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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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Friedrich Arnold IrocKhaus.^)

Was wir schon längst auszusprechen die Absicht hatten, wird uns beim
Erscheinen dieses Buches im Interesse der literarhistorischen Forschung zur
Pflicht, weil diese Leistung wieder einmal erkennen läßt, welches Material
bedeutende Verlagsgeschäfte besitzen, welches im Interesse der Wissenschaft
verwerthet werden kann. In dieser Beziehung ist es ein völlig falscher Grund¬
satz, wenn große Firmen des deutschen Buchhandels mit solchen Publicationen
erst auf einen bedeutenden Abschnitt ihres Daseins und Wirkens warten.
Wir meinen, es bedarf nicht erst der Feier eines Jubiläums um so vorzugehen,
wie der Herausgeber dieser Biographie es gethan hat.

Der Herausgeber hat mit sichtbarer Liebe seiner Arbeit zur Verherr¬
lichung der enormen Thätigkeit seines Vorfahren obgelegen und ihm ist in
reichem Maße bewußt gewesen, daß es eine andere BeHandlungsweise der
Monographie giebt, welche auf Vollendung der Darstellung allein gerechten
Anspruch erheben kann. Mancher wird das Buch als etwas "breit" gehalten
zur Seite legen, nachdem es vielleicht nur zur cursorischen Lectüre verurtheilt
war. Ganz anderer Ansicht sind wir. Das Buch ist höchst verdienstvoll und
wird seinen Werth für die deutsche Literaturgeschichte gerade auch wegen
der darin enthaltenen und nicht verarbeiteten Briefe, welche sich über die
verschiedensten literarischen Erscheinungen verbreiten, zu behaupten wissen. In
so weit es sich von der Brockhaus'schen Firma handelt, wird es vom Literar¬
historiker als Quelle benützt werden und es sollte dies Buch Eigenthum jeder
öffentlichen Bibliothek sein. Was den nächsten Zweck des Herausgebers an¬
langt, so ist es im besten Sinne nach unserer Ansicht erreicht. Das Bild des
verdienstvollen deutschen Buchhändlers ist klar und mit Wärme geschildert;
der Styl gut. Das Buch macht den Eindruck, daß volle Objectivität bei der
Beurtheilung der Thätigkeit von Brockhaus maßgebend gewesen ist. Wenn
das vorgefundene zum Theil lückenhafte Material so wenig Schattenseiten
aufzuweisen hat, als es reich an trefflichen Zügen in einem hoch bewegten
Leben ist, dann dürfen wir keck die Behauptung wagen, daß auf den ver¬
dienstvollen Brockhaus das Goethe'sche Wort keine Anwendung finden darf:
Bkhdt. "Ein jeder Buchhändler müßte seine eigne Hölle haben."





Verantwortlicher Redacteur: Dr, Haus Blum.
Verlag von F. L. Hcrbig. -- Druck von Hiithel K Legler in Leipzig.


-) Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und andern
Aufzeichnungen geschildert von seinem Enkel Heinrich Eduard Brockhaus. 1. Theil. Mit einem
Bildniß nach Vogel von Vogelsiein, Leipzig F. A. Brockhaus 1872.
Friedrich Arnold IrocKhaus.^)

Was wir schon längst auszusprechen die Absicht hatten, wird uns beim
Erscheinen dieses Buches im Interesse der literarhistorischen Forschung zur
Pflicht, weil diese Leistung wieder einmal erkennen läßt, welches Material
bedeutende Verlagsgeschäfte besitzen, welches im Interesse der Wissenschaft
verwerthet werden kann. In dieser Beziehung ist es ein völlig falscher Grund¬
satz, wenn große Firmen des deutschen Buchhandels mit solchen Publicationen
erst auf einen bedeutenden Abschnitt ihres Daseins und Wirkens warten.
Wir meinen, es bedarf nicht erst der Feier eines Jubiläums um so vorzugehen,
wie der Herausgeber dieser Biographie es gethan hat.

