Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.hinsichtlich der reichsländischen Gesetzgebung zugestanden worden ist, Mit entschiedenem Beifall ist die Ablehnung jener Bestimmung zu be¬ Mit Juli beginnt diese Zeitschrift ein neues Halbjahr, Verantwortlicher Redakteur: Dr, Haus Blum. Verlag von F. L. Hervig. -- Druck von Hiithel K Segler in Leipzig. hinsichtlich der reichsländischen Gesetzgebung zugestanden worden ist, Mit entschiedenem Beifall ist die Ablehnung jener Bestimmung zu be¬ Mit Juli beginnt diese Zeitschrift ein neues Halbjahr, Verantwortlicher Redakteur: Dr, Haus Blum. Verlag von F. L. Hervig. — Druck von Hiithel K Segler in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0048" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192851"/> <p xml:id="ID_124" prev="#ID_123"> hinsichtlich der reichsländischen Gesetzgebung zugestanden worden ist,<lb/> als eine Fortsetzung der Dictatur. Mit ganz demselben Namen aber<lb/> hätten sie es belegt, wenn diese Befugniß versagt und der Erlaß jedes ein¬<lb/> zelnen Gesetzes an' die voraufgegangene Zustimmung des Reichstags gebunden<lb/> worden wäre; alle die einschmeichelnden Bemühungen der Ultramontanen in<lb/> dieser Richtung waren verlorene Liebesmühe. Nur die Uebertragung der Par¬<lb/> tikulargesetzgebung an eine elsaß-lothringische Landesvertretung wird in den<lb/> Augen der reichsländischen Bevölkerung dem Zustande der Dictatur ein Ende<lb/> bereiten. Desto erfreulicher, daß diese Eventualität von der Neichsregierung<lb/> unzweifelhaft in's Auge gefaßt ist, daß es wenigstens gelegentlich jener De¬<lb/> batten von ihr ausdrücklich hervorgehoben wurde, wie sie die Neichscompetenz<lb/> in der elsaß- lothringischen Landesgesetzgedung nur als ein je eher je lieber<lb/> zu beseitigendes Provisorium betrachte. Daß man sich über die Art und<lb/> Weise des Definitivums in Berlin heute noch nicht klar sein kann, ist für<lb/> jeden billig Denkenden selbstverständlich. Eine Möglichkeit der Gestaltung<lb/> desselben aber, nämlich das von Miquel erwähnte Aufgehen Elsaß Lothringens<lb/> in einen andern deutschen Staat, ist angesichts der heute vorliegenden<lb/> Wahlresultate von vornherein auszuschließen. Die von Bismarck aufgestellte<lb/> Maxime, an das Provinzialgefühl der Elsässer anzuknüpfen, hat gute Früchte<lb/> getragen; nolens voIenZ wird man auf dieser partikularistischen Basis wei-<lb/> terbauen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_125"> Mit entschiedenem Beifall ist die Ablehnung jener Bestimmung zu be¬<lb/> grüßen, nach welcher die nicht ausgewanderten Optanten auch von der Be¬<lb/> rechtigung zur Theilnahme an den Reichstagswahlen bis zur offiziellen Zu¬<lb/> rücknahme ihrer Optionserklärung ausgeschlossen bleiben sollten. Dieselben<lb/> Gründe, welche Petersen gegen sie ins Feld führte, haben wir seinerzeit gegen<lb/> die obenerwähnte gleichlautende Vorschrift des Gesetzes vom 24. Januar gel¬<lb/> tend gemacht. Mag immerhin damals die Maßregel wegen der vielfach noch<lb/> ungeklärten Optionsverhältnisse ein nothwendiges Uebel gewesen sein, im<lb/> März des nächsten Jahres könnte sie nur als eine gouvernementale Rancüne<lb/> gegen die Scheinvptanten ausgelegt werden. Freilich geht mit der Beseitigung<lb/> dieser Bestimmung die Möglichkeit verloren, aus dem gegenwärtigen Wahl¬<lb/> resultat auf den Ausfall der ersten Neichstagswahlen zu schließen; denn in<lb/> ihnen werden diejenigen, welche bis jetzt ihre Option nicht zurückgenommen<lb/> haben, als neues und wahrscheinlich vorwiegend der Opposition zu gute<lb/> kommendes Element auftreten. Dasselbe würde sich nur dann annähernd in<lb/> Rechnung bringen lassen, wenn eine amtliche Zusammenstellung der Options¬<lb/> zurückziehungen vorläge. Jedenfalls aber wird der Wahlkampf im nächsten<lb/> Frühjahr nicht so leicht ausgefochten werden, wie es eben geschehen. Umso-<lb/> mehr wird es alsdann Pflicht der eingewanderten Deutschen sein sich besser<lb/><note type="byline"> ,X-</note> zu rühren, als sie es diesmal gethan. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Mit Juli beginnt diese Zeitschrift ein neues Halbjahr,<lb/> welches durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und<lb/> Auslandes zu beziehen ist.<lb/> Leipzig, im Juni Z873.Die Verlagshandlung</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redakteur: Dr, Haus Blum.<lb/> Verlag von F. L. Hervig. — Druck von Hiithel K Segler in Leipzig.</note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
hinsichtlich der reichsländischen Gesetzgebung zugestanden worden ist,
als eine Fortsetzung der Dictatur. Mit ganz demselben Namen aber
hätten sie es belegt, wenn diese Befugniß versagt und der Erlaß jedes ein¬
zelnen Gesetzes an' die voraufgegangene Zustimmung des Reichstags gebunden
worden wäre; alle die einschmeichelnden Bemühungen der Ultramontanen in
dieser Richtung waren verlorene Liebesmühe. Nur die Uebertragung der Par¬
tikulargesetzgebung an eine elsaß-lothringische Landesvertretung wird in den
Augen der reichsländischen Bevölkerung dem Zustande der Dictatur ein Ende
bereiten. Desto erfreulicher, daß diese Eventualität von der Neichsregierung
unzweifelhaft in's Auge gefaßt ist, daß es wenigstens gelegentlich jener De¬
batten von ihr ausdrücklich hervorgehoben wurde, wie sie die Neichscompetenz
in der elsaß- lothringischen Landesgesetzgedung nur als ein je eher je lieber
zu beseitigendes Provisorium betrachte. Daß man sich über die Art und
Weise des Definitivums in Berlin heute noch nicht klar sein kann, ist für
jeden billig Denkenden selbstverständlich. Eine Möglichkeit der Gestaltung
desselben aber, nämlich das von Miquel erwähnte Aufgehen Elsaß Lothringens
in einen andern deutschen Staat, ist angesichts der heute vorliegenden
Wahlresultate von vornherein auszuschließen. Die von Bismarck aufgestellte
Maxime, an das Provinzialgefühl der Elsässer anzuknüpfen, hat gute Früchte
getragen; nolens voIenZ wird man auf dieser partikularistischen Basis wei-
terbauen müssen.
Mit entschiedenem Beifall ist die Ablehnung jener Bestimmung zu be¬
grüßen, nach welcher die nicht ausgewanderten Optanten auch von der Be¬
rechtigung zur Theilnahme an den Reichstagswahlen bis zur offiziellen Zu¬
rücknahme ihrer Optionserklärung ausgeschlossen bleiben sollten. Dieselben
Gründe, welche Petersen gegen sie ins Feld führte, haben wir seinerzeit gegen
die obenerwähnte gleichlautende Vorschrift des Gesetzes vom 24. Januar gel¬
tend gemacht. Mag immerhin damals die Maßregel wegen der vielfach noch
ungeklärten Optionsverhältnisse ein nothwendiges Uebel gewesen sein, im
März des nächsten Jahres könnte sie nur als eine gouvernementale Rancüne
gegen die Scheinvptanten ausgelegt werden. Freilich geht mit der Beseitigung
dieser Bestimmung die Möglichkeit verloren, aus dem gegenwärtigen Wahl¬
resultat auf den Ausfall der ersten Neichstagswahlen zu schließen; denn in
ihnen werden diejenigen, welche bis jetzt ihre Option nicht zurückgenommen
haben, als neues und wahrscheinlich vorwiegend der Opposition zu gute
kommendes Element auftreten. Dasselbe würde sich nur dann annähernd in
Rechnung bringen lassen, wenn eine amtliche Zusammenstellung der Options¬
zurückziehungen vorläge. Jedenfalls aber wird der Wahlkampf im nächsten
Frühjahr nicht so leicht ausgefochten werden, wie es eben geschehen. Umso-
mehr wird es alsdann Pflicht der eingewanderten Deutschen sein sich besser
,X- zu rühren, als sie es diesmal gethan.
Mit Juli beginnt diese Zeitschrift ein neues Halbjahr,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter des In- und
Auslandes zu beziehen ist.
Leipzig, im Juni Z873.Die Verlagshandlung
Verantwortlicher Redakteur: Dr, Haus Blum.
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