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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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muß mir eine eigene Werckstätte anschaffen, sollt ich mirs auch am Maul ab-
spahren.

Zu Seite 21. Im Brief No. 23 ist folgender Eingang weggelassen:

Lieber Bruder, ich habe deinen Creditbrief auf Gero contremandirt und
Streibern aufgetragen, daß er an Lavatern 60 Louisdor auszahlen soll lassen.
Richte dich also darnach.

Das eingeklammerte Datum muß den 13. nicht den 18. heißen.

Zu Seite 92. No. 83. Der Brief ist falsch eingereiht; er ist aus sach¬
lichen Gründen zum Jahr 1780 zu stellen.


3) Wieland an Einsiedel.

Liebster Einsiedel -- ich war in Gotha bey Schweizern -- für alle andre
Menschen in größtem inevAmtv -- und habe meine Seele an dem Schatten
seiner Musik zur Rosamund gelabet, wovon ich in wenig Wochen geliebst Gott
die Realität in Mannheim hören werde. Will Euch ize weiter nichts davon
sagen, als daß die Musik der Alceste, so herrlich sie ist, >steh dagegen verhält
wie ein Nebelstern gegen den Sirius. Es ist Jammerschade, daß Euch nichts
davon zu gut kommen soll! Denn Seckendorf kann und darf nicht fort und
so bleibt auch Kalb hier; und Sie lieber E. werden auch hier bleiben und ich
werde allein ziehen müssen. Aber dafür wird auch mein Lohn im Opernhimmel
zu Mannheim groß sein!

Wenn meine kleine Gabe, die Sie am 24 Oetober unserer Herzogin für
mich zum Opfer dargebracht, angenehm gewesen und einen Augenblick Freude
gemacht hat, wie sie so gütig gewesen mich zu versichern -- so soll mirs lieber
sehn, als wenn mich der Großsultan zu seinem Kikar Aga, gemacht hätte. Daß
ich aber, so gerne ich auch wollte, noch einmal nach Ettersburg werde wallfarthen
können, ist fast sehr unwahrscheinlich -- denn xrima mag ich nun meine Frau
nicht verlassen, sveunclo würde ich in dieser Jahrszeit bey Euch unfehlbar g,
oder so was guts hohlen; und wrtio et uMmo hab ich ganz abscheulich
viel zu drucken und zu schreiben, wenn ich den Mercur vor meiner Mannheimer
Reise noch leidlich bestellen will. Habt Ihr denn gar nichts, das Ihr mir
beysteuern könnt? Diesmal wär es ein wahres Werck der Barmherzigkeit.

Legen Sie mich Olympier zu Füßen und sondiren Sie, wenn ich bitten
darf, ob Sie es leiden mag, daß das bewußte poetische Werklein einem ehr¬
samen Publico im Merkur zu gemeinem Gebrauche mitgetheilt und prostituirt
werde. Ich dächte ja, Arten denn ze. ze., sagen Sie mir Ihre Meynung davon
mit 2 Worten und behalten lieb


Ihren Wieland.

Abends um 10 Uhr.



") Mädchen-Aufseher, Hmemwächtcr.

muß mir eine eigene Werckstätte anschaffen, sollt ich mirs auch am Maul ab-
spahren.

Zu Seite 21. Im Brief No. 23 ist folgender Eingang weggelassen:

Lieber Bruder, ich habe deinen Creditbrief auf Gero contremandirt und
Streibern aufgetragen, daß er an Lavatern 60 Louisdor auszahlen soll lassen.
Richte dich also darnach.

Das eingeklammerte Datum muß den 13. nicht den 18. heißen.

Zu Seite 92. No. 83. Der Brief ist falsch eingereiht; er ist aus sach¬
lichen Gründen zum Jahr 1780 zu stellen.


3) Wieland an Einsiedel.

Liebster Einsiedel — ich war in Gotha bey Schweizern — für alle andre
Menschen in größtem inevAmtv — und habe meine Seele an dem Schatten
seiner Musik zur Rosamund gelabet, wovon ich in wenig Wochen geliebst Gott
die Realität in Mannheim hören werde. Will Euch ize weiter nichts davon
sagen, als daß die Musik der Alceste, so herrlich sie ist, >steh dagegen verhält
wie ein Nebelstern gegen den Sirius. Es ist Jammerschade, daß Euch nichts
davon zu gut kommen soll! Denn Seckendorf kann und darf nicht fort und
so bleibt auch Kalb hier; und Sie lieber E. werden auch hier bleiben und ich
werde allein ziehen müssen. Aber dafür wird auch mein Lohn im Opernhimmel
zu Mannheim groß sein!

