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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Mit Heft 14 beginnt diese Zeitschrift das II. Quartal ihres
34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen "ut Post"
anstalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro
Quartal 7 Mark 50 Pfennige.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften,
Kaffeehäuser und Conditoreien werden um gefällige Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im März 1875. Die Verlagshandlung.

Klassische Wildlinge.
von C. A. H. Burkhardt.
1. Goethe's Verbindung mit Caroline von Pichler.

Unter die Verbindungen Goethe's, für welche in der Literatur bereits
Andeutungen vorhanden sind, gehört auch die mit der ergiebigen, und ihrer
Zeit Aufsehen erregenden Caroline v. Pichler. Aber nicht ihre literarischen
Schöpfungen selbst gaben die Veranlassung, daß Goethe mit ihr einige Male
correspondirte, sondern es war auch hier die Pflege einer kleinen Goethe'schen
Liebhaberei, welche so manchen seiner Briefwechsel bedingte. Wir meinen sein
Bestreben, sich in den Besitz einer reichen Autographensammlung zu setzen.
Mitunter freilich widerstreben uns die Wege, die Goethe dabei einschlug. Wir
erinnern nur an das unbekannte Factum, daß zur Befriedigung dieser Wünsche
selbst das Geh. Staatsarchiv in Weimar sich ergiebig zeigen mußte, dessen Be¬
amte auf Befehl des Herzogs Carl August etwa vierhundert Original-Unter
schriften von Briefen abschnitten und damit die Goethe'schen Sammlungen
bereicherten. Man sieht, was damals möglich war!

Die Verbindung Goethe's mit Caroline Pichler fand, wie deren Denk¬
würdigkeiten II. 208 ff. nur andeuten, im Frühjahr des Jahres 1812 statt,
indem sie erzählt, daß sie auf Betrieb ihrer Schwägerin, der Baronin EskeleS
Autographen für Goethe gesammelt und mit einem Schreiben an diesen be¬
reitet habe. Ueber die ertheilte Antwort war Caroline Pichler nicht entzückt.
Jene war nach ihrer Ansicht höflich aber diplomatisch steif. Sie fühlte wohl
heraus, daß Goethe über ihre literarischen Leistungen nicht zu viel, aber auch
nicht zu wenig zu sagen, in diesem Briefe sich vorgenommen hatte. Caroline
Pichler theilt uns daher den weitern Inhalt des Briefes, der in etwas
anderer Fassung in dem Besitz von S. Hirzel (Verzeichniß einer Goethebiblio¬
thek) sich befindet, gar nicht mit. Er schrieb folgender Maßen:

"Weimar den 31. März 1812.

Ich will nicht säumen für Ihre freundliche Zuschrift und für die gefällige
Art, womit Sie meinen Wünschen in Absicht auf eine Lieblingssnmmlung,
dem unmittelbaren Andenken würdiger Menschen gewidmet, so thätig entgegcn-


Grmzboten l. 1875. (II

Mit Heft 14 beginnt diese Zeitschrift das II. Quartal ihres
34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen «ut Post«
anstalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro
Quartal 7 Mark 50 Pfennige.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften,
Kaffeehäuser und Conditoreien werden um gefällige Berücksichtigung
derselben freundlichst gebeten.
Leipzig, im März 1875. Die Verlagshandlung.

Klassische Wildlinge.
von C. A. H. Burkhardt.
1. Goethe's Verbindung mit Caroline von Pichler.

Unter die Verbindungen Goethe's, für welche in der Literatur bereits
Andeutungen vorhanden sind, gehört auch die mit der ergiebigen, und ihrer
Zeit Aufsehen erregenden Caroline v. Pichler. Aber nicht ihre literarischen
Schöpfungen selbst gaben die Veranlassung, daß Goethe mit ihr einige Male
correspondirte, sondern es war auch hier die Pflege einer kleinen Goethe'schen
Liebhaberei, welche so manchen seiner Briefwechsel bedingte. Wir meinen sein
Bestreben, sich in den Besitz einer reichen Autographensammlung zu setzen.
Mitunter freilich widerstreben uns die Wege, die Goethe dabei einschlug. Wir
erinnern nur an das unbekannte Factum, daß zur Befriedigung dieser Wünsche
selbst das Geh. Staatsarchiv in Weimar sich ergiebig zeigen mußte, dessen Be¬
amte auf Befehl des Herzogs Carl August etwa vierhundert Original-Unter
schriften von Briefen abschnitten und damit die Goethe'schen Sammlungen
bereicherten. Man sieht, was damals möglich war!

