Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.als moralisch mächtige, unzersplitterte Körperschaft für die Festigkeit und die Die Charakteristik der Verhandlungen über die beiden Ordnungen des e--r. Weiljnachtsbücherschau. Im Verlage vonAlphons Dürr in Leipzig erscheint auch dieses Jahr als moralisch mächtige, unzersplitterte Körperschaft für die Festigkeit und die Die Charakteristik der Verhandlungen über die beiden Ordnungen des e—r. Weiljnachtsbücherschau. Im Verlage vonAlphons Dürr in Leipzig erscheint auch dieses Jahr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0399" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132621"/> <p xml:id="ID_1170" prev="#ID_1169"> als moralisch mächtige, unzersplitterte Körperschaft für die Festigkeit und die<lb/> sittliche Beschränkung aller Lebenszustände wirkt, das bestätigt die Geschichte,<lb/> wie es aus der Natur der Sache sich ergiebt. Wir dürfen die Gelegenheit<lb/> nicht versäumen, von der wir nicht wissen, wenn sie wiederkehrt, dieses Gut<lb/> in seinen Grundlagen jetzt zu erringen. Zunächst wird für dieses Ziel die<lb/> Reichstagscommission das Ihrige zu thun haben. Die öffentliche Meinung<lb/> wird ihrer Zeit das hoffentlich für die Einheit der Gerichtsverfassung günstige<lb/> Werk der Commission zu unterstützen und den Reichstag zu seiner Annahme<lb/> zu ermuthigen haben, damit die particularistische Strömung im Bundesrath<lb/> in dieser Angelegenheit von höchster Bedeutung zum Weichen gebracht<lb/> wird. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1171"> Die Charakteristik der Verhandlungen über die beiden Ordnungen des<lb/> Strafprozesses und des Civilprozesses bei der ersten Lesung müssen dem<lb/> nächsten Briefe aufgespart bleiben, welchen die Sitzungen der nächsten Woche,<lb/> da es nicht immer so fortgehen kann mit den Verhandlungen von Gegen¬<lb/> ständen ersten Ranges, den nöthigen Raum zur Nachholung lassen werden.</p><lb/> <note type="byline"> e—r.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Weiljnachtsbücherschau.</head><lb/> <p xml:id="ID_1172"> Im Verlage vonAlphons Dürr in Leipzig erscheint auch dieses Jahr<lb/> eine jener wohlbekannten liebenswürdigen Weihnachtsgaben von Oscar Pietsch<lb/> (mit Reimen von Franz Bonn), die von Alt und Jung mit gleichem Be¬<lb/> hagen geschaut und gelesen werden. „Nesthäkchen" heißt Oscar Pietsch's<lb/> neuester Bildereyelus von 16 Blättern. Der Titel könnte melancholisch an¬<lb/> gelegte Naturen mit ähnlichen düstern Ahnungen erfüllen, wie sie zulässig<lb/> erscheinen, wenn Jemand seine „Gesammelten Werke" herausgiebt: dann darf<lb/> man wohl annehmen, der Mann schafft nichts mehr hinzu. Und so könnte<lb/> man denken, wenn Pietsch schon bis zum „Nesthäkchen" gekommen ist, so<lb/> wird sein Griffel nichts mehr zu thun finden, wenn das Kleinste flügge ge¬<lb/> worden und der Kinderstube den Rücken gekehrt hat. Unbegründete Furcht!<lb/> Keines dieser sechszehn Blätter sieht nach Uebermüdung oder Greisenhaftigkeit<lb/> aus. Keines ist hier etwa untergebracht, wie ungelesene Producte von Schrift¬<lb/> stellern in gesammelte Werke untergebracht werden, um damit zu räumen.<lb/> Vielmehr bekundet jedes dieser Blätter die alte Frische und Freude des Schaffens,<lb/> die Oscar Pietsch's erste Zeichnungen zu Reich man's unvergänglichen<lb/> Idyll deutschen Familienlebens „Aus unsern vier Wänden" (Leipzig<lb/> F. W. Grunow) berühmt machten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0399]
als moralisch mächtige, unzersplitterte Körperschaft für die Festigkeit und die
sittliche Beschränkung aller Lebenszustände wirkt, das bestätigt die Geschichte,
wie es aus der Natur der Sache sich ergiebt. Wir dürfen die Gelegenheit
nicht versäumen, von der wir nicht wissen, wenn sie wiederkehrt, dieses Gut
in seinen Grundlagen jetzt zu erringen. Zunächst wird für dieses Ziel die
Reichstagscommission das Ihrige zu thun haben. Die öffentliche Meinung
wird ihrer Zeit das hoffentlich für die Einheit der Gerichtsverfassung günstige
Werk der Commission zu unterstützen und den Reichstag zu seiner Annahme
zu ermuthigen haben, damit die particularistische Strömung im Bundesrath
in dieser Angelegenheit von höchster Bedeutung zum Weichen gebracht
wird. —
Die Charakteristik der Verhandlungen über die beiden Ordnungen des
Strafprozesses und des Civilprozesses bei der ersten Lesung müssen dem
nächsten Briefe aufgespart bleiben, welchen die Sitzungen der nächsten Woche,
da es nicht immer so fortgehen kann mit den Verhandlungen von Gegen¬
ständen ersten Ranges, den nöthigen Raum zur Nachholung lassen werden.
e—r.
Weiljnachtsbücherschau.
Im Verlage vonAlphons Dürr in Leipzig erscheint auch dieses Jahr
eine jener wohlbekannten liebenswürdigen Weihnachtsgaben von Oscar Pietsch
(mit Reimen von Franz Bonn), die von Alt und Jung mit gleichem Be¬
hagen geschaut und gelesen werden. „Nesthäkchen" heißt Oscar Pietsch's
neuester Bildereyelus von 16 Blättern. Der Titel könnte melancholisch an¬
gelegte Naturen mit ähnlichen düstern Ahnungen erfüllen, wie sie zulässig
erscheinen, wenn Jemand seine „Gesammelten Werke" herausgiebt: dann darf
man wohl annehmen, der Mann schafft nichts mehr hinzu. Und so könnte
man denken, wenn Pietsch schon bis zum „Nesthäkchen" gekommen ist, so
wird sein Griffel nichts mehr zu thun finden, wenn das Kleinste flügge ge¬
worden und der Kinderstube den Rücken gekehrt hat. Unbegründete Furcht!
Keines dieser sechszehn Blätter sieht nach Uebermüdung oder Greisenhaftigkeit
aus. Keines ist hier etwa untergebracht, wie ungelesene Producte von Schrift¬
stellern in gesammelte Werke untergebracht werden, um damit zu räumen.
Vielmehr bekundet jedes dieser Blätter die alte Frische und Freude des Schaffens,
die Oscar Pietsch's erste Zeichnungen zu Reich man's unvergänglichen
Idyll deutschen Familienlebens „Aus unsern vier Wänden" (Leipzig
F. W. Grunow) berühmt machten.
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