Wenn meine kleine Gabe, die Sie am 24 Oetober unserer Herzogin für
mich zum Opfer dargebracht, angenehm gewesen und einen Augenblick Freude
gemacht hat, wie sie so gütig gewesen mich zu versichern — so soll mirs lieber
sehn, als wenn mich der Großsultan zu seinem Kikar Aga, gemacht hätte. Daß
ich aber, so gerne ich auch wollte, noch einmal nach Ettersburg werde wallfarthen
können, ist fast sehr unwahrscheinlich — denn xrima mag ich nun meine Frau
nicht verlassen, sveunclo würde ich in dieser Jahrszeit bey Euch unfehlbar g,
oder so was guts hohlen; und wrtio et uMmo hab ich ganz abscheulich
viel zu drucken und zu schreiben, wenn ich den Mercur vor meiner Mannheimer
Reise noch leidlich bestellen will. Habt Ihr denn gar nichts, das Ihr mir
beysteuern könnt? Diesmal wär es ein wahres Werck der Barmherzigkeit.

Legen Sie mich Olympier zu Füßen und sondiren Sie, wenn ich bitten
darf, ob Sie es leiden mag, daß das bewußte poetische Werklein einem ehr¬
samen Publico im Merkur zu gemeinem Gebrauche mitgetheilt und prostituirt
werde. Ich dächte ja, Arten denn ze. ze., sagen Sie mir Ihre Meynung davon
mit 2 Worten und behalten lieb


Ihren Wieland.

Abends um 10 Uhr.



") Mädchen-Aufseher, Hmemwächtcr.
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[0304] muß mir eine eigene Werckstätte anschaffen, sollt ich mirs auch am Maul ab- spahren. Zu Seite 21. Im Brief No. 23 ist folgender Eingang weggelassen: Lieber Bruder, ich habe deinen Creditbrief auf Gero contremandirt und Streibern aufgetragen, daß er an Lavatern 60 Louisdor auszahlen soll lassen. Richte dich also darnach. Das eingeklammerte Datum muß den 13. nicht den 18. heißen. Zu Seite 92. No. 83. Der Brief ist falsch eingereiht; er ist aus sach¬ lichen Gründen zum Jahr 1780 zu stellen. 3) Wieland an Einsiedel. Liebster Einsiedel — ich war in Gotha bey Schweizern — für alle andre Menschen in größtem inevAmtv — und habe meine Seele an dem Schatten seiner Musik zur Rosamund gelabet, wovon ich in wenig Wochen geliebst Gott die Realität in Mannheim hören werde. Will Euch ize weiter nichts davon sagen, als daß die Musik der Alceste, so herrlich sie ist, >steh dagegen verhält wie ein Nebelstern gegen den Sirius. Es ist Jammerschade, daß Euch nichts davon zu gut kommen soll! Denn Seckendorf kann und darf nicht fort und so bleibt auch Kalb hier; und Sie lieber E. werden auch hier bleiben und ich werde allein ziehen müssen. Aber dafür wird auch mein Lohn im Opernhimmel zu Mannheim groß sein! Wenn meine kleine Gabe, die Sie am 24 Oetober unserer Herzogin für mich zum Opfer dargebracht, angenehm gewesen und einen Augenblick Freude gemacht hat, wie sie so gütig gewesen mich zu versichern — so soll mirs lieber sehn, als wenn mich der Großsultan zu seinem Kikar Aga, gemacht hätte. Daß ich aber, so gerne ich auch wollte, noch einmal nach Ettersburg werde wallfarthen können, ist fast sehr unwahrscheinlich — denn xrima mag ich nun meine Frau nicht verlassen, sveunclo würde ich in dieser Jahrszeit bey Euch unfehlbar g, oder so was guts hohlen; und wrtio et uMmo hab ich ganz abscheulich viel zu drucken und zu schreiben, wenn ich den Mercur vor meiner Mannheimer Reise noch leidlich bestellen will. Habt Ihr denn gar nichts, das Ihr mir beysteuern könnt? Diesmal wär es ein wahres Werck der Barmherzigkeit. Legen Sie mich Olympier zu Füßen und sondiren Sie, wenn ich bitten darf, ob Sie es leiden mag, daß das bewußte poetische Werklein einem ehr¬ samen Publico im Merkur zu gemeinem Gebrauche mitgetheilt und prostituirt werde. Ich dächte ja, Arten denn ze. ze., sagen Sie mir Ihre Meynung davon mit 2 Worten und behalten lieb Ihren Wieland. Abends um 10 Uhr. ") Mädchen-Aufseher, Hmemwächtcr.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/304>, abgerufen am 05.02.2025.