Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

und Constantin Frantz die rettenden Thaten erwarten, -- das ist doch
wirklich hochkomisch.

Es erinnert an jenen fanatischen Bauer in Altbayern, welcher von dem
"Cooperator" (Kaplan) verlangte, er solle den "Fürsten dieser Welt" (damit
meinte er den Fürsten Bismarck) -- todtbeten.




Lin HedenKöuch des Krieges 1870--71.

Als nach den Erfolgen der unvergleichlichen Waffenthaten des deutschen
Heeres im Jahre 1870 im Januar 1871 endlich das lange ersehnte deutsche
Reich in Versailles errichtet worden, faßte Dr. A. Essenwein, erster Director
des Germanischen Museums in Nürnberg, welcher schon während des Krieges
mit Eifer möglichst viel Original'Quellen zur Geschichte des Krieges gesammelt
hatte, den Plan, ein Album anzulegen, in das sämmtliche Personen, welche
in diesem denkwürdigen Kriege in hervorragender Weise thätig gewesen, eigen¬
händig einige Worte einschreiben sollten. Nach geschlossenem Frieden besuchte
der geheime Legationsrath Abeken das Germanische Museum. Er erfuhr von
diesem Plane und billigte ihn nicht nur, sondern versprach auch die weit-
gehendste Mitwirkung zur Ausführung desselben. Ja er übernahm sogar die
Besorgung aller in Berlin zu schreibenden Albumblätter. Auch an den
anderen Orten, in München, Dresden, Stuttgart, Carlsruhe:c. fand Essen¬
wein für seine Wünsche ein allgemeines Entgegenkommen und so entstand
binnen wenigen Monaten ein höchst werthvolles Album von über hundert
Blättern, das der großen deutschen National-Anstalt, welche es besitzt, durch¬
aus würdig ist. Es enthält eigenhändige Einzeichnungen des Kaisers, der
prinzlichen Heerführer, des Reichskanzlers, des Grafen Moltke, aller deutschen
Fürsten und Prinzen, welche an dem Kriege Theil genommen, aller hervor¬
ragenden Generale, der einflußreichsten Minister und Diplomaten, so wie
mehrerer anderer zu den Ereignissen in naher Beziehung stehenden Personen.

Ueberall wohin die Kunde von diesem Album drang, erregte es lebhaftes
Interesse. Porträts und Handschriften sind ja bekanntlich sehr wesentliche
Anhaltspunkte für Beurtheilung des Charakters der Menschen. Daneben
wirft auch die Auswahl der Sprüche ein Schlaglicht auf die Ansichten dieser
Männer.

Es ist daher gewiß ein glücklicher Gedanke, daß die Hofbuchhandlung
S. Soltau in Nürnberg eine Vervielfältigung dieses Kriegs-Albums in ge¬
treuen Facsimiles unternommen hat.


und Constantin Frantz die rettenden Thaten erwarten, — das ist doch
wirklich hochkomisch.

Es erinnert an jenen fanatischen Bauer in Altbayern, welcher von dem
„Cooperator" (Kaplan) verlangte, er solle den „Fürsten dieser Welt" (damit
meinte er den Fürsten Bismarck) — todtbeten.




Lin HedenKöuch des Krieges 1870—71.

Als nach den Erfolgen der unvergleichlichen Waffenthaten des deutschen
Heeres im Jahre 1870 im Januar 1871 endlich das lange ersehnte deutsche
Reich in Versailles errichtet worden, faßte Dr. A. Essenwein, erster Director
des Germanischen Museums in Nürnberg, welcher schon während des Krieges
mit Eifer möglichst viel Original'Quellen zur Geschichte des Krieges gesammelt
hatte, den Plan, ein Album anzulegen, in das sämmtliche Personen, welche
in diesem denkwürdigen Kriege in hervorragender Weise thätig gewesen, eigen¬
händig einige Worte einschreiben sollten. Nach geschlossenem Frieden besuchte
der geheime Legationsrath Abeken das Germanische Museum. Er erfuhr von
diesem Plane und billigte ihn nicht nur, sondern versprach auch die weit-
gehendste Mitwirkung zur Ausführung desselben. Ja er übernahm sogar die
Besorgung aller in Berlin zu schreibenden Albumblätter. Auch an den
anderen Orten, in München, Dresden, Stuttgart, Carlsruhe:c. fand Essen¬
wein für seine Wünsche ein allgemeines Entgegenkommen und so entstand
binnen wenigen Monaten ein höchst werthvolles Album von über hundert
Blättern, das der großen deutschen National-Anstalt, welche es besitzt, durch¬
aus würdig ist. Es enthält eigenhändige Einzeichnungen des Kaisers, der
prinzlichen Heerführer, des Reichskanzlers, des Grafen Moltke, aller deutschen
Fürsten und Prinzen, welche an dem Kriege Theil genommen, aller hervor¬
ragenden Generale, der einflußreichsten Minister und Diplomaten, so wie
mehrerer anderer zu den Ereignissen in naher Beziehung stehenden Personen.

Ueberall wohin die Kunde von diesem Album drang, erregte es lebhaftes
Interesse. Porträts und Handschriften sind ja bekanntlich sehr wesentliche
Anhaltspunkte für Beurtheilung des Charakters der Menschen. Daneben
wirft auch die Auswahl der Sprüche ein Schlaglicht auf die Ansichten dieser
Männer.

Es ist daher gewiß ein glücklicher Gedanke, daß die Hofbuchhandlung
S. Soltau in Nürnberg eine Vervielfältigung dieses Kriegs-Albums in ge¬
treuen Facsimiles unternommen hat.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128970"/>
          <p xml:id="ID_1686" prev="#ID_1685"> und Constantin Frantz die rettenden Thaten erwarten, &#x2014; das ist doch<lb/>
wirklich hochkomisch.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1687"> Es erinnert an jenen fanatischen Bauer in Altbayern, welcher von dem<lb/>
&#x201E;Cooperator" (Kaplan) verlangte, er solle den &#x201E;Fürsten dieser Welt" (damit<lb/>
meinte er den Fürsten Bismarck) &#x2014; todtbeten.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Lin HedenKöuch des Krieges 1870&#x2014;71.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1688"> Als nach den Erfolgen der unvergleichlichen Waffenthaten des deutschen<lb/>
Heeres im Jahre 1870 im Januar 1871 endlich das lange ersehnte deutsche<lb/>
Reich in Versailles errichtet worden, faßte Dr. A. Essenwein, erster Director<lb/>
des Germanischen Museums in Nürnberg, welcher schon während des Krieges<lb/>
mit Eifer möglichst viel Original'Quellen zur Geschichte des Krieges gesammelt<lb/>
hatte, den Plan, ein Album anzulegen, in das sämmtliche Personen, welche<lb/>
in diesem denkwürdigen Kriege in hervorragender Weise thätig gewesen, eigen¬<lb/>
händig einige Worte einschreiben sollten. Nach geschlossenem Frieden besuchte<lb/>
der geheime Legationsrath Abeken das Germanische Museum. Er erfuhr von<lb/>
diesem Plane und billigte ihn nicht nur, sondern versprach auch die weit-<lb/>
gehendste Mitwirkung zur Ausführung desselben. Ja er übernahm sogar die<lb/>
Besorgung aller in Berlin zu schreibenden Albumblätter. Auch an den<lb/>
anderen Orten, in München, Dresden, Stuttgart, Carlsruhe:c. fand Essen¬<lb/>
wein für seine Wünsche ein allgemeines Entgegenkommen und so entstand<lb/>
binnen wenigen Monaten ein höchst werthvolles Album von über hundert<lb/>
Blättern, das der großen deutschen National-Anstalt, welche es besitzt, durch¬<lb/>
aus würdig ist. Es enthält eigenhändige Einzeichnungen des Kaisers, der<lb/>
prinzlichen Heerführer, des Reichskanzlers, des Grafen Moltke, aller deutschen<lb/>
Fürsten und Prinzen, welche an dem Kriege Theil genommen, aller hervor¬<lb/>
ragenden Generale, der einflußreichsten Minister und Diplomaten, so wie<lb/>
mehrerer anderer zu den Ereignissen in naher Beziehung stehenden Personen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1689"> Ueberall wohin die Kunde von diesem Album drang, erregte es lebhaftes<lb/>
Interesse. Porträts und Handschriften sind ja bekanntlich sehr wesentliche<lb/>
Anhaltspunkte für Beurtheilung des Charakters der Menschen. Daneben<lb/>
wirft auch die Auswahl der Sprüche ein Schlaglicht auf die Ansichten dieser<lb/>
Männer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1690"> Es ist daher gewiß ein glücklicher Gedanke, daß die Hofbuchhandlung<lb/>
S. Soltau in Nürnberg eine Vervielfältigung dieses Kriegs-Albums in ge¬<lb/>
treuen Facsimiles unternommen hat.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0516] und Constantin Frantz die rettenden Thaten erwarten, — das ist doch wirklich hochkomisch. Es erinnert an jenen fanatischen Bauer in Altbayern, welcher von dem „Cooperator" (Kaplan) verlangte, er solle den „Fürsten dieser Welt" (damit meinte er den Fürsten Bismarck) — todtbeten. Lin HedenKöuch des Krieges 1870—71. Als nach den Erfolgen der unvergleichlichen Waffenthaten des deutschen Heeres im Jahre 1870 im Januar 1871 endlich das lange ersehnte deutsche Reich in Versailles errichtet worden, faßte Dr. A. Essenwein, erster Director des Germanischen Museums in Nürnberg, welcher schon während des Krieges mit Eifer möglichst viel Original'Quellen zur Geschichte des Krieges gesammelt hatte, den Plan, ein Album anzulegen, in das sämmtliche Personen, welche in diesem denkwürdigen Kriege in hervorragender Weise thätig gewesen, eigen¬ händig einige Worte einschreiben sollten. Nach geschlossenem Frieden besuchte der geheime Legationsrath Abeken das Germanische Museum. Er erfuhr von diesem Plane und billigte ihn nicht nur, sondern versprach auch die weit- gehendste Mitwirkung zur Ausführung desselben. Ja er übernahm sogar die Besorgung aller in Berlin zu schreibenden Albumblätter. Auch an den anderen Orten, in München, Dresden, Stuttgart, Carlsruhe:c. fand Essen¬ wein für seine Wünsche ein allgemeines Entgegenkommen und so entstand binnen wenigen Monaten ein höchst werthvolles Album von über hundert Blättern, das der großen deutschen National-Anstalt, welche es besitzt, durch¬ aus würdig ist. Es enthält eigenhändige Einzeichnungen des Kaisers, der prinzlichen Heerführer, des Reichskanzlers, des Grafen Moltke, aller deutschen Fürsten und Prinzen, welche an dem Kriege Theil genommen, aller hervor¬ ragenden Generale, der einflußreichsten Minister und Diplomaten, so wie mehrerer anderer zu den Ereignissen in naher Beziehung stehenden Personen. Ueberall wohin die Kunde von diesem Album drang, erregte es lebhaftes Interesse. Porträts und Handschriften sind ja bekanntlich sehr wesentliche Anhaltspunkte für Beurtheilung des Charakters der Menschen. Daneben wirft auch die Auswahl der Sprüche ein Schlaglicht auf die Ansichten dieser Männer. Es ist daher gewiß ein glücklicher Gedanke, daß die Hofbuchhandlung S. Soltau in Nürnberg eine Vervielfältigung dieses Kriegs-Albums in ge¬ treuen Facsimiles unternommen hat.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/516
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/516>, abgerufen am 22.07.2024.