Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Nordostseekanal für uns zu theuer ist, unsere ganze Flottenanlage ein be¬ Am 24. Juni wurde die Aenderung des Zolltarifs, deren wesentlicher Am 25. Juni ward der Reichstag geschlossen. An demselben Tag ver¬ Möge nun der Reichstag im Herbst die Kraft und den Willen mitbrin¬ Aus dem Aeichslande. So wäre nun denn der erste Schritt zur Wiederbelebung der politischen Nordostseekanal für uns zu theuer ist, unsere ganze Flottenanlage ein be¬ Am 24. Juni wurde die Aenderung des Zolltarifs, deren wesentlicher Am 25. Juni ward der Reichstag geschlossen. An demselben Tag ver¬ Möge nun der Reichstag im Herbst die Kraft und den Willen mitbrin¬ Aus dem Aeichslande. So wäre nun denn der erste Schritt zur Wiederbelebung der politischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0043" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192846"/> <p xml:id="ID_111" prev="#ID_110"> Nordostseekanal für uns zu theuer ist, unsere ganze Flottenanlage ein be¬<lb/> scheidenes Maß innehalten sehen oder, was finanziell dieselbe Wirkung haben<lb/> würde, ein langsames Tempo.</p><lb/> <p xml:id="ID_112"> Am 24. Juni wurde die Aenderung des Zolltarifs, deren wesentlicher<lb/> Gegenstand die Eisenzölle sind, in dritter Lesung festgestellt. Die Regierung<lb/> hatte die Eisenzölle vom 1. Oetober 1873 ab aufheben wollen. Der Reichs-<lb/> tag hatte bei der zweiten Lesung zu Gunsten der Fabrikanten von Eisen¬<lb/> waaren ein Compromiß angenommen, wonach mit dem 1. October 1873 die<lb/> völlige Befreiung vom Eingangszoll nur für das Rohmaterial und Seeschiffe<lb/> eintreten sollte, die Eisenwaaren sollten im Eingangszoll einstweilen nur er¬<lb/> mäßigt und erst vom Jahre 1877 an vom Zoll völlig befreit werden. Dieses<lb/> Compromiß ist in der dritten Lesung bestätigt worden, obwohl die Freihänd¬<lb/> ler den Versuch machten, aus die Regierungsvorlage zurückzukommen, wäh¬<lb/> rend das Entgegengesetzte, die einfache Aufrechthaltung der Eisenzölle diesmal<lb/> von den Schutzzöllnern nicht mehr versucht wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_113"> Am 25. Juni ward der Reichstag geschlossen. An demselben Tag ver¬<lb/> kündete die „Provinzial - Correspondenz", daß die dritte Session des ersten<lb/> Reichstags nicht die letzte sein, sondern daß noch in diesem Jahr eine Herbst¬<lb/> session stattfinden wird. Das Mandat des ersten Reichstags dauert bekannt¬<lb/> lich bis zum März 1874. Die Krone unter den Arbeiten der ersten Session<lb/> ist das Münzgesetz, alsdann folgt im Werth die Stiftung des Reichsinva¬<lb/> lidenfonds. Die Wohnungsgeldzuschüsse für die Beamten des Reichsdienstes<lb/> in Civil und Militär werden den Betreffenden sehr willkommen sein, nicht<lb/> Minder die Verbesserung der Lage der Unterofficiere. Die Bewilligung für<lb/> den Umbau der deutschen Festungen war ein nothwendiger Akt großer Vor¬<lb/> sorge.</p><lb/> <p xml:id="ID_114"> Möge nun der Reichstag im Herbst die Kraft und den Willen mitbrin¬<lb/> gen zur Erledigung der drei diesmal rückständig gebliebenen Aufgaben ersten<lb/> Ranges, des Heergesetzes, des Bankgesetzes und des Papiergeldgesetzes. Den<lb/> Rückstand der beiden letzteren Aufgaben haben die Bundesregierungen, den<lb/><note type="byline"> — r.</note> der ersten Aufgabe hat der Reichstag verschuldet. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem Aeichslande.</head><lb/> <p xml:id="ID_115" next="#ID_116"> So wäre nun denn der erste Schritt zur Wiederbelebung der politischen<lb/> Selbstthätigkeit des Landes, oder, wie Andere es warnend genannt haben,<lb/> der „Sprung ins Finstere" geschehen, und die Regierung, die ihn gethan,<lb/> wird ihn nicht zu bereuen haben. In mehr als einer Beziehung haben die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
Nordostseekanal für uns zu theuer ist, unsere ganze Flottenanlage ein be¬
scheidenes Maß innehalten sehen oder, was finanziell dieselbe Wirkung haben
würde, ein langsames Tempo.
Am 24. Juni wurde die Aenderung des Zolltarifs, deren wesentlicher
Gegenstand die Eisenzölle sind, in dritter Lesung festgestellt. Die Regierung
hatte die Eisenzölle vom 1. Oetober 1873 ab aufheben wollen. Der Reichs-
tag hatte bei der zweiten Lesung zu Gunsten der Fabrikanten von Eisen¬
waaren ein Compromiß angenommen, wonach mit dem 1. October 1873 die
völlige Befreiung vom Eingangszoll nur für das Rohmaterial und Seeschiffe
eintreten sollte, die Eisenwaaren sollten im Eingangszoll einstweilen nur er¬
mäßigt und erst vom Jahre 1877 an vom Zoll völlig befreit werden. Dieses
Compromiß ist in der dritten Lesung bestätigt worden, obwohl die Freihänd¬
ler den Versuch machten, aus die Regierungsvorlage zurückzukommen, wäh¬
rend das Entgegengesetzte, die einfache Aufrechthaltung der Eisenzölle diesmal
von den Schutzzöllnern nicht mehr versucht wurde.
Am 25. Juni ward der Reichstag geschlossen. An demselben Tag ver¬
kündete die „Provinzial - Correspondenz", daß die dritte Session des ersten
Reichstags nicht die letzte sein, sondern daß noch in diesem Jahr eine Herbst¬
session stattfinden wird. Das Mandat des ersten Reichstags dauert bekannt¬
lich bis zum März 1874. Die Krone unter den Arbeiten der ersten Session
ist das Münzgesetz, alsdann folgt im Werth die Stiftung des Reichsinva¬
lidenfonds. Die Wohnungsgeldzuschüsse für die Beamten des Reichsdienstes
in Civil und Militär werden den Betreffenden sehr willkommen sein, nicht
Minder die Verbesserung der Lage der Unterofficiere. Die Bewilligung für
den Umbau der deutschen Festungen war ein nothwendiger Akt großer Vor¬
sorge.
Möge nun der Reichstag im Herbst die Kraft und den Willen mitbrin¬
gen zur Erledigung der drei diesmal rückständig gebliebenen Aufgaben ersten
Ranges, des Heergesetzes, des Bankgesetzes und des Papiergeldgesetzes. Den
Rückstand der beiden letzteren Aufgaben haben die Bundesregierungen, den
— r. der ersten Aufgabe hat der Reichstag verschuldet.
Aus dem Aeichslande.
So wäre nun denn der erste Schritt zur Wiederbelebung der politischen
Selbstthätigkeit des Landes, oder, wie Andere es warnend genannt haben,
der „Sprung ins Finstere" geschehen, und die Regierung, die ihn gethan,
wird ihn nicht zu bereuen haben. In mehr als einer Beziehung haben die
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