Die Verbindung Goethe's mit Caroline Pichler fand, wie deren Denk¬
würdigkeiten II. 208 ff. nur andeuten, im Frühjahr des Jahres 1812 statt,
indem sie erzählt, daß sie auf Betrieb ihrer Schwägerin, der Baronin EskeleS
Autographen für Goethe gesammelt und mit einem Schreiben an diesen be¬
reitet habe. Ueber die ertheilte Antwort war Caroline Pichler nicht entzückt.
Jene war nach ihrer Ansicht höflich aber diplomatisch steif. Sie fühlte wohl
heraus, daß Goethe über ihre literarischen Leistungen nicht zu viel, aber auch
nicht zu wenig zu sagen, in diesem Briefe sich vorgenommen hatte. Caroline
Pichler theilt uns daher den weitern Inhalt des Briefes, der in etwas
anderer Fassung in dem Besitz von S. Hirzel (Verzeichniß einer Goethebiblio¬
thek) sich befindet, gar nicht mit. Er schrieb folgender Maßen:

„Weimar den 31. März 1812.

Ich will nicht säumen für Ihre freundliche Zuschrift und für die gefällige
Art, womit Sie meinen Wünschen in Absicht auf eine Lieblingssnmmlung,
dem unmittelbaren Andenken würdiger Menschen gewidmet, so thätig entgegcn-


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[0489] Mit Heft 14 beginnt diese Zeitschrift das II. Quartal ihres 34. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen «ut Post« anstalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 7 Mark 50 Pfennige. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffeehäuser und Conditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im März 1875. Die Verlagshandlung. Klassische Wildlinge. von C. A. H. Burkhardt. 1. Goethe's Verbindung mit Caroline von Pichler. Unter die Verbindungen Goethe's, für welche in der Literatur bereits Andeutungen vorhanden sind, gehört auch die mit der ergiebigen, und ihrer Zeit Aufsehen erregenden Caroline v. Pichler. Aber nicht ihre literarischen Schöpfungen selbst gaben die Veranlassung, daß Goethe mit ihr einige Male correspondirte, sondern es war auch hier die Pflege einer kleinen Goethe'schen Liebhaberei, welche so manchen seiner Briefwechsel bedingte. Wir meinen sein Bestreben, sich in den Besitz einer reichen Autographensammlung zu setzen. Mitunter freilich widerstreben uns die Wege, die Goethe dabei einschlug. Wir erinnern nur an das unbekannte Factum, daß zur Befriedigung dieser Wünsche selbst das Geh. Staatsarchiv in Weimar sich ergiebig zeigen mußte, dessen Be¬ amte auf Befehl des Herzogs Carl August etwa vierhundert Original-Unter schriften von Briefen abschnitten und damit die Goethe'schen Sammlungen bereicherten. Man sieht, was damals möglich war! Die Verbindung Goethe's mit Caroline Pichler fand, wie deren Denk¬ würdigkeiten II. 208 ff. nur andeuten, im Frühjahr des Jahres 1812 statt, indem sie erzählt, daß sie auf Betrieb ihrer Schwägerin, der Baronin EskeleS Autographen für Goethe gesammelt und mit einem Schreiben an diesen be¬ reitet habe. Ueber die ertheilte Antwort war Caroline Pichler nicht entzückt. Jene war nach ihrer Ansicht höflich aber diplomatisch steif. Sie fühlte wohl heraus, daß Goethe über ihre literarischen Leistungen nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu sagen, in diesem Briefe sich vorgenommen hatte. Caroline Pichler theilt uns daher den weitern Inhalt des Briefes, der in etwas anderer Fassung in dem Besitz von S. Hirzel (Verzeichniß einer Goethebiblio¬ thek) sich befindet, gar nicht mit. Er schrieb folgender Maßen: „Weimar den 31. März 1812. Ich will nicht säumen für Ihre freundliche Zuschrift und für die gefällige Art, womit Sie meinen Wünschen in Absicht auf eine Lieblingssnmmlung, dem unmittelbaren Andenken würdiger Menschen gewidmet, so thätig entgegcn- Grmzboten l. 1875. (II

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/489>, abgerufen am 29.06.2024.