Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.Gelegenheit zum Bücherbezuge mit der Post täglich darbieten- Mit Iriefe aus der Kaiserstadt. Abermals ging in der verwichenen Woche die betrübende Kunde von ') Die im vorstehenden 'Artikel entwickelten Ansichten unseres Mitarbeiters theilen wir un¬
verändert mit, ohne sie uns damit anzueignen. Die Umwälzung, welche möglicherweise durch Ausführung dieser Ideen in den gesnmmten Verhältnissen des deutschen Buchhandels herbei¬ geführt würde, l'önnte nicht blos für die zunächst betheiligten Kreise, sondern auch für die Post, Dimensionen annehmen und Consequenzen herbeiführen, die dermalen kaum zu übersehen und berechnen sein dürften, namentlich durch Einführung des nahezu monopolistischen Büchcr- vcrtriebes durch den Staat vermittelst der Post. Da diese Folgen einer solchen Maßregel aber sicherlich nicht zeitig genug discutirt werden tonnen, falls die Andeutungen unsres Mit. arbciters irgendwie auf eine an maßgebender Stelle gehegte Absicht eines derartigen Planes hinweisen sollten, so hielten wir es für angemessen, diese Ansichten zu Worte kommen zulassen. Die Red. der Grenzboten. Gelegenheit zum Bücherbezuge mit der Post täglich darbieten- Mit Iriefe aus der Kaiserstadt. Abermals ging in der verwichenen Woche die betrübende Kunde von ') Die im vorstehenden 'Artikel entwickelten Ansichten unseres Mitarbeiters theilen wir un¬
verändert mit, ohne sie uns damit anzueignen. Die Umwälzung, welche möglicherweise durch Ausführung dieser Ideen in den gesnmmten Verhältnissen des deutschen Buchhandels herbei¬ geführt würde, l'önnte nicht blos für die zunächst betheiligten Kreise, sondern auch für die Post, Dimensionen annehmen und Consequenzen herbeiführen, die dermalen kaum zu übersehen und berechnen sein dürften, namentlich durch Einführung des nahezu monopolistischen Büchcr- vcrtriebes durch den Staat vermittelst der Post. Da diese Folgen einer solchen Maßregel aber sicherlich nicht zeitig genug discutirt werden tonnen, falls die Andeutungen unsres Mit. arbciters irgendwie auf eine an maßgebender Stelle gehegte Absicht eines derartigen Planes hinweisen sollten, so hielten wir es für angemessen, diese Ansichten zu Worte kommen zulassen. Die Red. der Grenzboten. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0441" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131085"/> <p xml:id="ID_1260" prev="#ID_1259"> Gelegenheit zum Bücherbezuge mit der Post täglich darbieten- Mit<lb/> einer solchen Organisation könnte die Reichspost in der That der Nation<lb/> einen großartigen Dienst leisten; denn die Ausbreitung der Bildung würde<lb/> einen mächtigen Impuls, zugleich aber auch das literarische Verkehrswesen<lb/> eine bedeutsame Förderung erhalten. Muß die Rücksicht auf das allgemeine<lb/> Beste immer der vorwiegende Gesichtspunkt für so umfassende Ziele sein, so<lb/> würde doch daneben auch das Interesse des buchhändlerischen Verkehrs ent¬<lb/> sprechende Würdigung erfahren. Denn der Verleger z. B. hätte bei dieser<lb/> Posteinrichtung die besten Chancen für vergrößerten Absatz seiner Verlags¬<lb/> objecte, da ihm außer 3700 Sortiments-! noch 8000 Post-Buchhandlungen zur<lb/> Verfügung gestellt werden; er würde lediglich mit der Postanst alt an<lb/> seinem Wohnorte in Verbindung treten, an dieselbe liefern und von dieser<lb/> auch die Geldbeträge für abgesetzte Bücher empfangen. Dem nach wie vor<lb/> unentbehrlichen Sortimenter aber wird für den Bezug seiner Bücher die be¬<lb/> queme Gelegenheit der Postlieferung eröffnet; er würde künftig seine Bücher<lb/> „zur Ansicht" jedenfalls schneller erhalten und erpediren, als auf dem<lb/> bisher üblichen, mit Zeitverlust verknüpften Wege; auch für diese wichtige<lb/> Branche des deutschen Buchhandels wäre daher eine solche Organisation nur<lb/> nutzbringend. Wenn Publikum und Buchhändler gewinnen, so erscheint<lb/> diese Idee wohl der Erwägung und Verwirklichung werth zu sein. Unseres<lb/> Erachtens würde auf solche Weise der Wunsch des Herrn Verfassers im<lb/> „Magazin" in Erfüllung gehen, daß durch die Verbesserung und Erweiterung<lb/> der Verkehrsanstalten des Reichs auch der „lebendige Organismus" des<lb/> deutschen Buchhandels zum Segen der Nation an Kraft und Wirksamkeit<lb/><note type="byline"> G. T.</note> gewinnen möge.