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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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letzte Anordnung entschieden vor, sobald die Wohnung sich durch eine
Thüre vollständig abschließen läßt, und das zu erreichen, ist überall nicht
schwer. Während jetzt die äußerlich so unscheinbaren, ja geradezu häßlichen
Londoner Häuser im Innern aufs vortrefflichste eingerichtet sind, zeigt sich in
den deutschen Großstädten leider oft das gerade Gegentheil: auf das Aeußere
wird viel gegeben, während das Innere vernachlässigt wird. Sicher ist also
bis jetzt das englische Verfahren besser, weil solider und reeller; aber hoffentlich
haben die traurigen Zeiten unserer beschränkten Wohnungsverhältnisse am
längsten gedauert und wenn wir unsere Häuser im Innern erst vollkommen
machen, dann sind wir den Engländern überlegen, denn das äußere Haus
welches sicherlich nicht vernachlässigt werden darf, kann bei unserm Wohnungs¬
system, selbst beim einfachsten Miethshaus architectonisch und ästhetisch aus¬
gebildet werden, während das beim englischen Haus mit 2 Fenstern Front eine
reine Unmöglichkeit ist. -- Ferner hat das continentale System, welches sich
übrigens auch in Schottland stark verbreitet findet -- woraus hervorgeht, daß
sich auch der Britte damit befreunden kann -- außer den angeführten Vorzügen
auch noch das für sich, daß dabei eine viel bessere Ausnutzung des Grund
und Bodens ermöglicht wird. Jetzt geht dieselbe zu weit; sowie aber auf
dem Kontinent diejenigen Verkehrserleichterungen geschaffen sein werden, die
in englischen Städten schon längere Zeit bestehen, so wird sich das ganz von
selbst reguliren, und man müßte annehmen, daß schließlich vermöge der
bessern Bodenausnutzung die continentalen Stockwerkswohnungen schließlich
billiger werden müßten als die englischen Hauswohnungen.

Hoffentlich erreichen wir diesen Zustand recht bald; hoffentlich bieten alle
Behörden, vor allen Dingen die städtischen Alles auf. um Zuständen ein
Ende zu bereiten, die beinahe trostlos scheinen und einen wesentlichen Antheil
an allen den Erscheinungen haben, die die besitzenden Classen der großen
Städte jetzt so oft mit Schrecken und mit sicherlich übertriebenen Besorgnissen
Alfred Blum. erfüllen.




"Um die Lrde" von Lduard Mdebrandt und "Aeise-
ziele" von -Lügen Krüger.

Der Verlag von R. Wagner in Berlin hat in den letzten Jahren durch
die Herausgabe der Aquarelle von Eduard Htldebrandt, welche der
leider so früh verstorbene Künstler aus seiner letzten Reise um die Erde auf-


letzte Anordnung entschieden vor, sobald die Wohnung sich durch eine
Thüre vollständig abschließen läßt, und das zu erreichen, ist überall nicht
schwer. Während jetzt die äußerlich so unscheinbaren, ja geradezu häßlichen
Londoner Häuser im Innern aufs vortrefflichste eingerichtet sind, zeigt sich in
den deutschen Großstädten leider oft das gerade Gegentheil: auf das Aeußere
wird viel gegeben, während das Innere vernachlässigt wird. Sicher ist also
bis jetzt das englische Verfahren besser, weil solider und reeller; aber hoffentlich
haben die traurigen Zeiten unserer beschränkten Wohnungsverhältnisse am
längsten gedauert und wenn wir unsere Häuser im Innern erst vollkommen
machen, dann sind wir den Engländern überlegen, denn das äußere Haus
welches sicherlich nicht vernachlässigt werden darf, kann bei unserm Wohnungs¬
system, selbst beim einfachsten Miethshaus architectonisch und ästhetisch aus¬
gebildet werden, während das beim englischen Haus mit 2 Fenstern Front eine
reine Unmöglichkeit ist. — Ferner hat das continentale System, welches sich
übrigens auch in Schottland stark verbreitet findet — woraus hervorgeht, daß
sich auch der Britte damit befreunden kann — außer den angeführten Vorzügen
auch noch das für sich, daß dabei eine viel bessere Ausnutzung des Grund
und Bodens ermöglicht wird. Jetzt geht dieselbe zu weit; sowie aber auf
dem Kontinent diejenigen Verkehrserleichterungen geschaffen sein werden, die
in englischen Städten schon längere Zeit bestehen, so wird sich das ganz von
selbst reguliren, und man müßte annehmen, daß schließlich vermöge der
bessern Bodenausnutzung die continentalen Stockwerkswohnungen schließlich
billiger werden müßten als die englischen Hauswohnungen.

Hoffentlich erreichen wir diesen Zustand recht bald; hoffentlich bieten alle
Behörden, vor allen Dingen die städtischen Alles auf. um Zuständen ein
Ende zu bereiten, die beinahe trostlos scheinen und einen wesentlichen Antheil
an allen den Erscheinungen haben, die die besitzenden Classen der großen
Städte jetzt so oft mit Schrecken und mit sicherlich übertriebenen Besorgnissen
Alfred Blum. erfüllen.




„Um die Lrde" von Lduard Mdebrandt und „Aeise-
ziele" von -Lügen Krüger.

Der Verlag von R. Wagner in Berlin hat in den letzten Jahren durch
die Herausgabe der Aquarelle von Eduard Htldebrandt, welche der
leider so früh verstorbene Künstler aus seiner letzten Reise um die Erde auf-


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[0425] letzte Anordnung entschieden vor, sobald die Wohnung sich durch eine Thüre vollständig abschließen läßt, und das zu erreichen, ist überall nicht schwer. Während jetzt die äußerlich so unscheinbaren, ja geradezu häßlichen Londoner Häuser im Innern aufs vortrefflichste eingerichtet sind, zeigt sich in den deutschen Großstädten leider oft das gerade Gegentheil: auf das Aeußere wird viel gegeben, während das Innere vernachlässigt wird. Sicher ist also bis jetzt das englische Verfahren besser, weil solider und reeller; aber hoffentlich haben die traurigen Zeiten unserer beschränkten Wohnungsverhältnisse am längsten gedauert und wenn wir unsere Häuser im Innern erst vollkommen machen, dann sind wir den Engländern überlegen, denn das äußere Haus welches sicherlich nicht vernachlässigt werden darf, kann bei unserm Wohnungs¬ system, selbst beim einfachsten Miethshaus architectonisch und ästhetisch aus¬ gebildet werden, während das beim englischen Haus mit 2 Fenstern Front eine reine Unmöglichkeit ist. — Ferner hat das continentale System, welches sich übrigens auch in Schottland stark verbreitet findet — woraus hervorgeht, daß sich auch der Britte damit befreunden kann — außer den angeführten Vorzügen auch noch das für sich, daß dabei eine viel bessere Ausnutzung des Grund und Bodens ermöglicht wird. Jetzt geht dieselbe zu weit; sowie aber auf dem Kontinent diejenigen Verkehrserleichterungen geschaffen sein werden, die in englischen Städten schon längere Zeit bestehen, so wird sich das ganz von selbst reguliren, und man müßte annehmen, daß schließlich vermöge der bessern Bodenausnutzung die continentalen Stockwerkswohnungen schließlich billiger werden müßten als die englischen Hauswohnungen. Hoffentlich erreichen wir diesen Zustand recht bald; hoffentlich bieten alle Behörden, vor allen Dingen die städtischen Alles auf. um Zuständen ein Ende zu bereiten, die beinahe trostlos scheinen und einen wesentlichen Antheil an allen den Erscheinungen haben, die die besitzenden Classen der großen Städte jetzt so oft mit Schrecken und mit sicherlich übertriebenen Besorgnissen Alfred Blum. erfüllen. „Um die Lrde" von Lduard Mdebrandt und „Aeise- ziele" von -Lügen Krüger. Der Verlag von R. Wagner in Berlin hat in den letzten Jahren durch die Herausgabe der Aquarelle von Eduard Htldebrandt, welche der leider so früh verstorbene Künstler aus seiner letzten Reise um die Erde auf-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/425>, abgerufen am 28.12.2024.