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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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reichsten und schönsten in den Reise- und Lebensbildern aus dem "Silberlaut
Nevada". Hier steigt neben dem Humoristen auch der Dichter, der Schilderer
Mark Twain aus den Gipfel seiner Bedeutung, uM> deßhalb werden wir
diese Bilder im nächsten Hefte eingehender unseren Lesern vorführen.


H. B.


Dom deutschen Ueichstag.

In der sechsten Sitzung des Reichstags am 9. November stand der Reichs¬
haushalt für 1875 zur ersten Berathung. Die Verhandlung ward vom Prä¬
sidenten Delbrück mit einer Uebersicht über die Finanzlage auch des laufenden
Jahres eröffnet. Die Mittheilungen über das laufende Jahr konnten in
ziemlicher Vollständigkeit gegeben werden, weil die Budgetberathung zum ersten
Mal am Schlüsse des Berathungsjahres stattfindet. Herr Eugen Richter nahm
auch diesmal den gewohnten Platz als erster Kritiker des Reichshaushaltes
ein. Wenn wir sagen als erster Kritiker, so meinen wir zunächst, als erster
der Zeit nach. Da ein gewisser Scharfblick und eine gewisse Geläufigkeit in
der Behandlung von Finanzgegenständen Herrn Richter nicht abzusprechen
sind und da ihm andererseits eine apologetische Behandlung der Regierungs¬
vorlage allezeit höchst fern liegt, so hat sein Auftreten den Bortheil, daß
man sogleich übersieht, welche Angriffspunkte, scheinbare oder wirkliche, eine
Vorlage etwa darbietet. Bei der diesmaligen Kritik des Neichshaushaltes
hatte der finanzkundige Abgeordnete sich zwei Angriffspunkte hervorgesucht.
Er fand einmal die Angabe der Militairausgaben nicht specialisirt genug.
Er tadelte, daß die Gehälter und Löhnungen der Truppentheile nur summa¬
risch angegeben seien. Er verlangte die vollständige Mittheilung der einzelnen
Posten, aus denen bei jedem Truppentheil die Abschlußziffer sich zusammen¬
setzt. Wir müssen den Leser aufmerksam machen, daß hinter dieser Erinnerung
nicht etwa die Peinlichkeit calculatorischer Gewissenhaftigkeit oder Pedanterie
zu suchen ist, sondern eine politische Tendenz von beträchtlicher Tragweite.
Das in diesem Frühjahr vereinbarte Reichs-Militairgesetz hat für das Reichs¬
heer die Zahl und Beschaffenheit der Truppenthetle sowie der dazu gehörigen
Beamten festgestellt. Danach kann über den Betrag der Gehälter und Löh¬
nungen bei den verschiedenen Truppentheilen im Ganzen kein Zweifel sein und
die Kriegsverwaltung darf sich berechtigt halten, die Beiträge für jede Ab¬
theilung nur im Ganzen in den Haushalt aufzunehmen. Aber es ist ja selbst¬
verständlich, daß bald hier bald dort einmal eine Stelle mehr, d. h. über den


reichsten und schönsten in den Reise- und Lebensbildern aus dem „Silberlaut
Nevada". Hier steigt neben dem Humoristen auch der Dichter, der Schilderer
Mark Twain aus den Gipfel seiner Bedeutung, uM> deßhalb werden wir
diese Bilder im nächsten Hefte eingehender unseren Lesern vorführen.


H. B.


Dom deutschen Ueichstag.

In der sechsten Sitzung des Reichstags am 9. November stand der Reichs¬
haushalt für 1875 zur ersten Berathung. Die Verhandlung ward vom Prä¬
sidenten Delbrück mit einer Uebersicht über die Finanzlage auch des laufenden
Jahres eröffnet. Die Mittheilungen über das laufende Jahr konnten in
ziemlicher Vollständigkeit gegeben werden, weil die Budgetberathung zum ersten
Mal am Schlüsse des Berathungsjahres stattfindet. Herr Eugen Richter nahm
auch diesmal den gewohnten Platz als erster Kritiker des Reichshaushaltes
ein. Wenn wir sagen als erster Kritiker, so meinen wir zunächst, als erster
der Zeit nach. Da ein gewisser Scharfblick und eine gewisse Geläufigkeit in
der Behandlung von Finanzgegenständen Herrn Richter nicht abzusprechen
sind und da ihm andererseits eine apologetische Behandlung der Regierungs¬
vorlage allezeit höchst fern liegt, so hat sein Auftreten den Bortheil, daß
man sogleich übersieht, welche Angriffspunkte, scheinbare oder wirkliche, eine
Vorlage etwa darbietet. Bei der diesmaligen Kritik des Neichshaushaltes
hatte der finanzkundige Abgeordnete sich zwei Angriffspunkte hervorgesucht.
Er fand einmal die Angabe der Militairausgaben nicht specialisirt genug.
Er tadelte, daß die Gehälter und Löhnungen der Truppentheile nur summa¬
risch angegeben seien. Er verlangte die vollständige Mittheilung der einzelnen
Posten, aus denen bei jedem Truppentheil die Abschlußziffer sich zusammen¬
setzt. Wir müssen den Leser aufmerksam machen, daß hinter dieser Erinnerung
nicht etwa die Peinlichkeit calculatorischer Gewissenhaftigkeit oder Pedanterie
zu suchen ist, sondern eine politische Tendenz von beträchtlicher Tragweite.
Das in diesem Frühjahr vereinbarte Reichs-Militairgesetz hat für das Reichs¬
heer die Zahl und Beschaffenheit der Truppenthetle sowie der dazu gehörigen
Beamten festgestellt. Danach kann über den Betrag der Gehälter und Löh¬
nungen bei den verschiedenen Truppentheilen im Ganzen kein Zweifel sein und
die Kriegsverwaltung darf sich berechtigt halten, die Beiträge für jede Ab¬
theilung nur im Ganzen in den Haushalt aufzunehmen. Aber es ist ja selbst¬
verständlich, daß bald hier bald dort einmal eine Stelle mehr, d. h. über den


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[0318] reichsten und schönsten in den Reise- und Lebensbildern aus dem „Silberlaut Nevada". Hier steigt neben dem Humoristen auch der Dichter, der Schilderer Mark Twain aus den Gipfel seiner Bedeutung, uM> deßhalb werden wir diese Bilder im nächsten Hefte eingehender unseren Lesern vorführen. H. B. Dom deutschen Ueichstag. In der sechsten Sitzung des Reichstags am 9. November stand der Reichs¬ haushalt für 1875 zur ersten Berathung. Die Verhandlung ward vom Prä¬ sidenten Delbrück mit einer Uebersicht über die Finanzlage auch des laufenden Jahres eröffnet. Die Mittheilungen über das laufende Jahr konnten in ziemlicher Vollständigkeit gegeben werden, weil die Budgetberathung zum ersten Mal am Schlüsse des Berathungsjahres stattfindet. Herr Eugen Richter nahm auch diesmal den gewohnten Platz als erster Kritiker des Reichshaushaltes ein. Wenn wir sagen als erster Kritiker, so meinen wir zunächst, als erster der Zeit nach. Da ein gewisser Scharfblick und eine gewisse Geläufigkeit in der Behandlung von Finanzgegenständen Herrn Richter nicht abzusprechen sind und da ihm andererseits eine apologetische Behandlung der Regierungs¬ vorlage allezeit höchst fern liegt, so hat sein Auftreten den Bortheil, daß man sogleich übersieht, welche Angriffspunkte, scheinbare oder wirkliche, eine Vorlage etwa darbietet. Bei der diesmaligen Kritik des Neichshaushaltes hatte der finanzkundige Abgeordnete sich zwei Angriffspunkte hervorgesucht. Er fand einmal die Angabe der Militairausgaben nicht specialisirt genug. Er tadelte, daß die Gehälter und Löhnungen der Truppentheile nur summa¬ risch angegeben seien. Er verlangte die vollständige Mittheilung der einzelnen Posten, aus denen bei jedem Truppentheil die Abschlußziffer sich zusammen¬ setzt. Wir müssen den Leser aufmerksam machen, daß hinter dieser Erinnerung nicht etwa die Peinlichkeit calculatorischer Gewissenhaftigkeit oder Pedanterie zu suchen ist, sondern eine politische Tendenz von beträchtlicher Tragweite. Das in diesem Frühjahr vereinbarte Reichs-Militairgesetz hat für das Reichs¬ heer die Zahl und Beschaffenheit der Truppenthetle sowie der dazu gehörigen Beamten festgestellt. Danach kann über den Betrag der Gehälter und Löh¬ nungen bei den verschiedenen Truppentheilen im Ganzen kein Zweifel sein und die Kriegsverwaltung darf sich berechtigt halten, die Beiträge für jede Ab¬ theilung nur im Ganzen in den Haushalt aufzunehmen. Aber es ist ja selbst¬ verständlich, daß bald hier bald dort einmal eine Stelle mehr, d. h. über den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/318>, abgerufen am 28.12.2024.