*) </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Iriefe aus der Kaiserstadt.</head><lb/> <p xml:id="ID_1261" next="#ID_1262"> Abermals ging in der verwichenen Woche die betrübende Kunde von<lb/> einer erneuten Erkrankung des Kaisers durch die Stadt. Nach allen Arten-</p><lb/> <note xml:id="FID_124" place="foot"> ') Die im vorstehenden 'Artikel entwickelten Ansichten unseres Mitarbeiters theilen wir un¬<lb/> verändert mit, ohne sie uns damit anzueignen. Die Umwälzung, welche möglicherweise durch<lb/> Ausführung dieser Ideen in den gesnmmten Verhältnissen des deutschen Buchhandels herbei¬<lb/> geführt würde, l'önnte nicht blos für die zunächst betheiligten Kreise, sondern auch für die<lb/> Post, Dimensionen annehmen und Consequenzen herbeiführen, die dermalen kaum zu übersehen<lb/> und berechnen sein dürften, namentlich durch Einführung des nahezu monopolistischen Büchcr-<lb/> vcrtriebes durch den Staat vermittelst der Post. Da diese Folgen einer solchen Maßregel<lb/> aber sicherlich nicht zeitig genug discutirt werden tonnen, falls die Andeutungen unsres Mit.<lb/> arbciters irgendwie auf eine an maßgebender Stelle gehegte Absicht eines derartigen Planes<lb/> hinweisen sollten, so hielten wir es für angemessen, diese Ansichten zu Worte kommen zulassen.<lb/><note type="byline"> Die Red. der Grenzboten.</note></note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0441]
Gelegenheit zum Bücherbezuge mit der Post täglich darbieten- Mit
einer solchen Organisation könnte die Reichspost in der That der Nation
einen großartigen Dienst leisten; denn die Ausbreitung der Bildung würde
einen mächtigen Impuls, zugleich aber auch das literarische Verkehrswesen
eine bedeutsame Förderung erhalten. Muß die Rücksicht auf das allgemeine
Beste immer der vorwiegende Gesichtspunkt für so umfassende Ziele sein, so
würde doch daneben auch das Interesse des buchhändlerischen Verkehrs ent¬
sprechende Würdigung erfahren. Denn der Verleger z. B. hätte bei dieser
Posteinrichtung die besten Chancen für vergrößerten Absatz seiner Verlags¬
objecte, da ihm außer 3700 Sortiments-! noch 8000 Post-Buchhandlungen zur
Verfügung gestellt werden; er würde lediglich mit der Postanst alt an
seinem Wohnorte in Verbindung treten, an dieselbe liefern und von dieser
auch die Geldbeträge für abgesetzte Bücher empfangen. Dem nach wie vor
unentbehrlichen Sortimenter aber wird für den Bezug seiner Bücher die be¬
queme Gelegenheit der Postlieferung eröffnet; er würde künftig seine Bücher
„zur Ansicht" jedenfalls schneller erhalten und erpediren, als auf dem
bisher üblichen, mit Zeitverlust verknüpften Wege; auch für diese wichtige
Branche des deutschen Buchhandels wäre daher eine solche Organisation nur
nutzbringend. Wenn Publikum und Buchhändler gewinnen, so erscheint
diese Idee wohl der Erwägung und Verwirklichung werth zu sein. Unseres
Erachtens würde auf solche Weise der Wunsch des Herrn Verfassers im
„Magazin" in Erfüllung gehen, daß durch die Verbesserung und Erweiterung
der Verkehrsanstalten des Reichs auch der „lebendige Organismus" des
deutschen Buchhandels zum Segen der Nation an Kraft und Wirksamkeit
G. T. gewinnen möge.*)
Iriefe aus der Kaiserstadt.
Abermals ging in der verwichenen Woche die betrübende Kunde von
einer erneuten Erkrankung des Kaisers durch die Stadt. Nach allen Arten-
') Die im vorstehenden 'Artikel entwickelten Ansichten unseres Mitarbeiters theilen wir un¬
verändert mit, ohne sie uns damit anzueignen. Die Umwälzung, welche möglicherweise durch
Ausführung dieser Ideen in den gesnmmten Verhältnissen des deutschen Buchhandels herbei¬
geführt würde, l'önnte nicht blos für die zunächst betheiligten Kreise, sondern auch für die
Post, Dimensionen annehmen und Consequenzen herbeiführen, die dermalen kaum zu übersehen
und berechnen sein dürften, namentlich durch Einführung des nahezu monopolistischen Büchcr-
vcrtriebes durch den Staat vermittelst der Post. Da diese Folgen einer solchen Maßregel
aber sicherlich nicht zeitig genug discutirt werden tonnen, falls die Andeutungen unsres Mit.
arbciters irgendwie auf eine an maßgebender Stelle gehegte Absicht eines derartigen Planes
hinweisen sollten, so hielten wir es für angemessen, diese Ansichten zu Worte kommen zulassen.
Die Red. der Grenzboten.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |