Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Allerdings haben die Herren nur eine rein seminaristische Bildung genossen Auf Mitleid werden dann die Dresdner Schulmonarchen allerdings nicht Koch einmal' die deutsche Kechtschreibnng.*) In No. 9301 der Weserzeitung (Unterabtheilung) findet sich eine Kritik ") Nachstehenden Artikel erhielten wir noch vor Abdruck des Artikels von G. Wustmann in
D. Red. Heft 2g von einem bekannten deutschen Abgeordneten zugesendet. Allerdings haben die Herren nur eine rein seminaristische Bildung genossen Auf Mitleid werden dann die Dresdner Schulmonarchen allerdings nicht Koch einmal' die deutsche Kechtschreibnng.*) In No. 9301 der Weserzeitung (Unterabtheilung) findet sich eine Kritik ") Nachstehenden Artikel erhielten wir noch vor Abdruck des Artikels von G. Wustmann in
D. Red. Heft 2g von einem bekannten deutschen Abgeordneten zugesendet. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193047"/> <p xml:id="ID_787"> Allerdings haben die Herren nur eine rein seminaristische Bildung genossen<lb/> und diese war in früheren Zeiten noch ein gut Theil mangelhafter als jetzt.<lb/> Es könnte also doch fraglich erscheinen, ob das Cultusministerium in solchen<lb/> „Fachmännern" einen entsprechenden Ersatz für die bisherige Aufsicht der<lb/> Superintendenten erkennen, ob es namentlich auch einen solchen „Fachmann"<lb/> heranziehen wird, der, wie wir oben gezeigt haben, nicht einmal in dem rich¬<lb/> tige Gebrauch der deutschen Muttersprache tactfest ist. Auch scheinen die für<lb/> die Schulinspectoren angenommenen Gehaltssätze von 1500— 1800 Thalern,<lb/> welche den Gehalten der Gymnasial- und Realschuldirectoren nahe kommen<lb/> oder gleich stehen und die der Seminardirectoren übertreffen, darauf hinzu¬<lb/> deuten, daß sich das Cultusministerium unter den „bewährten Fachmännern"<lb/> doch nur Leute denkt, die ihre vollen akademischen Studien gemacht haben,<lb/> die wie die preußischen Regierungsschulräthe auch durch ihre wissenschaftliche<lb/> Bildung einen hebenden und belebenden Einfluß auf die ihrer Aufficht an¬<lb/> vertrauten Lehrer üben können. Der Mangel einer gediegenen wissenschaft¬<lb/> lichen Bildung läßt sich leider auch durch ein noch so großes Maß loyaler<lb/> Gesinnung nicht ersetzen, und so wird sich schließlich Wohl doch herausstellen,<lb/> daß alle jene stürmischen Bewerbungen um die Gunst des hohen Cultusmi¬<lb/> nisteriums nichts anderes waren als — verlorene Liebesmühe.</p><lb/> <p xml:id="ID_788"> Auf Mitleid werden dann die Dresdner Schulmonarchen allerdings nicht<lb/> rechnen können, dafür haben sie der öffentlichen Meinung des Landes allzu<lb/> frech in das Gesicht geschlagen. Man würde in der That sehr Unrecht thun,<lb/> wenn man die politische Gesinnung der sächsischen Bevölkerung, nach den<lb/> Herzensergießungen und Agitationen dieser Handvoll Leute beurtheilen wollte.<lb/> Gesinnungsgenossen in ihrem wahnwitzigen Haß gegen Preußen und die libe¬<lb/> rale Partei finden dieselben höchstens noch in etlichen verbissenen Junkern,<lb/> in den Jesuitenfreunden und in den Socialdemokraten—einer Genossenschaft,<lb/> um die sie Niemand beneiden wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Koch einmal' die deutsche Kechtschreibnng.*)</head><lb/> <p xml:id="ID_789" next="#ID_790"> In No. 9301 der Weserzeitung (Unterabtheilung) findet sich eine Kritik<lb/> des Werkes von Dr. Conr. Duden, „die deutsche Rechtschreibung", gegen<lb/> deren allgemeine Tendenz der Einsender dieses nichts einzuwenden hat, zu<lb/> welcher er sich jedoch einige Bemerkungen zu machen erlaubt. Indem dort</p><lb/> <note xml:id="FID_95" place="foot"> ") Nachstehenden Artikel erhielten wir noch vor Abdruck des Artikels von G. Wustmann in<lb/><note type="byline"> D. Red.</note> Heft 2g von einem bekannten deutschen Abgeordneten zugesendet. </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0244]
Allerdings haben die Herren nur eine rein seminaristische Bildung genossen
und diese war in früheren Zeiten noch ein gut Theil mangelhafter als jetzt.
Es könnte also doch fraglich erscheinen, ob das Cultusministerium in solchen
„Fachmännern" einen entsprechenden Ersatz für die bisherige Aufsicht der
Superintendenten erkennen, ob es namentlich auch einen solchen „Fachmann"
heranziehen wird, der, wie wir oben gezeigt haben, nicht einmal in dem rich¬
tige Gebrauch der deutschen Muttersprache tactfest ist. Auch scheinen die für
die Schulinspectoren angenommenen Gehaltssätze von 1500— 1800 Thalern,
welche den Gehalten der Gymnasial- und Realschuldirectoren nahe kommen
oder gleich stehen und die der Seminardirectoren übertreffen, darauf hinzu¬
deuten, daß sich das Cultusministerium unter den „bewährten Fachmännern"
doch nur Leute denkt, die ihre vollen akademischen Studien gemacht haben,
die wie die preußischen Regierungsschulräthe auch durch ihre wissenschaftliche
Bildung einen hebenden und belebenden Einfluß auf die ihrer Aufficht an¬
vertrauten Lehrer üben können. Der Mangel einer gediegenen wissenschaft¬
lichen Bildung läßt sich leider auch durch ein noch so großes Maß loyaler
Gesinnung nicht ersetzen, und so wird sich schließlich Wohl doch herausstellen,
daß alle jene stürmischen Bewerbungen um die Gunst des hohen Cultusmi¬
nisteriums nichts anderes waren als — verlorene Liebesmühe.
Auf Mitleid werden dann die Dresdner Schulmonarchen allerdings nicht
rechnen können, dafür haben sie der öffentlichen Meinung des Landes allzu
frech in das Gesicht geschlagen. Man würde in der That sehr Unrecht thun,
wenn man die politische Gesinnung der sächsischen Bevölkerung, nach den
Herzensergießungen und Agitationen dieser Handvoll Leute beurtheilen wollte.
Gesinnungsgenossen in ihrem wahnwitzigen Haß gegen Preußen und die libe¬
rale Partei finden dieselben höchstens noch in etlichen verbissenen Junkern,
in den Jesuitenfreunden und in den Socialdemokraten—einer Genossenschaft,
um die sie Niemand beneiden wird.
Koch einmal' die deutsche Kechtschreibnng.*)
In No. 9301 der Weserzeitung (Unterabtheilung) findet sich eine Kritik
des Werkes von Dr. Conr. Duden, „die deutsche Rechtschreibung", gegen
deren allgemeine Tendenz der Einsender dieses nichts einzuwenden hat, zu
welcher er sich jedoch einige Bemerkungen zu machen erlaubt. Indem dort
") Nachstehenden Artikel erhielten wir noch vor Abdruck des Artikels von G. Wustmann in
D. Red. Heft 2g von einem bekannten deutschen Abgeordneten zugesendet.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |