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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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löschen, und nur Freundeshand wagte es, durch das noch sichtbare
kleine Denkmal die Stelle zu bezeichnen, worauf derGefallene
nach seinem Tode vom Feinde gebracht und entkleidet wurde,
bis die erhabene Familie desselben beim Eintritt glücklicherer Zeiten dieses
Denkmal, seiner hohen Geburt, seines Ranges und seiner Talente würdig,
aufrichten ließ, um so sein Andenken auch durch ein öffentliches Zeichen zu
ehren und auf die Nachwelt zu bringen."

Hiernach bezeichnet also jener kleine Denkstein, bei welchem vormals die
besprochene Linde stand, nicht die eigentliche Stelle, wo der Prinz gefallen,
sondern vielmehr den Ort, auf welchen man die Leiche des Gefallenen ge¬
bracht und der Kleider beraubt hat. Hiermit stimmt übrigens auch die im
Orte Wölsdorf erhaltene Tradition -- ein Augenzeuge des Gefechtes ist auch
dort nicht mehr am Leben -- überein, wie ich mich erst in diesen Tagen
überzeugt habe. Aber auch über die eigentliche Stelle, wo der unglückliche
Prinz sein Geschick erfüllt, giebt uns die Szymborski'sche Rede Aufschluß. Es
heißt hier nämlich weiter:

"Der trauernde Genius dieses Denkmals blickt mit uns
wehmüthig nach seinen Waffen und nach dem kleinen Fleck der
Erde, wo der Held im ungleichen Kampf sein Leben für sein
Vaterland geendet hat, und unsere Wehmuth wird durch die Betrach¬
tung gesteigert, daß es ihm nicht vergönnt war, die späteren Jahre zu er¬
leben und Zeuge des alten Heldenmuths und der vermehrten Größe des
preußischen Volkes zu sein, wozu er gewiß wesentlich beigetragen haben
würde."

Und so finden wir denn hier eine ausdrückliche Bestätigung jener
Windorf'schen Versicherung, daß der Prinz in dem unterhalb des Denkmals
befindlichen Hohlweg sein Leben geendet, und zwar an der Stelle, auf welche
der auf dem Monumente dargestellte Genius hindeutet; und somit dürfte
denn auch die oben aufgestellte Behauptung, daß an der durch den kleinen
Denkstein und bis vor Kurzem durch die mehrfach gedachte Linde bezeichneten
Stätte der Prinz Louis Ferdinand nicht gefallen, als gerechtfertigt erscheinen.


Dr. Baumbach.


Plaudereien aus London.
(Die Eisenbahnen.)

Diese Zeilen wollen die Verkehrswege und Anstalten -- außer den ge¬
wöhnlichen Straßen und den gewöhnlichen Straßenfuhrwerken -- innerhalb
Londons und anderer englischer Großstädte schildern, jene Verkehrserleichterungen,


löschen, und nur Freundeshand wagte es, durch das noch sichtbare
kleine Denkmal die Stelle zu bezeichnen, worauf derGefallene
nach seinem Tode vom Feinde gebracht und entkleidet wurde,
bis die erhabene Familie desselben beim Eintritt glücklicherer Zeiten dieses
Denkmal, seiner hohen Geburt, seines Ranges und seiner Talente würdig,
aufrichten ließ, um so sein Andenken auch durch ein öffentliches Zeichen zu
ehren und auf die Nachwelt zu bringen."

Hiernach bezeichnet also jener kleine Denkstein, bei welchem vormals die
besprochene Linde stand, nicht die eigentliche Stelle, wo der Prinz gefallen,
sondern vielmehr den Ort, auf welchen man die Leiche des Gefallenen ge¬
bracht und der Kleider beraubt hat. Hiermit stimmt übrigens auch die im
Orte Wölsdorf erhaltene Tradition — ein Augenzeuge des Gefechtes ist auch
dort nicht mehr am Leben — überein, wie ich mich erst in diesen Tagen
überzeugt habe. Aber auch über die eigentliche Stelle, wo der unglückliche
Prinz sein Geschick erfüllt, giebt uns die Szymborski'sche Rede Aufschluß. Es
heißt hier nämlich weiter:

„Der trauernde Genius dieses Denkmals blickt mit uns
wehmüthig nach seinen Waffen und nach dem kleinen Fleck der
Erde, wo der Held im ungleichen Kampf sein Leben für sein
Vaterland geendet hat, und unsere Wehmuth wird durch die Betrach¬
tung gesteigert, daß es ihm nicht vergönnt war, die späteren Jahre zu er¬
leben und Zeuge des alten Heldenmuths und der vermehrten Größe des
preußischen Volkes zu sein, wozu er gewiß wesentlich beigetragen haben
würde."

