Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.legenden des Fröttstädter Unglücks im Jahre 1878, an die gehässigen Hetzereien Dom deutschen Keichstag. Die drei Sitzungen, welche der Reichstag bis heute in diesem Jahre ge¬ Wenn der Reichstag in den erst wenigen Sitzungen dieses Jahres legenden des Fröttstädter Unglücks im Jahre 1878, an die gehässigen Hetzereien Dom deutschen Keichstag. Die drei Sitzungen, welche der Reichstag bis heute in diesem Jahre ge¬ Wenn der Reichstag in den erst wenigen Sitzungen dieses Jahres <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0119" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132879"/> <p xml:id="ID_433" prev="#ID_432"> legenden des Fröttstädter Unglücks im Jahre 1878, an die gehässigen Hetzereien<lb/> der Berliner Witzblätter gegen Bahnverwaltungen, die sich schließlich als<lb/> gänzlich schuldlos herausstellten. Der Mensch besitzt nicht nur Rechte,<lb/> sondern hat auch Pflichten zu erfüllen und zwei der vornehmsten sind, Anstand<lb/><note type="byline"> Alfred Blum.</note> und Gerechtigkeit zu üben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Dom deutschen Keichstag.</head><lb/> <p xml:id="ID_434"> Die drei Sitzungen, welche der Reichstag bis heute in diesem Jahre ge¬<lb/> halten, haben sich mit technischen Gegenständen beschäftigt. Nur der unver¬<lb/> meidliche Diätenantrag Schultze-Delitzsch bildete eine Ausnahme, Er fand<lb/> wiederum die gewohnte große Majorität, indem nur die conservativen Frak¬<lb/> tionen und wenige Nationalliberale dagegen stimmten. Ueber die Diäten-<lb/> passion ist kein Wort weiter zu verlieren. Die gute Folge, welche die wieder¬<lb/> holte Annahme des Antrags hat, wollen wir auch heute ihr nachzurühmen<lb/> nicht unterlassen. Die Folge nämlich, daß der Gedanke einer umfassenden<lb/> Veränderung des Reichswahlgesetzes, den man sonst gern auf eine entfernte<lb/> Zukunft verschöbe, als eine unumgängliche Aufgabe der nächsten Zukunft sich<lb/> präsentirt. Vielleicht haben wir schon bei der nächsten Wiederholung Anlaß,<lb/> den Charakter dieser Veränderung ins Auge zu fassen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_435" next="#ID_436"> Wenn der Reichstag in den erst wenigen Sitzungen dieses Jahres<lb/> noch keine wichtige Berathung gepflogen, so stehen solche doch dieser<lb/> Session unzweifelhaft noch bevor. Abgesehen von dem Bankgesetz, mit<lb/> dessen Vorberathung die dafür eingesetzte Commission langsamer vorwärts<lb/> kommt, als wünschenswert!) wäre, ist der höchst wichtige Entwurf eines<lb/> Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschlie¬<lb/> ßung, unter dem 6. Januar vollzogen, am Tage des Wiederzusammentritts<lb/> an den Reichstag gelangt. Außerdem liegt ein Antrag der Fortschrittspartei<lb/> vor, das Privilegium der Reichstagsmitglieder gegen Untersuchungs- und<lb/> Schuldhaft auf Befreiung von jeder Art von Haft auszudehnen. Die Fort¬<lb/> schrittspartei hat bei diesem Antrag das Centrum, die Socialdemokraten, El¬<lb/> sasser und Polen zu sicheren Bundesgenossen. Es bedarf nur des Uebertritts<lb/> einiger Nationalliberalen, welche durch ihre Abstimmung für die Resolution<lb/> Hoverbeck für den jetzigen Antrag gewissermaßen engagirt sind, und die Ent¬<lb/> scheidung hängt an einem Haare. Trotz mancher neuerdings eingelegten Ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
legenden des Fröttstädter Unglücks im Jahre 1878, an die gehässigen Hetzereien
der Berliner Witzblätter gegen Bahnverwaltungen, die sich schließlich als
gänzlich schuldlos herausstellten. Der Mensch besitzt nicht nur Rechte,
sondern hat auch Pflichten zu erfüllen und zwei der vornehmsten sind, Anstand
Alfred Blum. und Gerechtigkeit zu üben.
Dom deutschen Keichstag.
Die drei Sitzungen, welche der Reichstag bis heute in diesem Jahre ge¬
halten, haben sich mit technischen Gegenständen beschäftigt. Nur der unver¬
meidliche Diätenantrag Schultze-Delitzsch bildete eine Ausnahme, Er fand
wiederum die gewohnte große Majorität, indem nur die conservativen Frak¬
tionen und wenige Nationalliberale dagegen stimmten. Ueber die Diäten-
passion ist kein Wort weiter zu verlieren. Die gute Folge, welche die wieder¬
holte Annahme des Antrags hat, wollen wir auch heute ihr nachzurühmen
nicht unterlassen. Die Folge nämlich, daß der Gedanke einer umfassenden
Veränderung des Reichswahlgesetzes, den man sonst gern auf eine entfernte
Zukunft verschöbe, als eine unumgängliche Aufgabe der nächsten Zukunft sich
präsentirt. Vielleicht haben wir schon bei der nächsten Wiederholung Anlaß,
den Charakter dieser Veränderung ins Auge zu fassen. —
Wenn der Reichstag in den erst wenigen Sitzungen dieses Jahres
noch keine wichtige Berathung gepflogen, so stehen solche doch dieser
Session unzweifelhaft noch bevor. Abgesehen von dem Bankgesetz, mit
dessen Vorberathung die dafür eingesetzte Commission langsamer vorwärts
kommt, als wünschenswert!) wäre, ist der höchst wichtige Entwurf eines
Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschlie¬
ßung, unter dem 6. Januar vollzogen, am Tage des Wiederzusammentritts
an den Reichstag gelangt. Außerdem liegt ein Antrag der Fortschrittspartei
vor, das Privilegium der Reichstagsmitglieder gegen Untersuchungs- und
Schuldhaft auf Befreiung von jeder Art von Haft auszudehnen. Die Fort¬
schrittspartei hat bei diesem Antrag das Centrum, die Socialdemokraten, El¬
sasser und Polen zu sicheren Bundesgenossen. Es bedarf nur des Uebertritts
einiger Nationalliberalen, welche durch ihre Abstimmung für die Resolution
Hoverbeck für den jetzigen Antrag gewissermaßen engagirt sind, und die Ent¬
scheidung hängt an einem Haare. Trotz mancher neuerdings eingelegten Ver-
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