Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.sachverständigen Leuten vorbereiten sollte? Es ist gewiß, daß die Eisenacher Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln. Von Jos. Kamp. III. Da die gewöhnlichen Strafen nicht ausreichten, um den Fluchtversuchen sachverständigen Leuten vorbereiten sollte? Es ist gewiß, daß die Eisenacher Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln. Von Jos. Kamp. III. Da die gewöhnlichen Strafen nicht ausreichten, um den Fluchtversuchen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0484" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193287"/> <p xml:id="ID_1603" prev="#ID_1602"> sachverständigen Leuten vorbereiten sollte? Es ist gewiß, daß die Eisenacher<lb/> auf diese Art ein recht schätzbares Material über einige schwebende sociale<lb/> Fragen zu Tage gefördert haben. Aber theils erscheint es noch fraglich, wie<lb/> lange ihnen für diese Art von Enqueten die rechten Auskunftspersonen be¬<lb/> reitwillig zur Verfügung stehen werden, da gerade Männer ihres Schlages<lb/> um die selbständige Verwendung ihrer Zeit und der Kräfte ihres Nachdenkens<lb/> und Beobachters nicht verlegen zu sein pflegen; sodann aber ist bestellte Stu-<lb/> dirstuben-Arbeit doch auch eigentlich nicht die Vorbereitung, deren ein Volks-<lb/> wirthsschaftlicher Congreß vorzugsweise bedarf. Etwas ganz anders wäre es,<lb/> wenn seine Zweigvereine sich erhalten hätten, und regelmäßig vorab die Punkte<lb/> seiner Tagesordnung durchsprachen. Allein mit dem nationalpolitischen Um¬<lb/> schwung ist diesen Gebilden anscheinend überall der Athem ausgegangen. Die<lb/> gewaltige Veränderung in der Regierungssphäre hat die praktischen Ziele so<lb/> nahe gerückt, daß es verhältnißmäßig unlohnend geworden ist, nur auf dem<lb/> Umwege des Stimmungmachens sich ihnen zu nähern, statt in unmittelbarer<lb/> gradliniger Bewegung. Daher meinen wir doch, der ältere Congreß thue am<lb/> besten, bei seiner Manier zu bleiben, und in der Methode des jüngern Neben¬<lb/> buhlers lediglich eine Aufforderung an seine Träger zu sehen, daß sie<lb/> es mit der Vorbereitung auf die Congreß-Debatten stets so ernst wie mög¬<lb/> lich nehmen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln.<lb/><note type="byline"> Von Jos. Kamp.</note></head><lb/> <div n="2"> <head> III.</head><lb/> <p xml:id="ID_1604" next="#ID_1605"> Da die gewöhnlichen Strafen nicht ausreichten, um den Fluchtversuchen<lb/> vorzubeugen, so ließ das Gouvernement schließlich alle eingebrachten Flücht¬<lb/> linge in ein dazu eingeräumtes Fort sperren, wo sie bis zu ihrer Entlassung<lb/> saßen. Dort hatten sie täglich auf einige Stunden Bewegung in der freien<lb/> Luft, wurden aber für die übrige Zeit eingeschlossen. Im Allgemeinen ist<lb/> die Thatsache zu constatiren, daß die Disciplin bei den kriegsgefangenen<lb/> Mannschaften in den Depots rasch hergestellt wurde, und daß bedeutende,<lb/> meist nur in der Trunkenheit verübte Excesse nicht in ungewöhnlicher Zahl<lb/> vorkamen. Delegirte von internationalen Vereinen, welche die Depots und<lb/> Lazarethe besuchten, sprechen sich erstaunt über die in denselben herrschende<lb/> Ordnung und Disciplin aus, welche bei den Franzosen zu erreichen sie nicht<lb/> für möglich gehalten hatten. Letztere haben in der That, was militärische<lb/> Zucht und Ordnung betrifft, in den deutschen Winterquartieren eine gute</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0484]
sachverständigen Leuten vorbereiten sollte? Es ist gewiß, daß die Eisenacher
auf diese Art ein recht schätzbares Material über einige schwebende sociale
Fragen zu Tage gefördert haben. Aber theils erscheint es noch fraglich, wie
lange ihnen für diese Art von Enqueten die rechten Auskunftspersonen be¬
reitwillig zur Verfügung stehen werden, da gerade Männer ihres Schlages
um die selbständige Verwendung ihrer Zeit und der Kräfte ihres Nachdenkens
und Beobachters nicht verlegen zu sein pflegen; sodann aber ist bestellte Stu-
dirstuben-Arbeit doch auch eigentlich nicht die Vorbereitung, deren ein Volks-
wirthsschaftlicher Congreß vorzugsweise bedarf. Etwas ganz anders wäre es,
wenn seine Zweigvereine sich erhalten hätten, und regelmäßig vorab die Punkte
seiner Tagesordnung durchsprachen. Allein mit dem nationalpolitischen Um¬
schwung ist diesen Gebilden anscheinend überall der Athem ausgegangen. Die
gewaltige Veränderung in der Regierungssphäre hat die praktischen Ziele so
nahe gerückt, daß es verhältnißmäßig unlohnend geworden ist, nur auf dem
Umwege des Stimmungmachens sich ihnen zu nähern, statt in unmittelbarer
gradliniger Bewegung. Daher meinen wir doch, der ältere Congreß thue am
besten, bei seiner Manier zu bleiben, und in der Methode des jüngern Neben¬
buhlers lediglich eine Aufforderung an seine Träger zu sehen, daß sie
es mit der Vorbereitung auf die Congreß-Debatten stets so ernst wie mög¬
lich nehmen.
Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln.
Von Jos. Kamp.
III.
Da die gewöhnlichen Strafen nicht ausreichten, um den Fluchtversuchen
vorzubeugen, so ließ das Gouvernement schließlich alle eingebrachten Flücht¬
linge in ein dazu eingeräumtes Fort sperren, wo sie bis zu ihrer Entlassung
saßen. Dort hatten sie täglich auf einige Stunden Bewegung in der freien
Luft, wurden aber für die übrige Zeit eingeschlossen. Im Allgemeinen ist
die Thatsache zu constatiren, daß die Disciplin bei den kriegsgefangenen
Mannschaften in den Depots rasch hergestellt wurde, und daß bedeutende,
meist nur in der Trunkenheit verübte Excesse nicht in ungewöhnlicher Zahl
vorkamen. Delegirte von internationalen Vereinen, welche die Depots und
Lazarethe besuchten, sprechen sich erstaunt über die in denselben herrschende
Ordnung und Disciplin aus, welche bei den Franzosen zu erreichen sie nicht
für möglich gehalten hatten. Letztere haben in der That, was militärische
Zucht und Ordnung betrifft, in den deutschen Winterquartieren eine gute
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