Der Herausgeber hat mit sichtbarer Liebe seiner Arbeit zur Verherr¬
lichung der enormen Thätigkeit seines Vorfahren obgelegen und ihm ist in
reichem Maße bewußt gewesen, daß es eine andere BeHandlungsweise der
Monographie giebt, welche auf Vollendung der Darstellung allein gerechten
Anspruch erheben kann. Mancher wird das Buch als etwas „breit" gehalten
zur Seite legen, nachdem es vielleicht nur zur cursorischen Lectüre verurtheilt
war. Ganz anderer Ansicht sind wir. Das Buch ist höchst verdienstvoll und
wird seinen Werth für die deutsche Literaturgeschichte gerade auch wegen
der darin enthaltenen und nicht verarbeiteten Briefe, welche sich über die
verschiedensten literarischen Erscheinungen verbreiten, zu behaupten wissen. In
so weit es sich von der Brockhaus'schen Firma handelt, wird es vom Literar¬
historiker als Quelle benützt werden und es sollte dies Buch Eigenthum jeder
öffentlichen Bibliothek sein. Was den nächsten Zweck des Herausgebers an¬
langt, so ist es im besten Sinne nach unserer Ansicht erreicht. Das Bild des
verdienstvollen deutschen Buchhändlers ist klar und mit Wärme geschildert;
der Styl gut. Das Buch macht den Eindruck, daß volle Objectivität bei der
Beurtheilung der Thätigkeit von Brockhaus maßgebend gewesen ist. Wenn
das vorgefundene zum Theil lückenhafte Material so wenig Schattenseiten
aufzuweisen hat, als es reich an trefflichen Zügen in einem hoch bewegten
Leben ist, dann dürfen wir keck die Behauptung wagen, daß auf den ver¬
dienstvollen Brockhaus das Goethe'sche Wort keine Anwendung finden darf:
Bkhdt. „Ein jeder Buchhändler müßte seine eigne Hölle haben."





Verantwortlicher Redacteur: Dr, Haus Blum.
Verlag von F. L. Hcrbig. — Druck von Hiithel K Legler in Leipzig.


-) Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und andern
Aufzeichnungen geschildert von seinem Enkel Heinrich Eduard Brockhaus. 1. Theil. Mit einem
Bildniß nach Vogel von Vogelsiein, Leipzig F. A. Brockhaus 1872.
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[0168] Friedrich Arnold IrocKhaus.^) Was wir schon längst auszusprechen die Absicht hatten, wird uns beim Erscheinen dieses Buches im Interesse der literarhistorischen Forschung zur Pflicht, weil diese Leistung wieder einmal erkennen läßt, welches Material bedeutende Verlagsgeschäfte besitzen, welches im Interesse der Wissenschaft verwerthet werden kann. In dieser Beziehung ist es ein völlig falscher Grund¬ satz, wenn große Firmen des deutschen Buchhandels mit solchen Publicationen erst auf einen bedeutenden Abschnitt ihres Daseins und Wirkens warten. Wir meinen, es bedarf nicht erst der Feier eines Jubiläums um so vorzugehen, wie der Herausgeber dieser Biographie es gethan hat. Der Herausgeber hat mit sichtbarer Liebe seiner Arbeit zur Verherr¬ lichung der enormen Thätigkeit seines Vorfahren obgelegen und ihm ist in reichem Maße bewußt gewesen, daß es eine andere BeHandlungsweise der Monographie giebt, welche auf Vollendung der Darstellung allein gerechten Anspruch erheben kann. Mancher wird das Buch als etwas „breit" gehalten zur Seite legen, nachdem es vielleicht nur zur cursorischen Lectüre verurtheilt war. Ganz anderer Ansicht sind wir. Das Buch ist höchst verdienstvoll und wird seinen Werth für die deutsche Literaturgeschichte gerade auch wegen der darin enthaltenen und nicht verarbeiteten Briefe, welche sich über die verschiedensten literarischen Erscheinungen verbreiten, zu behaupten wissen. In so weit es sich von der Brockhaus'schen Firma handelt, wird es vom Literar¬ historiker als Quelle benützt werden und es sollte dies Buch Eigenthum jeder öffentlichen Bibliothek sein. Was den nächsten Zweck des Herausgebers an¬ langt, so ist es im besten Sinne nach unserer Ansicht erreicht. Das Bild des verdienstvollen deutschen Buchhändlers ist klar und mit Wärme geschildert; der Styl gut. Das Buch macht den Eindruck, daß volle Objectivität bei der Beurtheilung der Thätigkeit von Brockhaus maßgebend gewesen ist. Wenn das vorgefundene zum Theil lückenhafte Material so wenig Schattenseiten aufzuweisen hat, als es reich an trefflichen Zügen in einem hoch bewegten Leben ist, dann dürfen wir keck die Behauptung wagen, daß auf den ver¬ dienstvollen Brockhaus das Goethe'sche Wort keine Anwendung finden darf: Bkhdt. „Ein jeder Buchhändler müßte seine eigne Hölle haben." Verantwortlicher Redacteur: Dr, Haus Blum. Verlag von F. L. Hcrbig. — Druck von Hiithel K Legler in Leipzig. -) Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und andern Aufzeichnungen geschildert von seinem Enkel Heinrich Eduard Brockhaus. 1. Theil. Mit einem Bildniß nach Vogel von Vogelsiein, Leipzig F. A. Brockhaus 1872.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/168>, abgerufen am 24.08.2024.