Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Partei Sachsens über die Aufgaben der letzteren bei dem bevorstehenden neuen
Damit aber die liberale Partei im sächsischen Landtage dies könne, ist Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln. ii. Sehr nahe liegt die Frage: Was trieben die Gefangenen denn eigent¬ Partei Sachsens über die Aufgaben der letzteren bei dem bevorstehenden neuen
Damit aber die liberale Partei im sächsischen Landtage dies könne, ist Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln. ii. Sehr nahe liegt die Frage: Was trieben die Gefangenen denn eigent¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0446" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193249"/> <p xml:id="ID_1503" prev="#ID_1502"> Partei Sachsens über die Aufgaben der letzteren bei dem bevorstehenden neuen<lb/> Landtage. Diese Aufgaben sind weniger dankbar, als die des vorigen, wo es<lb/> galt, angebahnte nützliche Reformen im Staatsleben durchführen zu helfen,<lb/> oder selbst des vorvorigen, wo eine solche Anbahnung in der Form von An¬<lb/> trägen stattfand. Einer lebens- und thatkräftigen Partei wird allemal ein<lb/> positives Schaffen lieber sein, als ein blos negatives Opponiren. Allein auch<lb/> die minder dankbare und angenehme Aufgabe darf nicht abgelehnt werden,<lb/> wo die Pflicht für Volk und Vaterland sie gebeut, und man darf zu den<lb/> liberalen sächsischen Abgeordneten das Zutrauen hegen, daß sie diese Pflicht<lb/> jederzeit und unter allen Verhältnissen voll und ganz erfüllen werden, gleich¬<lb/> viel ob angenehm oder nicht. Sie werden eingedenk sein jener trefflichen<lb/> Worte unseres verewigten Uhland, die dieser durch sein eigenes tapferes Bei¬<lb/> spiel bekräftigt hat:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l> „Jetzt währet Männer Eure Würde.<lb/> Steht auf zu männlichem Bescheid,<lb/> Damit Ihr nicht dem Land zur Bürde,<lb/> Dem Ausland zum Gelächter seid!"</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1504"> Damit aber die liberale Partei im sächsischen Landtage dies könne, ist<lb/> Eines durchaus unerläßlich: das sächsische Volk, soweit es frei- und deutsch-<lb/> gesinnt ist, soweit es kräftig vorwärts strebt und von Stillstand und Rück¬<lb/> schritt nichts wissen will, muß zu seinen Vertretern in der Kammer fest und<lb/> treu stehen, wie diese zu ihm. Ob dies der Fall ist, wird der Ausfall der<lb/> in diesen Tagen stattfindenden Wahlen zeigen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln.<lb/> ii.</head><lb/> <p xml:id="ID_1505" next="#ID_1506"> Sehr nahe liegt die Frage: Was trieben die Gefangenen denn eigent¬<lb/> lich den ganzen Tag über? Vielfach wurden sie zu Arbeiten in den Festungs¬<lb/> werken, den Magazinen und Laboratorien herangezogen; die meiste Zeit wa¬<lb/> ren sie jedoch einem wenig beneidenswerten Stillleben überlassen. Hier wu߬<lb/> ten sie sich aber zu helfen, um die Zeit möglichst leidlich todt zu schlagen.<lb/> In hervorragender Weise war dies in dem unter den Kanonen der Deutzer<lb/> Forts gelegenen Lager Gremberg zu beobachten. Dieses Lager mit seinen lan¬<lb/> gen Barakenstraßen, seinen breiten Boulevards, die ihre französischen Benen¬<lb/> nungen hatten, mit seinen breiten Plätzen. Magazinen, Verwaltungs¬<lb/> gebäuden, Wirthshäusern, eine vollständige Militärstadt, brachte das fran¬<lb/> zösische Lagerleben zu seiner vollen Entfaltung, nur mit dem Unter¬<lb/> schied, daß hier nicht exercirt wurde, und daß eine dichte Postenkette<lb/> von preußischen Landwehrleuten das Ganze umsäumte. Während die Turkos,<lb/> mit »verschlagenen Beinen sitzend, halbe Tage lang dahinbrüteten. Schnitzler<lb/> die Franzosen sich aus einem irgendwo gestohlenen Balkenstücke Kegelspiele<lb/> mitsammt den Kugeln, so daß die Kegelbahnen bald nicht mehr zu zählen waren.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0446]
Partei Sachsens über die Aufgaben der letzteren bei dem bevorstehenden neuen
Landtage. Diese Aufgaben sind weniger dankbar, als die des vorigen, wo es
galt, angebahnte nützliche Reformen im Staatsleben durchführen zu helfen,
oder selbst des vorvorigen, wo eine solche Anbahnung in der Form von An¬
trägen stattfand. Einer lebens- und thatkräftigen Partei wird allemal ein
positives Schaffen lieber sein, als ein blos negatives Opponiren. Allein auch
die minder dankbare und angenehme Aufgabe darf nicht abgelehnt werden,
wo die Pflicht für Volk und Vaterland sie gebeut, und man darf zu den
liberalen sächsischen Abgeordneten das Zutrauen hegen, daß sie diese Pflicht
jederzeit und unter allen Verhältnissen voll und ganz erfüllen werden, gleich¬
viel ob angenehm oder nicht. Sie werden eingedenk sein jener trefflichen
Worte unseres verewigten Uhland, die dieser durch sein eigenes tapferes Bei¬
spiel bekräftigt hat:
„Jetzt währet Männer Eure Würde.
Steht auf zu männlichem Bescheid,
Damit Ihr nicht dem Land zur Bürde,
Dem Ausland zum Gelächter seid!"
Damit aber die liberale Partei im sächsischen Landtage dies könne, ist
Eines durchaus unerläßlich: das sächsische Volk, soweit es frei- und deutsch-
gesinnt ist, soweit es kräftig vorwärts strebt und von Stillstand und Rück¬
schritt nichts wissen will, muß zu seinen Vertretern in der Kammer fest und
treu stehen, wie diese zu ihm. Ob dies der Fall ist, wird der Ausfall der
in diesen Tagen stattfindenden Wahlen zeigen.
Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln.
ii.
Sehr nahe liegt die Frage: Was trieben die Gefangenen denn eigent¬
lich den ganzen Tag über? Vielfach wurden sie zu Arbeiten in den Festungs¬
werken, den Magazinen und Laboratorien herangezogen; die meiste Zeit wa¬
ren sie jedoch einem wenig beneidenswerten Stillleben überlassen. Hier wu߬
ten sie sich aber zu helfen, um die Zeit möglichst leidlich todt zu schlagen.
In hervorragender Weise war dies in dem unter den Kanonen der Deutzer
Forts gelegenen Lager Gremberg zu beobachten. Dieses Lager mit seinen lan¬
gen Barakenstraßen, seinen breiten Boulevards, die ihre französischen Benen¬
nungen hatten, mit seinen breiten Plätzen. Magazinen, Verwaltungs¬
gebäuden, Wirthshäusern, eine vollständige Militärstadt, brachte das fran¬
zösische Lagerleben zu seiner vollen Entfaltung, nur mit dem Unter¬
schied, daß hier nicht exercirt wurde, und daß eine dichte Postenkette
von preußischen Landwehrleuten das Ganze umsäumte. Während die Turkos,
mit »verschlagenen Beinen sitzend, halbe Tage lang dahinbrüteten. Schnitzler
die Franzosen sich aus einem irgendwo gestohlenen Balkenstücke Kegelspiele
mitsammt den Kugeln, so daß die Kegelbahnen bald nicht mehr zu zählen waren.
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