Und so finden wir denn hier eine ausdrückliche Bestätigung jener
Windorf'schen Versicherung, daß der Prinz in dem unterhalb des Denkmals
befindlichen Hohlweg sein Leben geendet, und zwar an der Stelle, auf welche
der auf dem Monumente dargestellte Genius hindeutet; und somit dürfte
denn auch die oben aufgestellte Behauptung, daß an der durch den kleinen
Denkstein und bis vor Kurzem durch die mehrfach gedachte Linde bezeichneten
Stätte der Prinz Louis Ferdinand nicht gefallen, als gerechtfertigt erscheinen.


Dr. Baumbach.


Plaudereien aus London.
(Die Eisenbahnen.)

Diese Zeilen wollen die Verkehrswege und Anstalten — außer den ge¬
wöhnlichen Straßen und den gewöhnlichen Straßenfuhrwerken — innerhalb
Londons und anderer englischer Großstädte schildern, jene Verkehrserleichterungen,


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[0039] löschen, und nur Freundeshand wagte es, durch das noch sichtbare kleine Denkmal die Stelle zu bezeichnen, worauf derGefallene nach seinem Tode vom Feinde gebracht und entkleidet wurde, bis die erhabene Familie desselben beim Eintritt glücklicherer Zeiten dieses Denkmal, seiner hohen Geburt, seines Ranges und seiner Talente würdig, aufrichten ließ, um so sein Andenken auch durch ein öffentliches Zeichen zu ehren und auf die Nachwelt zu bringen." Hiernach bezeichnet also jener kleine Denkstein, bei welchem vormals die besprochene Linde stand, nicht die eigentliche Stelle, wo der Prinz gefallen, sondern vielmehr den Ort, auf welchen man die Leiche des Gefallenen ge¬ bracht und der Kleider beraubt hat. Hiermit stimmt übrigens auch die im Orte Wölsdorf erhaltene Tradition — ein Augenzeuge des Gefechtes ist auch dort nicht mehr am Leben — überein, wie ich mich erst in diesen Tagen überzeugt habe. Aber auch über die eigentliche Stelle, wo der unglückliche Prinz sein Geschick erfüllt, giebt uns die Szymborski'sche Rede Aufschluß. Es heißt hier nämlich weiter: „Der trauernde Genius dieses Denkmals blickt mit uns wehmüthig nach seinen Waffen und nach dem kleinen Fleck der Erde, wo der Held im ungleichen Kampf sein Leben für sein Vaterland geendet hat, und unsere Wehmuth wird durch die Betrach¬ tung gesteigert, daß es ihm nicht vergönnt war, die späteren Jahre zu er¬ leben und Zeuge des alten Heldenmuths und der vermehrten Größe des preußischen Volkes zu sein, wozu er gewiß wesentlich beigetragen haben würde." Und so finden wir denn hier eine ausdrückliche Bestätigung jener Windorf'schen Versicherung, daß der Prinz in dem unterhalb des Denkmals befindlichen Hohlweg sein Leben geendet, und zwar an der Stelle, auf welche der auf dem Monumente dargestellte Genius hindeutet; und somit dürfte denn auch die oben aufgestellte Behauptung, daß an der durch den kleinen Denkstein und bis vor Kurzem durch die mehrfach gedachte Linde bezeichneten Stätte der Prinz Louis Ferdinand nicht gefallen, als gerechtfertigt erscheinen. Dr. Baumbach. Plaudereien aus London. (Die Eisenbahnen.) Diese Zeilen wollen die Verkehrswege und Anstalten — außer den ge¬ wöhnlichen Straßen und den gewöhnlichen Straßenfuhrwerken — innerhalb Londons und anderer englischer Großstädte schildern, jene Verkehrserleichterungen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/39>, abgerufen am 29.06.2024.