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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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<Lin amerikanischer Kumorist.
(Mark Twain.)

Mark Twain ist den Lesern der Grenzboten ein alter Bekannter. Im
Sommer 1873 brachten diese Blätter unter dem Titel "Ein Besuch auf den
Sandwichsinseln" eine Reihe seiner vorzüglichen humoristischen Reiseberichte/)
Heute liegt uns die angenehme Pflicht ob, eine Auswahl seiner Schriften in
deutscher Uebersetzung bei unsern Lesern einzuführen. Es ist dieß der zweite
Band, der bei F. W. Grunow erscheinenden "Amerikanischen Humo¬
risten"**), eine Sammlung, deren ersten Band wir vor Kurzem rühmend
zu erwähnen Gelegenheit hatten.***)

So liegen denn bis jetzt aus diesem Verlage Uebersetzungen von Bret
Harte, Thomas Bailey Aldrich und Mark Twain vor, die alle den gleich
gewandten Uebersetzer verrathen. Der dritte Band der Serie "Amerikanische
Humoristen" soll die berühmte "Geschichte vom schlimmen Jungen" von Tho¬
mas Bailey Aldrich enthalten, der vierte uns mit Max Adeler's "Fern vom
Weltgetümmel" bekannt machen. Wenn diese Sammlung vollständig erschienen
ist, wird vielleicht die Gelegenheit sich bieten, diese amerikanischen Humoristen
und Dichter unter einander zu vergleichen. Für heute enthalten wir uns des
Versuchs dieser Arbeit. Mark Twain spricht so sehr für sich selbst, daß er
der Empfehlung und Charakterisirung beim Leser durchaus nicht bedarf, um
verstanden und herzlich willkommen geheißen zu werden. Es kann völlig ge¬
nügen, wenn hier gesagt wird, daß die neuesten Schriften Mark Twain's
die hier noch nicht übersetzt sind -- darauf hindeuten, daß dieser Schriftsteller
mehr und mehr die politische Satire als seine vorzüglichste Domäne cultivirt.
Sein im vorigen Jahre erschienener Roman IKs Ziläeä^L (das vergoldete Zeit¬
alter) ist die grausamste Persiflage der öffentlichen Zustände oder besser Mißstände
der Vereinigten Staaten, die sich denken läßt. Und der Erfolg, den diese kühne
That gehabt hat, dürfte den Dichter um so mehr bestimmen in seiner Spe¬
zialität fortzuarbeiten, als bekanntlich in den letzten Jahren eine sehr nach'
tige Opposition der ehrlichen Leute der Union, unter der Führung unsres
einstigen Landsmannes, des Senator Karl Schurz sich regt, um die Corruption,
die sich drüben in alle öffentlichen Verhältnisse, in die Verwaltung und Ge¬
setzgebung der Gemeinde, der Partikularstaats- und der Bundesangelegenheiten,
ja selbst in die Justiz, im weitesten Umfange eingenistet hat, aus dem Sattel





Grenzboten 1873 III. S. 26. 56. 100. 140. (Heft 27 -- 30).
--) Amerikanische Humoristen. 2. Band. Ilm Smilcy's berühmter Springfrosch und dcrgl-
wunderliche Käuze mehr. Im Silberlande Nevada von Mark Twain. Ins Deutsche über¬
tragen von Moritz V usch. Leipzig, F. W. Grunow. 1874.
"") Grenzboten 1874 , IV. S. 92,
<Lin amerikanischer Kumorist.
(Mark Twain.)

Mark Twain ist den Lesern der Grenzboten ein alter Bekannter. Im
Sommer 1873 brachten diese Blätter unter dem Titel „Ein Besuch auf den
Sandwichsinseln" eine Reihe seiner vorzüglichen humoristischen Reiseberichte/)
Heute liegt uns die angenehme Pflicht ob, eine Auswahl seiner Schriften in
deutscher Uebersetzung bei unsern Lesern einzuführen. Es ist dieß der zweite
Band, der bei F. W. Grunow erscheinenden „Amerikanischen Humo¬
risten"**), eine Sammlung, deren ersten Band wir vor Kurzem rühmend
zu erwähnen Gelegenheit hatten.***)

So liegen denn bis jetzt aus diesem Verlage Uebersetzungen von Bret
Harte, Thomas Bailey Aldrich und Mark Twain vor, die alle den gleich
gewandten Uebersetzer verrathen. Der dritte Band der Serie „Amerikanische
Humoristen" soll die berühmte „Geschichte vom schlimmen Jungen" von Tho¬
mas Bailey Aldrich enthalten, der vierte uns mit Max Adeler's „Fern vom
Weltgetümmel" bekannt machen. Wenn diese Sammlung vollständig erschienen
ist, wird vielleicht die Gelegenheit sich bieten, diese amerikanischen Humoristen
und Dichter unter einander zu vergleichen. Für heute enthalten wir uns des
Versuchs dieser Arbeit. Mark Twain spricht so sehr für sich selbst, daß er
der Empfehlung und Charakterisirung beim Leser durchaus nicht bedarf, um
verstanden und herzlich willkommen geheißen zu werden. Es kann völlig ge¬
nügen, wenn hier gesagt wird, daß die neuesten Schriften Mark Twain's
die hier noch nicht übersetzt sind — darauf hindeuten, daß dieser Schriftsteller
mehr und mehr die politische Satire als seine vorzüglichste Domäne cultivirt.
Sein im vorigen Jahre erschienener Roman IKs Ziläeä^L (das vergoldete Zeit¬
alter) ist die grausamste Persiflage der öffentlichen Zustände oder besser Mißstände
der Vereinigten Staaten, die sich denken läßt. Und der Erfolg, den diese kühne
That gehabt hat, dürfte den Dichter um so mehr bestimmen in seiner Spe¬
zialität fortzuarbeiten, als bekanntlich in den letzten Jahren eine sehr nach'
tige Opposition der ehrlichen Leute der Union, unter der Führung unsres
einstigen Landsmannes, des Senator Karl Schurz sich regt, um die Corruption,
die sich drüben in alle öffentlichen Verhältnisse, in die Verwaltung und Ge¬
setzgebung der Gemeinde, der Partikularstaats- und der Bundesangelegenheiten,
ja selbst in die Justiz, im weitesten Umfange eingenistet hat, aus dem Sattel





Grenzboten 1873 III. S. 26. 56. 100. 140. (Heft 27 — 30).
—) Amerikanische Humoristen. 2. Band. Ilm Smilcy's berühmter Springfrosch und dcrgl-
wunderliche Käuze mehr. Im Silberlande Nevada von Mark Twain. Ins Deutsche über¬
tragen von Moritz V usch. Leipzig, F. W. Grunow. 1874.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/310>, abgerufen am 28.12.2024.