffnung ist nicht getäuscht worden. Der Goldgräber Bret Harte hat weiter gegraben und wieder Körner Der Titel ist! »Die Argonautcngeschichten, spanischen und amerikanischen Sagen und Stadt- und ClM'akterskizzcn von Vret Harte. Leipzig, Verlag von Fr. Wilh. Grunow. 1873.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/304>, abgerufen am 05.02.2025.